Für Begeisterung beim Publikum sorgten Anne Schnell und JoJo Effect. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Sängerin Anne Schnell und JoJo Effect demonstrieren die Vielschichtigkeit der Jazz-Musik

Umgeben von sechs adretten Herren in schwarzen Anzügen verwandelte die charismatische Sängerin Anne Schnell das Forum im Hermann Hesse-Gymnasium (HHG) in Calw in eine Jazz-Lounge. In der gut besuchten Veranstaltung bewiesen sie, wie vielschichtig Jazzmusik sein kann.

Calw. Es ist gerade mal eine Woche her, da wurde die Calwer Kult-Veranstaltung "Jazz am Schießberg" mit einem deutschlandweit anerkannten Preis ausgezeichnet. Für deren Verdienst als ein "kleiner Musikclub, der mit seinen ambitionierten und innovativen Rock-, Pop- oder Jazz-Angeboten für eine lebendige und vielseitige Musiklandschaft im ganzen Land sorgt".

Anne Schnell und JoJo Effect bestätigten diesen Ritterschlag in eindrucksvoller Weise. Sybille Körholz, eine der tragenden Säulen im Organisationsteam, freute sich insbesondere über acht junge Schüler des HHG.

Entführung in die Welt des Latin Rhythm, Samba und Bossa

Die ersten Keyboard-Töne zu "Mystery" klangen sphärisch leicht und doch irgendwie geheimnisvoll. Gut und gerne hätte man die Augen schließen und sich in einer gemütlichen Wohlfühl-Lounge mit einem flippigen Longdrink wähnen können. Manches lud zum Chillen ein.

Das Publikum wurde entführt in eine Welt des Latin Rhythm, des Samba und des Bossa. Geradezu ansteckend wirkten Funky Beats und der Groove des Nu-Jazz. Mittendrin war ein Chanson zu hören – das machte es noch spannender.

Am Ende war man dankbar für die vielseitige Musik. Sie passt nicht in eine Schublade. Das verrieten sogar leidenschaftliche Bluespassagen bei "Desire".

Die Künstler sind seit mehr als einem Jahrzehnt als starke musikalische Einheit auf internationalen Bühnen, so in Russland, Österreich, Polen, Ungarn und Griechenland, erfolgreich. Egal, ob in Harmonie oder in gewollt schräger Disharmonie gespielt wurde, die Wohlfühlatmosphäre übertrug sich in Calw rasch auf die Ränge. Immer wieder traten Dirk Pätzold (Drums), Christian Kraus (Bass), Florian Beer (Percussions), Manfred Koller (Gitarre), Thomas Basy (Klavier) und Franz Schnell (Saxofon, Flöte) in den Vordergrund und ließen mit brillant gespielten Soli aufhorchen. Das Publikum zeigte sich fachkundig und zollte stets den verdienten Beifall.

Sowohl ausdrucksstarke als auch swingende Stimme

Charmant, voller Gefühl, aber auch schon mal ironisch hatte die singende Songwriterin Anne Schnell vieles aus ihrem Leben zu erzählen. Die Lieder von JoJo Effect sind somit immer auf eine Weise mit Schnells eigener Wirklichkeit verbunden. Mit der ihr eigenen ausdrucksstark, swingenden Stimme erzählte sie von der Fahrt, einsam im Dunkeln, mit den Gedanken bei dem Liebsten. Das Gefühlte fasste sie in dem gleichnamigen Song der noch brandneuen, CD "May I think of you" zusammen. Anne Schnell brachte eine, ihr vertraute, imaginäre Begleiterin mit. "Madame Zweifel", die Beschützerin und Mahnerin. Um dann von dem Mann zu schwärmen, der ihr das Gefühl gibt, eine besondere Frau zu sein. "Warum fühlt es sich immer noch so gut an?" Schnell sang von Empathie zu Tieren und Menschen. Und von den Geheimwaffen einer Frau. Deren Rezept ist "Ein kleines Wackeln mit dem Po". Dazu eine Prise "Mann, bist Du toll", etwas Schüchternheit und ein Spritzer Aufmerksamkeit, noch ein Löffel Charme, ein Hauch Sexappeal – das Rezept gelingt perfekt.

Während alle Stücke aus eigener Feder stammten, war die erste Zugabe "The beat goes on" Aufforderung und zukunftsweisende Motivation zugleich.

Zu "I shouldn’t I wouldn’t but I want", kamen die sieben Musiker ihren Zuhörern mit ihrer ganzen Physis noch ein Stückchen näher. Sie stellten sich direkt vor dem Publikum auf und sangen den letzten Song quasi ohne die sonst prächtige Instrumentenbegleitung.