Polizeihauptkommissar Ralph Schmidt zeigte den kleinen Nachwuchs-Polizisten den Alltag der Gesetzeshüter. Foto: Schwarzwälder Bote

Wünsch dir was: Fünf Kinder werden verschlossene Türen auf dem Polizeirevier geöffnet

Von Katja Fuchs

Gespannt und fast ein bisschen ehrfürchtig schauen die fünf Kinder zu dem Uniformträger auf, der vor ihnen steht. Als "ein ganz normaler Polizist", stellt sich Polizei-Hauptkommissar Ralph Schmidt ihnen vor, als er sie am Eingang abholt.

"Wer will heute einmal sehen, was die Polizei so macht?", fragt Schmidt. Zögerlich gehen die Hände in die Höhe. Beeindruckend wirkt das Ganze eben schon auf die Kinder, die Schleuse vor der Tür, die vielen Uniformen und die große Empfangstheke. Es dauert jedoch nicht lange, bis die Fünf auftauen und gar nicht mehr aufhören, Fragen zu stellen. Es ist ein besonderer Tag für die Sechs- bis Neun-Jährigen. Einmal in einem Polizeiauto sitzen, Handschellen anfassen und eine echte Pistole sehen, das wollten sie schon immer einmal. Im Rahmen der "Wünsch dir was"-Aktion des Schwarzwälder Boten, unterstützt von der Sparkasse Pforzheim Calw, hatten sie nun endlich die Möglichkeit dazu.

"Jetzt dürft ihr in die Räume, wo sonst niemand hinkommt", kündigt der Hauptkommissar an. Den Eingangsbereich haben die Kinder schon gesehen. Jetzt geht es vorerst nicht mit Gefängniszellen und Waffenkammern weiter, sondern mit normalen Büroräumen. Die kleinen Nachwuchs-Polizisten wirken überrascht. "Auch Schreibtischarbeit gehört zu unserem Beruf dazu", erklärt Schmidt.

"Wer sind denn die?", fragt der sechsjährige Max und deutet auf die Fahndungsfotos an der Wand. "Die haben etwas verbrochen", sagt der Polizist. Es ist sogar ein Phantombild dabei. "Da sitzt ein Polizist am Computer und ein Zeuge erzählt ihm, wie der Verbrecher ausgesehen hat. Dann wird das Bild gebastelt", erklärt Schmidt. Langsam wird es für die Kinder richtig interessant, ganz besonders, als es zur Telefonzentrale geht. Der Polizist zeigt ihnen ein Computerprogramm, mit dem man auf einer Karte sehen kann, welche Polizeiautos wo unterwegs sind. "Und wenn es einen Notfall gibt, wird sofort das nächste Auto dorthin geschickt." Das scheint für die Kleinen aber weniger spannend zu sein, als die Städte aus der Vogelperspektive. Die Kinder dürfen ihre eigenen Häuser suchen und sogar das Funkgerät ausprobieren. "Fünf Siebzehn, kannst du mich hören?", ruft der siebenjährige Leo in das Mikrofon und es antwortet ihm sogar jemand. "Jetzt hast du gefunkt wie ein echter Polizist", sagt Schulz.

Kleinere Funkgeräte gehören zur Uniform der Gesetzeshüter. "Zu einem Polizisten gehört eine richtige Ausrüstung", sagt der Hauptkommissar und setzt Leo eine viel zu große Polizeimütze auf. Er zeigt den Kindern, wie ein Tatort vermessen und mit Kreide eingezeichnet wird.

"Und jetzt gucken wir mal, wo die bösen Burschen hin kommen", macht Schmidt die Gruppe neugierig. Es geht einen nüchternen Gang entlang und dann schließt der Hauptkommissar eine Tür auf. Der Raum dahinter ist ebenso karg wie der Gang. Bis auf eine harte Holzbank und ein Loch im Boden gibt es nichts in der Zelle. Vor den Fenstern sind Gitter und Eisenstangen. "Wen von euch sollte ich da einsperren?", scherzt der Polizist. Einmal hinein wollen die Kinder alle, solange sie nicht bleiben müssen. "Das ist eine Arrestzelle", erklärt Schmidt.

Bevor die "bösen Burschen" dort aber dingfest gemacht werden können, muss man sie erst einmal einfangen. Die Führung geht weiter zum Equipment-Raum, wo die Pistolen eingeschlossen sind. "Wow! Toll!", klingt es unisono aus der Gruppe, als der Polizist ein echtes Maschinengewehr aus dem Schrank holt – nicht geladen, versteht sich. Die Kinder schauen durch das Visier und entdecken den roten Punkt. "Genau dahin trifft die Kugel", erklärt Schmidt. Dass die aber wirklich zum Einsatz käme, gehöre nicht gerade zum Polizisten-Alltag. Viel eher brauche man Handschellen oder auch mal ein Pfefferspray. "Damit würzt man nicht die Suppe", scherzt der Mann, als er das schwarze Kästchen hochhält.

Dann schmeißt sich der junge Polizisten-Nachwuchs selber in die Ausrüstung. "Ziemlich schwer", fällt der siebenjährigen Amelie auf, als Schmidt ihr eine kugelsichere Weste umhängt. Die Kinder sind beeindruckt. "Jetzt schauen wir uns die Polizeiautos an", ist Schmidts einzige Möglichkeit, sie wieder aus dem Raum heraus zu bekommen.

Draußen wird es schon langsam dunkel. Umso besser leuchtet das blaue Blinklicht auf dem Autodach. Der Kofferraum wirkt fast wie eine Schatzkiste. Die Kinder tragen die Warn-Hütchen und Lampen herum, die der Hauptkommissar auspackt, und haben sichtlich Spaß dabei. "Strengt euch in der Schule an, dann könnt ihr auch Polizisten werden", gibt Schmidt ihnen zum Abschied mit auf den Weg.