Beste Laune bei den Herren von der Kreisbaugenossenschaft: (von links) Vorstand Jürgen Teufel, Stadtbaumeister Andreas Quentin, die beiden Oberbürgermeister Jürgen Großmann (Nagold) und Ralf Eggert (Calw) sowie Bruno Klein, geschäftsführender Vorstand der Kreisbau. Die Geschäfte laufen glänzend, die Perspektiven sind rosig. Foto: Schwarzwälder-Bote

Oberbürgermeister und Führung haben allen Grund zum Strahlen. Plädoyer für Hesse-Bahn.

Calw - Sie strahlten mit der Sonne um die Wette: die beiden Oberbürgermeister Jürgen Großmann (Nagold) und Ralf Eggert (Calw) genauso wie die Kreisbau-Vorstände Bruno Klein und Jürgen Teufel sowie der Vize- Aufsichtsratschef Andreas Quentin. Der Grund ihrer Freude: Zur Calwer Kreisbau hatten sie nur gute Nachrichten im Gepäck.

Die erste Gute-Laune-Nachricht kam vom Calwer OB Eggert: Seit 2011 konnten im Stadtgebiet rund 100 Wohnbauplätze neu vergeben werden; bis Ende des Jahres sollen weitere 60 Bauplätze in Heumaden (Schafweg) und Stammheim (Mühläcker) dazu kommen. Damit gelingt Calw das Kunststück, in einer insgesamt schrumpfenden Gesamtbevölkerung kontinuierliche Einwohnerzuwächse zu produzieren – was direkte Auswirkungen auf den Stadtsäckel hat: "Wir rechnen grob mit 1000 Euro Gesamteinnahmen pro Einwohner und Jahr. Da ist der kontinuierliche Zuwachs im Finanzaufkommen bei uns sehr gut spürbar."

Man sei aber nicht nur auf Wohn-Neubauten fixiert. "In einer historisch gewachsenen Stadt wie Calw kommt auch der Sanierung der großen Altbau-Gebäude große Bedeutung zu." Das sei zwar aufwendig und teuer, aber in der sogenannten "Wohnraumverdichtung" steckten auch viele Vorteile: "Infrastruktur-Anschlüsse sind hier immer schon vorhanden; das spart Erschließungskosten." Außerdem seien solche Immobilien meist Innenstadt-nah; notwendige Wege würden dadurch im Alltag meist verkürzt. "Wir haben daher ein Förderprogramm ›Jung kauft Alt‹ aufgesetzt, um hier gerade jungen Familien die Sanierung statt Neubau schmackhaft zu machen", so Eggert.

Preise für Handwerksleistungen ziehen spürbar an

Nagolds OB Großmann, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Kreisbau ist, weiß ähnliche Entwicklungen von seiner Stadt zu berichten. Seine gute Nachricht: In den vergangenen drei Jahren hat allein die Kreisbau rund fünf Millionen Euro in solche Modernisierungsmaßnahmen gesteckt, wobei man vom derzeit niedrigen Zinsniveau extrem profitiere. "Wir haben jetzt die Möglichkeit, Werte zu schaffen."

Einziger Wermutstropfen: "Da es im Bausektor derzeit so brummt wie nie, ziehen die Preise für Handwerksleistungen aktuell spürbar an." Das frisst zwar etwas vom Zinsvorteil wieder auf, wirkt sich aber über die Gewerbesteuereinnahmen doch wieder auch positiv für die Kommunen aus.

Aber jeder Boom ist irgendwann zu Ende. Was passiert, wenn die Niedrigzins-Phase auch für den Kreis Calw vorbei ist? "Den Bauinvestitionen und dem Zuzug von Neubürgern müssen Investitionen in Betreuung und vor allem Bildung für die Kinder dieser jungen Familien folgen. Und das tun sie." Beispiel sei hier für Calw das gerade fertig gestellte Kinderhaus Heumaden. OB Großmann: "Es gilt, die traditionell große Innovationsfähigkeit unserer Region durch gute Bildung zu erhalten und zu stärken."

Sollte es in der stark vom Export abhängigen regionalen Wirtschaft kriseln, sei gerade die Kreisbau als allein regional wirtschaftendes Unternehmen da eine "Stellschraube", um in solchen Phasen mit "Binnennachfrage" dagegenzuhalten.

"Instandhalten müssen wir unsere über 1200 Wohnungen immer", so Kreisbau-Vorstand Bruno Klein. Und jeder Euro, den man investiere, löse weitere Investitionen aus; und sichere so Einkommen in der Region.

Auch wenn das nächste Projekt in diese Richtung geht, es muss niemand Angst haben, dass die Kreisbau als Baugenossenschaft nun vor allem gehobene Einkommensschichten fokussiert – ganz im Gegenteil: "Wir stehen seit 1949 zu unseren Verantwortung, günstigen Wohnraum für die Region zu schaffen und zur Verfügung zu stellen", sagt Bruno Klein und belegt dies mit Zahlen: "Im Jahr 2012 lagen 79 Prozent der Kreisbaumieten bei unter 300 Euro netto."

Nur bei einem Thema werden die fünf Herren dann doch noch sehr ernst: Die Hermann-Hesse-Bahn. "Diese Anbindung an die Region Stuttgart ist immens wichtig", so die beiden Oberbürgermeister wie aus einem Mund. Großmann: "Der Kreis Calw mit seinen Sonnenplateaus ist ein extrem attraktiver und für die Menschen auch erschwinglicher Lebensraum." Diese Stärke und diese Vorzüge kämen aber nur mit einer auf allen Ebenen exzellenten Verkehrsanbindung auch auf Dauer wirklich voll zur Geltung. "Und da gibt es keine Alternative zur Hesse-Bahn."