Eduard und Else Conz mit ihren sechs Kindern im Juni 1914. Ein weiteres Töchterlein war früh verstorben, zwei der Söhne fielen später im Zweiten Weltkrieg. Foto: Stadtarchiv Auf dem Friedhof in Calw erinnert ein Gedenkstein (Bild rechts) an den einstigen Stadtschultheißen Eduard Conz Foto: Pichler Foto: Schwarzwälder-Bote

Leben des beliebten Bürgermeisters endet 1918 auf tragische Weise / Gedenkstein auf dem Friedhof

Calw. Auf dem Friedhof gibt es einen Gedenkstein für Eduard Conz, unterhalb des Krankenhauses ist eine Straße nach ihm benannt. Doch wie kam der einstige Calwer Bürgermeister zu dieser Ehre? Geschehnisse vor 100 Jahren liefern eine Antwort.

Der Lebensgeschichte von Eduard Conz hat sich jüngst Klaus Pichler, pensionierter Arzt mit Praxis am Hermann-Hesse-Platz, angenommen. Die Ergebnisse seiner Arbeit präsentiert der 74-jährige Zavelsteiner am 24. September anhand eines Vortrags an der Volkshochschule sowie im Jahrbuch des Kreisgeschichtsvereins Calw "Einst und Heute", das Ende des Jahres erscheint. Den Text stellte er vorab bereits unserer Zeitung zur Verfügung.

"Überall nur ein Gedanke, der Krieg kommt. Wir nehmen den Weg durch die Badstraße und je näher man dem Marktplatz kommt, umso größer sind die Menschenansammlungen, umso größer die Spannung und da fällt auch schon das Wort ›Mobilmachung‹. [...] Unter dem Rathausbogen stehe ich nun mit meinen Kindern und warte mit den Übrigen, bis unter Trommelwirbel die Mobilmachung bekannt gemacht wird." Mit diesen Worten beginnt Else Conz am 1. August 1914 ihr Tagebuch und beschreibt damit, wie ihr Ehemann Eduard gemeinsam mit anderen Soldaten erfährt, dass ihr Kriegseinsatz bevor steht.

Eduard Conz, geboren 1871 in Kayh bei Herrenberg, war bis dato zwölf Jahre lang der Stadtschultheiß von Calw, sprich Bürgermeister. Im Nebenamt war er Sekretär der Calwer Handelskammer und profilierte sich in dieser Funktion durch schriftstellerische Arbeiten mit volkswirtschaftlichen Themen.

So stand Conz in Calw und darüber hinaus in einem ausgezeichneten Ruf, sodass er als Schultheiß bei der Mobilmachung eigentlich für unabkömmlich erklärt worden war. Doch da sich Conz bereits zu Friedenszeiten zum Hauptmann hochgedient hatte, war es für ihn undenkbar, zu Hause zu bleiben, wie Pichler in seinem Text berichtet.

Und so gab Conz am 13. August 1914 nach seiner letzten Sitzung seine Geschäfte ab, besuchte mit seiner Frau die Kriegsbetstunde und empfing vom Dekan in der Sakristei das Abendmahl. Am Folgetag verabschiedete er sich mit dem Zug aus seiner lieb gewonnenen Heimat.

Auf eigenes Drängen kam er daraufhin in die Argonnen, wo er mit der Führung des 1. Bataillons betraut wurde. Für ihn eine Erfolgsgeschichte: Erst erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Kurz darauf, nachdem er einen fast als uneinnehmbar geltenden feindlichen Stützpunkt eingenommen hatte, überreichte ihm Kronprinz Wilhelm das Eiserne Kreuz 1. Klasse, eine damals spärlich verliehene Auszeichnung. An der Westfront machte er unter anderem die Kämpfe vor Ypern gegen die Briten (1916) und die Abwehrschlachten in Flandern (1917) mit.

"Eduard Conz muss ein Mensch mit Charisma und viel Humor gewesen sein, beides ließ ihn auch in sehr schwierigen Situationen nicht im Stich. Seine Männer verehrten ihn und vertrauten ihm, sein Können und seine Tapferkeit trugen ihm die Hochachtung der Offiziere ein", schreibt Klaus Pichler, der sich in seinem Text unter anderem auf Quellen aus dem Calwer Tagblatt beruft.

Genau am Tag, als in der Heimat seine zwei Töchter Else und Irene konfirmiert wurden, ereilte Hauptmann Conz jedoch sein Schicksal. Am 5. April 1918 stürme er – wie von Offizieren befohlen – bei einem Sturmangriff als erster los und wurde von einem britischen Maschinengewehr getroffen. In Calw verbreitete sich die Todesnachricht wie ein Lauffeuer und sorgte für Trauer und Bestürzung.

Seiner Frau Else Conz lag das Calwer Geschehen im Übrigen weiterhin am Herzen: Sie wurde 1919 als erste Frau in den Stadtrat gewählt und übte dieses Amt bis 1933 aus. Im Oktober 1969 starb sie in Nagold.