Die Kollegen in dem ugandischen Krankenhaus sind Sabine Pühl ans Herz gewachsen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Sabine Pühl leistete Pionierarbeit als OP-Schwester in Uganda und ließ sich auch von schwierigsten Rahmenbedingungen nicht entmutigen

Kreis Calw. Die Calwer OP-Schwester Sabine Pühl leistet Pionierarbeit im ugandischen Provinzkrankenhaus St. Francis Naggalama, das inzwischen Partnerkrankenhaus von Calw geworden ist.

Sabine Pühl ist eine Frau, die zupacken kann und das auch gerne tut. Sie hat ein großes Herz und eine offene Art, auf Menschen zuzugehen, dazu jede Menge Energie, viel Erfahrung in medizinischen Dingen und eine gehörige Portion Abenteuerlust. "Ich liebe die Herausforderung und wollte gern ein bisschen Pionier sein", erklärt die Mittvierzigerin, die als OP-Fachschwester am Krankenhaus Calw tätig ist.

Im Sommer 2013 arbeitete sie vier Wochen lang im ugandischen St. Francis Naggalama Hospital. Entsandt von dem zum Klinikverbund Südwest gehörenden Verein "Partnerschaft gesunde Welt" zog sie los, beladen mit 80 Kilo Gepäck (das wenigste davon für die eigenen Bedürfnisse), voller Tatendrang und erfüllt von dem Wunsch, mit ihrem Einsatz dort die medizinischen und hygienischen Voraussetzungen zu verbessern.

"Ich musste eben sehr viel Geduld und Ausdauer aufbringen"

In Uganda angekommen, wurde Sabine Pühl herzlich empfangen und aufgenommen. Nach einem Tag der Eingewöhnung stürzte sie sich in die Arbeit. "Bewaffnet mit Stift und Block war ich den ersten Tag im OP dabei und habe mir alles zeigen lassen. Dabei habe ich notiert, wo Bedarf ist und wo ich ansetzen kann: Arbeitsabläufe, Hygiene, Material, das ganze Paket", erzählt sie. "Diese Liste habe ich dann nach Prioritäten sortiert, die notwendigsten Dinge zuerst, und versucht, sie abzuarbeiten. Mein Ziel war es, in den vier Wochen alle Projekte, die ich mir vorgenommen hatte, abzuschließen." Das gestaltete sich indes schwieriger als gedacht, denn Sabine Pühl hatte nicht mit den afrikanischen Verhältnissen gerechnet: Bürokratie, die Schwierigkeit, selbst einfache Dinge zu bekommen, und die Armut, die sich durch die mitgebrachten Spenden nur wenig lindern ließ.

Aber sie ließ sich nicht entmutigen. "Ich musste eben viel managen und sehr viel Geduld und Ausdauer aufbringen", erinnert sie sich.

Nicht nur im OP, auch auf den Stationen sah sie nach dem Rechten – und fand überall Zustände vor, die für westeuropäische Verhältnisse unvorstellbar sind. Allenthalben fehlt Material, vieles ist defekt oder renovierungsbedürftig. "Es fehlt an den einfachsten Dingen! Selbst ein Wischmopp ist nicht vorhanden, um den Boden zu wischen. Für uns ist es kaum vorstellbar, auf den Knien einen verunreinigten Boden zu säubern", notierte die Calwerin in ihrem Blog, krempelte die Ärmel hoch und machte sich daran, die Situation zu verbessern.

Zunächst brachte sie mit den dortigen Schwestern den OP so gut es ging auf Vordermann. Zusammen mit Sister Grace, der dortigen OP-Leitung, nahm sie den alten Operationstisch komplett auseinander, reinigte und ölte die einzelnen Teile, setzte ihn wieder zusammen und erklärte den staunenden Schwestern schließlich alle seine Funktionen. Sie besorgte Stoffballen, um die alten, löchrigen Abdecktücher durch neue zu ersetzen. Auch der Sterilisationsraum wurde unter ihrer Ägide gründlich geputzt, aufgeräumt und alles ordentlich beschriftet. "Von Kolleginnen, die seither dort waren, habe ich gehört, dass diese Ordnung noch immer besteht. Das ist eine tolle Leistung! Ich bin so stolz auf meine afrikanischen Kollegen!"

Auch auf den Stationen sorgte sie für kleine Verbesserungen, half etwa dabei, die Kinderstation mit einem neuen Anstrich freundlicher zu gestalten. Zudem nutzte sie jede Gelegenheit zur Wissensvermittlung. "Die Tage waren vollgepackt mit Arbeit und Organisation, an vielen Abenden bin ich todmüde, aber zufrieden ins Bett gefallen. Es hat auch Spaß gemacht, wieder auf die Grundlagen des Berufs zurückgeworfen zu werden. Zu improvisieren, nicht nach Standard zu arbeiten, sondern aus einer furchtbaren Situation etwas Besseres zu machen", erklärt Sabine Pühl. Unterm Strich würde sie die Zeit in Afrika auf keinen Fall missen wollen und ihr zweiter Einsatz in Naggalama steht unmittelbar bevor.

"In den vier Wochen durfte ich das einfache Leben, die Armut, hygienische Herausforderungen, die afrikanische Flexibilität, Unmengen von Staub, veraltete medizinische Ausstattung, afrikanische Bürokratie, viele fröhliche Kinder, verstopfte Straßen, Menschenmassen, unendlich viel Dankbarkeit, farbenprächtige Märkte, lebendige Gottesdienste, Hilfsbereitschaft, guten Kaffee, Schrott ohne Ende, fehlendes Material, durchlöcherte Abdecktücher, verrostete Instrumente, kaum vorstellbare Lebensumstände, Stunden ohne Strom, Kaltwasser zum Duschen, Kinder mit Malaria oder schwersten Verbrennungen, Bauarbeiten ohne Maschinen, katastrophale Sanitärräume, einfache Hütten und unendlich viele Menschen aus allen Schichten kennenlernen. Die Leute dort sind mir ans Herz gewachsen, ich habe einige Freundschaften geschlossen", fasst sie ihre Erfahrungen anschaulich zusammen.