Bis 31. Oktober hat Elitetruppe Zeit, sich zu bewähren. Andernfalls droht komplette Auflösung.

Berlin/Calw - Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer will das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr nach einer Serie rechtsextremistischer Vorfälle grundlegend umstrukturieren und teilweise sogar auflösen. Bis zum 31. Oktober soll die Elitetruppe Zeit bekommen, sich zu bewähren. Gelingt das nicht, droht die komplette Auflösung.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat die Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Calw aufgerufen, konstruktiv an der Reform der Elitetruppe mitzuwirken. Die wegen einer Serie von rechtsextremistischen Vorfällen geplante Umstrukturierung sei nicht als Strafe zu verstehen, sondern als "Bewährungschance", sagte die CDU-Vorsitzende am Mittwoch. "Wir wollen die Mutigen ermutigen."

Ministerin: Komplette Abschaffung nicht geplant

Die Verteidigungsministerin betonte, dass keine komplette Abschaffung der Spezialkräfte geplant sei. Sie erinnerte daran, dass das KSK vor 24 Jahren gegründet worden sei, um deutsche Staatsbürger aus Kriegsgebieten zu retten, was vorher nicht möglich war.

Allerdings wird eine Auflösung des KSK und die Aufstellung einer neuen Spezialtruppe erwogen, falls die Reformbemühungen bis zum 31. Oktober scheitern. Das Verteidigungsministerium hatte die Reformpläne bereits am Dienstag bekanntgegeben. Sie sehen die Einstellung aller Übungen und internationalen Kooperationen der Elitetruppe sowie den weitgehenden Abzug aus laufenden Einsätzen vor. Eine ganze Kompanie wird aufgelöst. Dem KSK soll zudem die Oberhoheit über die Ausbildung genommen werden.

Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn äußerte sich besorgt über beim KSK vermissten Sprengstoff. "Das ist wirklich ein Gefährdungspotenzial, das sich dahinter aufbaut", sagte der höchste Soldat der Bundeswehr am Mittwoch in Berlin.

85.000 Schuss Munition und 62 Kilogramm Sprengstoff fehlen

Im Zuge der Ermittlungen beim KSK nach einer Serie von rechtsextremistischen Vorfällen war festgestellt worden, dass der Verbleib von insgesamt 85.000 Schuss Munition und 62 Kilogramm Sprengstoff nicht geklärt ist.

Der Calwer Oberbürgermeister Florian Kling (SPD) hält den Umbau des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr für richtig. "Die Auflösung einer Einsatzkompanie des KSK ist das krasseste Zeichen der Politik, dass sie die Vorgänge ernst nimmt", hatte er am Dienstag gesagt. Viele Bewohner der Stadt hätten sich Sorgen gemacht, was beim KSK los sei. Die Geheimhaltung sei so auf die Spitze getrieben worden, dass man vom KSK nie etwas mitbekommen habe. "Außer dann, wenn Skandale passierten."