Michael Kunert (rechts) und seine Mannen freuen sich auch über einen vierten Platz. Und natürlich über den Sonderpreis. Foto: privat

Flossen bringen Sonderpreis ein. Mehr als 6.400 Kilometer nach Baku. 100 Pannen-Stopps.

Calw - Das Siegertreppchen hat das Calwer Oriental Proms Team bei der Rallye Allgäu-Orient verpasst. Aber ansonsten hat es all seine Ziele erreicht.

Wobei nicht wenige der anderen Rallye-Teilnehmer erheblich Zweifel daran hatten, dass Michael Kunert und seine Mannen Holle Rosenhahn, Claus Volland, Lukas und Dennis Hohmeyer sowie Alper Aksay als Fahrer überhaupt den Zielort Baku in Aserbaidschan erreichen. Aber das haben sie trotz aller Widrigkeiten und an die 100 Pannen-Stopps auf der mehr als 6400 Kilometer langen Strecke mit ihren "Flossen", wie sie ihre fahrbaren Untersätze liebevoll nannten, geschafft.

Die drei alten Mercedes Heckflossen der Baujahre 1962 und 1964, die Holle Rosenhahn und Andreas Enkelmann vom Werkstatt-Team von "Low Budget Styling" Calw einsatzbereit gemacht hatten, hielten durch. Wobei es das ein oder andere Mal auch fremder Hilfe bedurfte. In Budapest, erzählte Teamchef Kunert im Gespräch mit unserer Zeitung, hat ein Kfz-Mechaniker sogar mitten in der Nacht seine Werkstatt aufgemacht und bei der Montage neuer Stoßdämpfer geholfen "Solche Begegnungen gehören halt auch zu dieser Rallye", freut sich Kunert heute noch.

Was der Hintergrund bei dieser außergewöhnlichen Veranstaltung ist, zu der sich um die 350 Autos von Deutschland aus auf den Weg gemacht hatten, das ist der Charity-Gedanken. Am Ziel angekommen, sollen die Fahrzeuge verwertet werden. Im vergangenen Jahr kamen so 245 000 für den Türkischen Halbmond zusammen. In diesem Jahr, so Michael Kunert, kommt der Verkaufserlös Kindern in Aserbaidschan und in Georgien zugute.

Sonderpreis für die spektakulärsten Autos

Eines der Ziele des Calwer Teams während der Orient-Rallye war es, aufzufallen. Mit den "Flossen" war das überhaupt kein Problem. Und sie gewannen auch den Sonderpreis für die spektakulärsten Autos. Und weil noch ein DJ dabei war, der abends auch für die anderen Teams Platten auflegte und mächtig Stimmung machte, stand das Team aus der Hesse-Stadt immer im Mittelpunkt.

Das Wichtigste war am Ende aber, dass auf der Reise nach Baku ein Abstecher im Kinderplaneten der Grace P. Kelly-Vereinigung im georgischen Tiflis gemacht wurde. Nicht nur die Flossen hatten reichlich Kindersachen an Bord, auch andere Teams schlossen sich dieser persönlichen Hilfsaktion der Calwer an. Die Augen, die die krebskranken Kinder machten, als das erste Bobbycar ausgeladen wurde, werden Michael Kunert und die Seinen wohl nicht so schnell vergessen.

Wie sie auch weiter an die Kelly-Vereinigung denken wollen. Ihr Trip in den Orient soll jetzt aufbereitet und dann später bei Vortragsveranstaltungen gezeigt werden. Da gibt es sicher auch Bilder von der Siegerehrung in Jordanien. Und davon, dass sich das Calwer Oriental Proms Team auch über einen vierten Platz freuen kann. Andererseits: Alle, die nicht auf dem Siegertreppchen gelandet sind, belegen am Ende Platz vier.