Hannah Köpf war mit einer starken Band zu Gast. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Hannah Köpf und ihre Band spielen bei "Jazz am Schießberg" / Ein Bad der Emotionen

Calw. Die "Jazz am Schießberg"-Macher hatten allen Grund zum Strahlen. Viele Menschen füllten das Forum am Schießberg, um Hannah Köpf zu lauschen. Sie fühlten sich regelrecht in den Bann einer symphytischen wie charismatischen Liedermacherin hinein gezogen. Die Sängerin begeisterte mit ihrer zarten, glasklaren Stimme. Bei der Vorstellung der neuesten CD- Produktion "Cinnamon" (Zimt) wurde sogar eine Verbindung zur hiesigen Region, nämlich Bad Wildbad, erkennbar.

"Jazz am Schießberg", die preisgekrönte Calwer Kultveranstaltungsreihe wird vom Verein "Stadt, Land, Kultur" veranstaltet. Perlen der deutschen Jazz- und Musikszene spielen regelmäßig im Forum des Hermann Hesse-Gymnasiums. Für Köpf "fühlte es sich wie in einem großen Wohnzimmer an – total gemütlich". Beim Soundcheck hatte die Band festgestellt "hier bekommt der Zuhörer je nach seinem Sitzplatz immer ein anderes, eigenes und besonderes Hörerlebnis geboten".

Wer ist Hannah Köpf? Sie selbst merkt (auf ihrem Werbeflyer) an, dass sie nicht Norah Jones ist. Doch hat der Vergleich seinen berechtigten Grund. Die stimmliche Ähnlichkeit mit der mehrfachen Grammy-Preisträgerin ist verblüffend. Am Ende des Konzertes war dann zu resümieren: Köpf braucht sich beileibe hinter keiner anderen Sängerin verstecken. Ihre Stimme ist einzigartig. Sie brachte die Zuhörer zum Mitklatschen, zum Träumen, zum Schweben – einfach zum Genießen. Zudem zelebrierte die Kölnerin Folk, New-Orleans-Soul, Americana, Jazz und Southern Country mit einer Freude und Passion, die ihre Liebe zur Musik ausdrückte. Dabei machte die studierte Jazz-Sängerin und Stimm-Dozentin aus ihrem Seelenleben keine Mördergrube. Sie verriet zwischen den Stücken immer wieder Persönliches über das Entstehen ihrer Songs. So wollte sie "eigentlich nicht politisch werden". Überlegungen, in welche Welt ihre eigene Tochter hineinwachsen muss, prägten dann aber doch den Song "Fools and falling angels".

Beim Titelsong der vorletzten CD "Lonely Dancer" konnte man in der zarten Melodie ein harmonisches Klangbild erleben, mit geschlossenen Augen regelrecht in ein Bad der Emotionen abtauchen. Zu "Flying free" dachte die Sängerin nach, wie der Rückblick auf Leben aussehen könnte. Mit dem Ziel, später sagen zu können "ich bin zufrieden wie es gelaufen ist".

Drittes Gastspiel

Köpf bekennt sich zu eigenen Schwächen und Einsichten; erzählt über ihre Lebensphasen und -erkenntnisse. Obwohl die Texte sehr persönlich sind, kann man sich als Hörer in den Texten wiederfinden.

Sie ist Teamplayerin. In Calw war sie mit einer bärenstarken Band am Set. Da war Schlagzeuger und Pianist Tim Dudek, der gemeinsam mit Köpf produziert und arrangiert; eigene Lieder schreibt und maßgeblich mit seinen Liedern zum Gelingen des Projektes beiträgt. Der auf der Akustikgitarre einfühlsame wie auf der E-Gitarre solistisch agierende Bastian Ruppert drückte mit seinem Sound einen Stempel auf; immer auf das Gesamte bedacht und dennoch prägend. Als Herr der Cello-Saiten erwies sich Nathan Bontrager. Mit der Fiddle und dem Banjo entführte er ein ums andere Mal das entzückte Publikum in die Südstaaten Amerikas. So näherte er sich bei "Lonely Dancer" dem Zentrum der kommerziellen Country-Musik, Nashville. Dabei heimste sich Jakob Kühnemann am Kontrabass mit einem fetzigen Solo Sonderbeifall des Calwer Publikums ein. Köpf tat es der vielseitig begabten Band gleich. Sie wechselte stets zwischen den Instrumenten hin und her. Gitarre, Klavier, Ukulele. Doch dieses eine Instrument bestach besonders: Ihre wunderschöne Stimme.

Calw darf dankbar sein. Es erlebte nach 2011 und 2014 das dritte Gastspiel der Kölner Künstlerin samt Band. Doch worin besteht nun die anfangs beschriebene Verbindung zu Bad Wildbad? Köpf verriet, was sich hinter dem Titel ihrer neuesten "Cinnamon"-Scheibe verbirgt. "Mein Opa war Konditormeister in Bad Wildbad. Dort wurde er immer wieder von der Oma besucht, vordergründig wegen der Schokoigel – natürlich kam sie aber nicht nur wegen der Süßigkeiten. So kamen sie zusammen. Später hat meine Oma viel für mich gebacken. Deshalb verknüpfe ich den Geruch von Zimt automatisch mit meinen Großeltern – und meinen Erinnerungen."