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Die Diskussion um einen City-Manager für Calw zeigt: Es herrscht Aufbruchstimmung

Die Diskussion um einen City-Manager für Calw zeigt: Es herrscht Aufbruchstimmung in der Hermann-Hesse-Stadt. Das ist gut so und hat viel mit der inzwischen schon nicht mehr ganz neuen Führung des Calwer Gewerbevereins um Jürgen Ott und Nicolai Stotz zu tun.

Gerade die Städte in der Größenordnung von Calw stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Dazu zählen vor allem die demografischen Veränderungen als Folge einer alternden Bevölkerung und die zunehmende Konkurrenz des Online-Handels.

Darauf müssen sich auch andere Kommunen einstellen. Die Hesse-Stadt muss sich darüber hinaus der Konkurrenz mit Nachbarkommunen wie Nagold und Herrenberg stellen – und hat da aufgrund seiner Struktur nicht die besten Karten. Die Calwer Innenstadt hat nicht sehr viel mehr Einwohner als die größten Stadtteile Heumaden und Stammheim. Da ist Nagold wesentlich urbaner. Zwar haben beide Städte nahezu gleich viele Einwohner, in der anderen Großen Kreisstadt im Landkreis entfällt aber ein wesentlich größerer Anteil auf die Innenstadt. Für Handel und Gastronomie ist das sicherlich von Vorteil. Hinzu kommt, dass gerade in Stammheim und Heumaden viele Menschen wohnen, die ihren Arbeitsplatz im Landkreis Böblingen haben – und dort zumeist auch einkaufen.

Das zwingt Calw geradezu zu einem besonderen Kraftakt. Und dazu sind die Beteiligten nun offenbar bereit. Dazu hat der Gewerbeverein wichtige Anstöße gegeben.

Spricht man mit dem Vorsitzenden Nicolai Stotz, ist schon so etwas wie Euphorie zu spüren. Aber nicht nur ihm vermittelt sich dieser Eindruck nach einem Informationsabend, der einen mehrmonatigen Prozess in Gang setzen soll.

Stotz freut sich vor allem darüber, dass den zahlreich erschienenen Vertretern aus Handel, Gewerbe und Gastronomie klar ist, dass durch einen City-Manager – soll er denn kommen – sich allein nicht die Kassen füllen. Ein solcher Mann oder eine solche Frau kann einen Rahmen setzen und Unterstützung geben. Gefüllt werden muss dieser Rahmen allerdings von der Unternehmern selbst. Und das scheint den meisten klar geworden zu sein. Stotz spricht inzwischen von einem Wir-Gefühl, das entstanden sei.

Das ist ein Eindruck, den auch Oberbürgermeister Ralf Eggert gewonnen hat. Zumal ohne ein Zusammenwirken zwischen Gewerbeverein und seinen Mitgliedern auf der einen sowie Stadtverwaltung und Gemeinderat auf der anderen Seite kein Weg in die Zukunft führt. Nach dem Info-Abend glaubt auch der OB, "dass wir die Kurve kriegen."

Davon kann man ausgehen, denn es ist unübersehbar ein Prozess in Gang gesetzt worden, der zuversichtlich stimmt. Ob dann am Ende ein City-Manager steht, die Position einen anderen Namen tragen oder eine andere Lösung gefunden wird, ist jetzt noch nicht ausschlaggebend.

Am Ende wird die Frage der Finanzierung stehen. Da sind frühere Diskussionen um einen City-Manager bislang immer versandet. Gelingt es, das aufkommende Wir-Gefühl und die Aufbruchstimmung zu nutzen, sollte dieses Mal eine Lösung gefunden werden. Fest steht schon jetzt, dass sich allein mit ehrenamtlich tätigen Mitgliedern eines Gewerbevereins die künftigen Herausforderungen nicht lösen lassen werden.