Die Agentur für Arbeit meldet einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Arbeitsmarkt: Corona lässt die Arbeitslosenzahlen im Nordschwarzwald in die Höhe schießen / Kurzarbeit verhindert Schlimmeres

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt werden immer deutlicher auch an den Arbeitslosenzahlen erkennbar. Laut Arbeitsagentur ist die Arbeitslosigkeit im Nordschwarzwald von April auf Mai um 1162 Menschen oder 8,3 Prozent auf 15 208 gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit August 2010 erreicht.

Nordschwarzwald. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 4,4 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte höher als im April. Vor einem Jahr lag sie bei 3,2 Prozent. Gleichzeitig sind seit März mehr als 6000 Kurzarbeitsanzeigen von den Unternehmen der Region bei der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim eingegangen.

Unter den sieben Geschäftsstellen der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim hat Calw mit 3,4 Prozent den besten Wert. Es folgen Mühlacker mit 3,8 Prozent, Freudenstadt, Horb und Nagold mit jeweils 3,9 Prozent, Bad Wildbad mit 4,8 Prozent und Pforzheim mit 5,2 Prozent.

"Nach Corona wird es erneut einen Wettbewerb um die Besten geben. Es ist deshalb richtig und wichtig, jetzt auf das Instrument Kurzarbeit zu setzen, und damit kompetente Mitarbeiter in den Betrieben zu halten, um dann beim Wiederanlaufen der Wirtschaft sofort handlungsfähig zu sein", analysiert Martina Lehmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim. "Mit sehr hohem Einsatz konnten wir in der Agentur für Arbeit das tun, worauf es jetzt ankommt: Existenziell notwendige Geldleistungen wie das Kurzarbeitergeld an über 5000 Betriebe schnell auszahlen und damit einen noch stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit vermeiden", so Lehmann weiter.

Es gibt laut Arbeitsagentur auch positive Signale: Die Nachfrage nach Arbeitskräften hat wieder zugenommen. Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim wurden in den vergangenen vier Wochen von den Unternehmen 743 freie Stellen gemeldet, 308 oder 70,8 Prozent mehr als im April.

Auch der Ausbildungsmarkt in der Region Nordschwarzwald zeigt sich robust, es gibt noch mehr als 2000 freie Ausbildungsstellen. "Das zeigt, dass unsere Firmen weiterhin auf Fachkräftesicherung durch eigene Ausbildung setzen und sich den Jugendlichen dadurch trotz allem gute Perspektiven in der Region bieten", freut sich Lehmann. "Darüber hinaus muss es uns nun gelingen, die Zeit von Auftragseinbrüchen und steigender Arbeitslosigkeit für zukunftsorientierte Weiterbildung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu nutzen", gibt die Agenturchefin als Ziel aus.

Im Mai "nur noch" 454 Anzeigen auf Kurzarbeit

Nach dem dramatischen Anstieg bei den Kurzarbeitsanzeigen im März und April gingen im Mai lediglich noch 454 Anzeigen auf Kurzarbeit neu ein. Fast jeder Zweite von Kurzarbeit betroffener Beschäftigte in der Region kommt aus dem verarbeitenden Gewerbe. Weitere Schwerpunkte stellen der Handel sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe dar.

Die gestiegenen Arbeitslosenzahlen sind insbesondere darauf zurückzuführen, dass weniger Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten. In den vergangenen vier Wochen meldeten sich 2886 Männer und Frauen neu oder erneut arbeitslos. Dagegen konnten im gleichen Zeitraum aber nur 1718 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden.

Die Arbeitslosigkeit ist von April auf Mai in beiden Rechtskreisen deutlich gestiegen. Dabei hat sich die Corona-Krise im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III) wesentlich stärker ausgewirkt als im Bereich der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II).

Im Rechtskreis SGB III ist die Arbeitslosigkeit gegenüber Mai 2019 um 3552 oder 65,7 Prozent auf 8961 gestiegen. Im Rechtskreis SGB II gab es 6247 Arbeitslose, 881 oder 16,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.