Um Punkt 12 Uhr wirft Anabel Hirsch ihre Bewerbungsunterlagen in den Briefkasten. Foto: Rousek

Wahl-Calwerin wirft Hut in den Ring. Vor sechs Jahren ist 44-Jährige in Hesse-Stadt gezogen.

Calw - Seit etwas mehr als einer Woche können potenzielle Kandidaten für den Posten als Oberbürgermeister der Stadt Calw ihre Bewerbung einreichen. Zwei der dicken Briefumschläge hat die Stadtverwaltung bereits bekommen. Einer davon gehört Anabel Hirsch.

Andere finden ihre Wahl-Heimat in Los Angeles, New York oder Berlin. Anabel Hirsch hat sie in Calw gefunden. Vor sechs Jahren war die heute 44-Jährige das erste Mal in der Hesse-Stadt, damals nur zu einem Tagesausflug von Leinfelden-Echterdingen aus. Doch es sollte viel mehr werden. "Wir waren so angetan, dass wir gar nicht mehr weg wollten", schwärmt sie noch heute. Also machten ihr Ehemann und sie Ernst: Die beiden regelten ihre Berufe so, dass sie sie auch von Calw aus erledigen konnten und zogen gemeinsam mit den beiden Kindern, die damals noch den Kindergarten besuchten, in den Nordschwarzwald.

Schöne Facetten, aber auch Herausforderungen

Von Anfang an engagierte sich Hirsch ehrenamtlich an der Wimbergschule, wurde Elternbeiratsvorsitzende. "Ich wollte nicht nur etwas für meine Kinder tun, sondern auch für andere", erzählt sie. Nun, nach vier Jahren als Calwer Bürgerin, kann Hirsch sagen: "Wir haben die Stadt als Familie kennengelernt, mit all ihren schönen Facetten, aber auch mit den Herausforderungen." Die 44-Jährige sieht viel Potenzial in der Hesse-Stadt. "Calw kann mehr", ist sie überzeugt. Und es ist Hirsch ein Anliegen, sich zu engagieren. "Ich möchte Calw als Oberbürgermeisterin gemeinsam mit den Bürgern und dem Gemeinderat mit Herzblut und Wissen voranbringen."

Beruflich hat Hirsch ihre Wurzeln im Finanzsektor. Nach einer Ausbildung bei der Sparkasse arbeitete sie zunächst in der Kundenbetreuung. Später wechselte die 44-Jährige zur SV Sparkassenversicherung und wurde dort zur Projektmanagerin. Nebenberuflich absolvierte sie erst den Bachelor, anschließend den Master in Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Wissen, das ihr ihrer Meinung nach auch für den Posten als Oberbürgermeisterin zugute kommen könnte. Gerade in Zeiten, in denen nachhaltige Stadtentwicklung in aller Munde ist. "Das ist so ein spannendes Thema", findet Hirsch. Nachhaltigkeit bedeute für die Kandidatin sowohl, den Menschen im Blick zu haben, als auch die Umwelt und die Finanzen. Doch "das A und O", wie Hirsch es formuliert, "sind die Menschen."

Deshalb möchte sie sich auch, sollte sie am 29. Oktober zur Oberbürgermeisterin von Calw gewählt werden, dafür sorgen, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bürger aus den verschiedenen Teilorten gestärkt wird.

50 Unterschriften überschritten

Aktuell ist die Bewerberin schon im Gespräch mit Bürgern Calws, hört sich deren Anliegen an, nimmt Ideen mit. "Ich habe viele positive Rückmeldungen bekommen", freut sie sich. Die 50 Unterschriften von Unterstützern, die für eine Bewerbung notwendig sind, hat sie bei Weitem überschritten. "Und ich dachte, jetzt, vor den Sommerferien, ist ein guter Zeitpunkt, die Bewerbung einzureichen." Das tut Hirsch dann um genau 12 Uhr mittags. "Gerade als ich die Bewerbung eingeworfen habe, sind die Kirchenglocken angegangen", freut sie sich.

Noch bis Montag, 2. September, um 18 Uhr können potenzielle Kandidaten ihre Unterlagen in den Briefkasten der Stadtverwaltung einwerfen. Der ist übrigens (noch) nicht am Rathaus zu finden, sondern in der Salzgasse, ein paar Häuser weiter.