Foto: Rousek Foto: Schwarzwälder Bote

Touristen strömen regelrecht nach Calw. Neues Infobüro kommt gut an

Sie stehen vor den Fachwerkhäusern, schauen staunend nach oben und knipsen ein Foto ums andere – gerade in den Sommermonaten sind die Touristen in Calw nicht zu übersehen. Die Zuwächse in diesem Bereich sind enorm. Vor allem Spanier scheinen den Schwarzwald mehr und mehr für sich zu entdecken.

Calw. In den neu eröffneten Räumen der Touristinformation steht eine Familie am Tresen, Rucksäcke auf den Rücken, kurze Hosen. Sie sind zu Besuch in Calw und wollen sich informieren, was sie vor Ort unternehmen oder wie sie essen können. Deutsch können sie nicht, denn die Familie stammt aus Spanien. Monika Hagel, die hinter dem Empfangstresen steht, nimmt’s gelassen. Blitzschnell schaltet sie auf Spanisch um und plaudert mit den Besuchern in deren Muttersprache. Die freuen sich. Und bekommen die passenden Infoflyer in Spanisch gleich noch dazu.

Das Publikum wird zunehmend international in der Touristinfo – was ein Grund war für die Umbenennung der ehemaligen Stadtinformation. Rund 80 Prozent der Touristen stammen nach wie vor aus Deutschland. Die größere Steigerung hat es aber bei der Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste gegeben: von 2017 auf 2018 um fast 50 Prozent. Diese Entwicklung hält weiter an.

Kloster und Museum

Platz eins nach Übernachtungen nehmen dabei die Besucher aus den Niederlanden ein, gefolgt von der Schweiz. Schon auf Platz drei folgt Italien. Spanien hat sich in den vergangenen Jahren von einem Platz unter ferner liefen auf den siebten Rang hochgearbeitet. In ganz Baden-Württemberg scheint dieser Trend Fuß zu fassen. So schreibt die Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg: "Spanier lieben Fachwerk und kleine Gassen, schöne Parks und Promenaden". Genau das, was Calw zu bieten hat. Neben Hesse-Museum, Kloster und weiteren Sehenswürdigkeiten, die von Touristen aller Nationen gerne besucht werden.

Laut der Erfahrung von Manuela Röskamm, Leiterin der Abteilung Tourismus der Stadt, unternehmen viele Spanier Rundreisen, oft mit dem Wohnmobil. Sie besuchen Freiburg, Baden-Baden, Haslach sowie weitere Fachwerkstädte und natürlich Calw. "Die fahren richtig auf Fachwerk ab", meint die Touristik-Leiterin. "Und von der Natur sind sie auch ganz angetan." Im Juli und teils noch im August haben Spanier und Italiener Ferien. Kommen dann auch noch Sommerferien in mehreren deutschen Bundesländern dazu – "dann wuselt es in der Touristinfo", schmunzelt Röskamm.

So besuchten im Juli 2018 1520 Menschen die – damals noch am Sparkassenplatz gelegenen – Räume der Infostelle, während es diesen Juli 2816 waren. Ob dieser Zuwachs auch an dem Umzug zum Rathaus liegt? Zumindest sei die Touristinfo jetzt leichter zu finden, sagt Röskamm. "Man läuft sowieso vorbei und muss nicht gezielt suchen." Die Mitarbeiter hinter dem Tresen bringt der Besucheransturm zuweilen ganz schön ins Schwitzen. Sie müssen Fragen beantworten – auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch – Infomaterial in ebendiesen Sprachen ausgeben, Zimmer buchen, Souvenirs und Tickets auch an Einheimische verkaufen und Telefonanrufe annehmen, nicht zu vergessen. "Da kommen sie schon an ihre Kapazitätsgrenzen", gibt Röskamm zu.

Für ihr Engagement erhalten sie aber auch eine Menge positive Rückmeldungen. Viele Touristen erwarten gar nicht, dass es Infomaterial in ihrer Sprache gibt – und freuen sich dann umso mehr darüber, erzählt Röskamn. "Die Touristen sind generell ganz begeistert von Calw und den Angeboten hier." Ihrer Meinung nach würde es vielen Calwern gut tun, ihre Stadt einmal durch die Augen von Touristen anzusehen – um zu erkennen, was es hier alles gebe.

"Wir haben immer wieder neue Aktionen und wollen am Puls der Zeit sein", sagt die Leiterin der Tourismus-Abteilung. Es gibt zum Beispiel innen und außen an der Touristinfo interaktive Bildschirme, über die sich die Besucher Orientierung verschaffen können, Virtual Reality-Brillen, um sich schon vorab auf Wanderwegen in der Gegend umzusehen und eigens für Kinder konzipierte Touren. Aber – ganz altmodisch – auch analoge Gästebücher, die an Bänken und Aussichtspunkten für Gäste bereitliegen und rege genutzt werden.

In der Touristinfo stehen inzwischen schon die nächsten Besucher am Tresen, um sich von Hagel einen Stadtplan überreichen und sich etwas erklären zu lassen. Wieder sind es Spanier. "Uns wird nicht langweilig hier", lacht sie. Schwäbisch angehaucht. Spanisch wird sie heute noch genug sprechen.