"Schwanensee" mal anders: Den "leichtgewichtigsten" rosa Schwan stemmten am Ende die sieben nach oben. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder Bote

Unterhaltung: Musikverein Stammheim präsentiert bunten Mix von "Schwanensee" bis "Zarathustra"

Calw-Stammheim. Der Musikverein Stammheim versprach "Erlebnismusik". Man hielt Wort und feierte gemeinsam mit einem großen Publikum eine grandios unterhaltsame Musikparty. Die Musiker schütteten im Forum des Maria von Linden-Gymnasiums ein schier unerschöpflich scheinendes Füllhorn kurioser Einfälle aus.

Angeführt von der Percussiongruppe betraten 80 musizierende Frauen und Männer nach und nach die Bühne. So entstand im Lauf der Zeit die sinfonische Dichtung "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss. Mit dem "Schreibmaschinenlied" von Leroy Anderson – man dachte unwillkürlich an den Film mit Jerry Lewis – wurde klar, wohin diese orchestrale Reise führt. Es wollte Musik zelebriert werden. Nicht ohne den Spaß zu vergessen.

Ute Schumacher spielt im Verein Querflöte. Sie ist aber auch Lehrerin der Stammheimer Grundschule. Deshalb brachte sie ihre Zweitklässler mit. Mit interessanten Masken verkleidet präsentierten sich diese als die Tiere aus Elton Johns "Circle of life" oder dem "König der Löwen".

Unter der Leitung des (Musik-)Lehrers Michael Schanz verstärkten mehr als 20 Viertklässler der Grundschulen Stammheim und Heumaden die Jugendkapelle mit ihren Cajons. Gemeinsam legten sie den schwungvollen Mambo Nr. 5 aufs Parkett.

Dirigent Schanz bezog auch das Publikum in die Performance mit ein. Er teilte es in drei Gruppen auf. Dieses erlebte hautnah, wie Rhythmus entsteht, gelehrt und gelernt wird. Jeder konnte die Faszination spüren, leibhaftiger Teil einer Musikgruppe sein zu dürfen; aktiv mitzuwirken.

Mit dem für einen Rap typischen Sprechgesang begeisterten die Jungens und Mädchen nicht nur die eigenen mitgebrachten Mamas und Papas.

Köstliche Ideen

Schabernack betrieben vier Männer aus der Blasmusiksparte. Zuerst tauschten sie Stück für Stück ihre golden glänzenden Tuba, Trompete, Posaune und Tenorhorn aus. Bis dann endlich, das eigene Instrument am Mund, der Ton zu "Eye of the tiger" perfekt passte. Offene Kindermünder und herzhaft lachende Erwachsenengesichter erzeugten die vier mit ihren Blockflöten. Denn in diese bliesen sie Luft nicht aus dem Mund sondern aus der Nase.

Mathias Heldmayer und seine Jugendmusiker entführten dann das Publikum in das Reich der Mystik eines Harry Potter. Der Stil des Jon Vangelis Klassikers "Conquest of Paradise" passte hervorragend dazu.

Eine köstliche Idee hatten die jungen Musiker mit der Präsentation des GTX-2018-XL. Der Saxofonist Leo Gießner probierte die Tasten der Fernbedienung aus. Je nachdem, was Gießner auf der Tastatur scheinbar drückte, spielte die Band im Vorspul- oder Zeitlupenmodus. Drückte er die Stopptaste, stoppte augenblicklich die Musik. Bediente er die Lautstärkentaste nach laut oder leise, die Gruppe folgte. Smoke on the Water – einmal anders präsentiert.

Wer bis dato noch nicht wusste, was man mit Plastikröhren anfangen kann, der durfte über die Percussiongruppe staunen. Mit ihren Boomwhakern zeigten sich vier junge Männer kreativ und witzig. Als Bauarbeiter verkleidet, erzeugten sie die Melodie aus Rossinis La Cenerrentola (Aschenputtel) durch Schläge auf die Schutzhelme – auf die eigenen oder die des Partners. Zur Erklärung: Jede Röhre hatte ihren Ton.

Der Saal begann so langsam zu toben. War hier schon Musik, Spaß und Choreografie aufs Beste vereint, brachten die "Stammheimer Schwäne" das Auditorium im wahrsten Sinne zum Brüllen und Johlen. Zu Mozarts kleiner Nachtmusik machten acht erwachsene Männer in Ballettkostümen einen auf "Schwanensee Marke Stammheim". Das Finale: Den "leichtgewichtigsten" rosa Schwan stemmten am Ende die anderen sieben nach oben. Lachtränen flossen.

Aus den Reihen der Musiker trat immer wieder die charmante Carola Otto heraus. Sie führte moderierend gekonnt durch das Programm. Am Ende durfte sie zum einen Verdis Triumphmarsch in Gis-Dur ankündigen. Ein Hörfehler machte die Musik skurril: Gärtner spielten auf ihren "Gis-kannen".

Ein Sprung zurück in das Zeitalter der "VHS-Kassetten" führte in die 1980er-Jahre mit ihren Neue-Deutsche-Wellen Hits. Hier begrölten die Zuschauer den "Skandal um Rosi". Nach der "Hey Jude"-Zugabe gab es im wahrsten Sinne des Wortes "Standing Ovations". Sozusagen als Dankeschön für die Einlösung des Versprechens, etwas erleben zu dürfen.