Die Calwer Kantorei heute. Genau vor 30 Jahren fand die erste Probe statt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Heute vor 30 Jahren fand erste Probe der Calwer Kantorei statt / Requiem von Giuseppe Verdi steht an

Von Hermann Wulzinger

Calw. Heute vor 30 Jahren, am 20. April 1982, fand im Andreähaus die erste Probe der Calwer Kantorei statt (sie hieß damals noch Bezirkskantorei).

Bernhard Reich, seit 1977 Kantor an der evangelischen Stadtkirche, hatte dazu aufgerufen, um neben dem Kirchenchor noch einen Konzertchor für gehobene Ansprüche aufzubauen – und etwa 20 sangesfreudige Menschen aus Calw und Umgebung waren seinem Ruf gefolgt (drei von ihnen sind heute noch dabei).

Im November des gleichen Jahres trat der Chor, inzwischen auf 30 Sänger angewachsen, mit einem a-capella-Programm in der Bad Teinacher Dreifaltigkeitskirche erstmals vor die Öffentlichkeit und wurde vom Rezensenten "os" der Kreisnachrichten gleich als eine Bereicherung der heimischen Kulturlandschaft begrüßt. Wie so oft in der Folgezeit, ergänzte schon damals Rose Reich das Chorprogramm in idealer Weise mit solistischer Orgelmusik.

Jeglicher Spezialisierung abhold erarbeite Kirchenmusikdirektor Reich im Lauf der Jahre mit dem Chor ein breit gefächertes Programm, das vom Zeitalter der Renaissance bis zur Avantgarde reichte, von Monteverdis Marienvesper bis zu Uraufführungen von Friedrich Voss, Rolf Schweizer und Gerhard Steiff.

A-capella-Musik stand im ständigen Wechsel mit den kleinen und großen Klassikern der Oratorienliteratur, sowohl in die sonntägliche Liturgie der Stadtkirche integriert als auch in unzähligen Konzerten dargeboten – und damit in bewährter Calwer Tradition, wie sie vor Bernhard Reich schon Friedrich Gundert, Fritz Aichele, Hermann Mall und Theophil Laitenberger über Jahrzehnte hinweg gepflegt hatten.

Bei den großen Oratorien etwa von Bach, Haydn und Mendelssohn bewährte sich die Zusammenarbeit mit dem Kirchenchor, der Jugendkantorei und dem projektweise zusammengestellten Kantatenchor. Die Orchesterbegleitung wurde dann meist der Tübinger Sinfonietta oder Camerata viva anvertraut, in den letzten Jahren vermehrt der erstarkenden Kammersinfonie Calw. Für spezielle Barockbesetzung griff Bernhard Reich auch auf prominente historisch orientierte Orchester wie Concerto Cöln, Capella Agostino Steffani, L’Arpa festante und Capella aureliensis zurück.

Auch Gesangssolisten der Spitzenklasse kamen immer wieder nach Calw, zu einigen von ihnen entwickelte sich eine regelrechte Freundschaft. So manches Konzert auf diesem Niveau wäre ohne die finanzielle Unterstützung des "Förderkreises Kirchenmusik in Calw" nicht möglich gewesen.

Abschiedsschmerz trieb die Kantorei um, als Bernhard Reich, mittlerweile mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, im Herbst 2009 zum Landeskirchenmusikdirektor befördert wurde und somit seine Calwer Kantorentätigkeit aufgeben musste. Mit Bezirkskantor Martin W. Hagner war zum Glück nahtlos ein würdiger Nachfolger gefunden.

Im Herbst 2012 steht das gewaltige Requiem von Giuseppe Verdi auf dem Jubiläumsprogramm. Vorher, im Juli, will die Kantorei aber erst einmal sich selber feiern. Schön wäre, wenn sich ihr ein paar neue jugendliche Stimmen anschließen würden. Jeden Dienstag wird von 20 bis 22 Uhr im Haus der Kirche geprobt.