Die Piloten des Oriental Proms Teams: Michael Kunert, Andreas Enkelmann und Holle Rosenhahn (von links). Foto: Selter-Gehring

Allgäu-Orient-Rallye muss auf aktuelle politische Lage Rücksicht nehmen. 

Calw - 6500 Kilometer durch 14 Länder von Oberstaufen nach Amman. Gefahren werden darf nur auf Nebenstrecken. Ohne GPS. In Autos, die schon fast als Oldtimer gelten. Dem Sieger winkt schließlich als Gewinn ein ausgewachsener Kamelbulle.

Die Allgäu-Orient-Rallye scheint eine verrückte Idee zu sein. Am Samstag, 30. April, wird sie zum sechsten Mal in Oberstaufen gestartet. 111 Mannschaften machen mit. Darunter, wie berichtet, auch das Calwer Oriental Proms Team um Teamchef Michael Kunert, Andreas Enkelmann und Holle Rosenhahn.

Wer an Rallye denkt, dem fällt meist die legendäre Paris-Dakar ein. Im Gegensatz dazu ist die Allgäu-Orient-Rallye eine Low-Budget-Veranstaltung. Die Teams dürfen beispielsweise pro Übernachtung und Nase nicht mehr als 11,11 Euro ausgeben. Die Fahrzeuge müssen älter als 20 Jahre sein oder der Restwert darf 1111 Euro nicht überschreiten.

Wer vom Allgäu in den Orient fährt, macht das nicht, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Völkerverständigung, Kulturaustausch und vor allem karitativer Einsatz stehen hier auf der Agenda. Dabei sehen sich die Organisatoren und die Teilnehmer in diesem Jahr mit der sich rasant verändernden politischen Lage in der arabischen Welt konfrontiert.

Umso mehr rückt neben unvergleichlichen Erlebnissen und Begegnungen mit fremden Kulturen und dem "kalkulierbaren Abenteuer", das die Rallye bietet, so Michael Kunert, der Dienst an der guten Sache in den Mittelpunkt. Dazu gehört, dass alle Teilnehmerfahrzeuge, im Falle des Calwer Teams drei alte Audis, in Amman zugunsten des World Food-Programms der UN versteigert werden. Dabei kommen nach den Erfahrungen der letzten Jahre bis zu 150 000 Euro zusammen.

Damit nicht genug. Jedes Team ist aufgefordert, weitere wohltätige Projekte, die auf dem Weg nach Jordanien liegen, zu fördern. "Wir unterstützen ein Kinderheim der Jürgen Wahn-Stiftung in Salamiyah in Syrien", so Kunert.

Nicht durch Syrien

Von der aktuellen politischen Lage in der Region lassen sich weder die Organisatoren der Rallye noch die Teams abhalten. Die Strecke kann nun zwar nicht durch Syrien führen, da die Grenzen derzeit dicht sind. Spätestens, wenn die Teams im türkischen Ankara ankommen, wird entschieden, wie die Weiterfahrt erfolgen soll.

Was die Hilfslieferungen in das syrische Kinderheim betrifft, die in den Rallye-Fahrzeugen transportiert werden, ist geplant, diese entweder in der Türkei oder in Jordanien einzulagern. "Sobald es die Lage zulässt wird die Jürgen Wahn-Stiftung, die mit Mitarbeitern vor Ort ist, einen Transport organisieren", so Kunert.

Noch nicht ganz einig sind sich die Mitglieder des Oriental Proms Team aus Calw, was mit dem Kamel geschieht, falls sie es gewinnen sollten. In der Regel wird das Kamel, ein Zuchtbulle aus dem Stall des Königs von Jordanien, an eine Nomaden-Familie gegeben. Die edlen Spender haben dann lebenslanges Besuchsrecht, "was ja auch nicht schlecht wäre", sagt Kunert.