Ein Vereinsbeauftragter soll bei vielen Fragen weiterhelfen. Foto: © bluedesign – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinderat beauftragt Verwaltung, ein Konzept für einen Verantwortlichen zu erstellen

In Zeiten schwindender Mitgliederzahlen in den Vereinen fehlt in Calw ein "Lotse", ein fester Ansprechpartner für die Vereinsmitglieder. Dieser Meinung ist die Fraktion "Gemeinsam für Calw" (GFC). Mit deren Antrag auf die Etablierung eines solchen befasste sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung.

Calw. In den vergangenen Jahren haben Vereine zunehmend Probleme, Mitglieder zu finden, die sich engagieren wollen, erläuterte Jürgen Ott (Gemeinsam für Calw) die Idee zum Antrag seiner Fraktion. Um denjenigen, die sich einbringen, das (Vereins-)Leben leichter zu machen, befürwortet die GfC die Etablierung eines festen Ansprechpartners für Vereine in der Stadtverwaltung. "Einen Vereinslotse", fasste Ott zusammen. Bei diesem, so stellt es sich die GfC laut des Antrags vor, sollten alle Fragen aus den örtlichen Vereinen gebündelt werden.

Der Fraktionsvorsitzende konnte bei einer kurzen Vorstellung der Idee im Gremium von eigenen Erfahrungen als ein Vorsitzender des Calwer Gewerbevereins berichten: Weil bei den Vorbereitungen zum verkaufsoffenen Feiertag am 3. Oktober der ebenfalls Vorsitzende, Nicolai Stotz, und eine weitere Mitorganisatorin verhindert waren, hatte Ott plötzlich etliche Fragen. Klar, er kennt etliche Mitarbeiter in der Verwaltung, weshalb er Ansprechpartner gefunden hatte. Ein Vereinsmitglied, das nicht so viele Leute kennt in derselben Lage, wäre in solchen Fällen aber vergleichsweise hilflos. Zudem "wäre es eine Wertschätzung den Vereinen gegenüber", meinte er. Marion Buck, Fachbereichsleiterin Steuerung und Service, hatte der GfC den Vorschlag unterbreitet, das Thema in Form einer Projektarbeit der städtischen Azubis auszuarbeiten.

Doch zunächst gab es im Gemeinderat noch einige offene Fragen. Nicht immer passend zum Thema. So beschäftigte Erhard Hofmann (Linke) die Gestaltung der Sitzungsvorlagen. Seiner Meinung nach heben sich die "normalen" Unterlagen nicht genug von den Anträgen einzelner Fraktionen ab. Obwohl die einen gelb und die anderen blau sind, sei ihm der Aufbau des Papiers schlicht zu ähnlich. Doch damit nicht genug: Hofmann stellte sich darüber hinaus die Frage, ob nicht alle Räte, die in einem Calwer Verein sind, befangen seien. Der stellvertetende Oberbürgermeister Dieter Kömpf verneinte das ganz entschieden. Es sei klar gesetzlich geregelt, dass dies nur auf Vereinsvorsitzende zutreffe und auch nur dann, wenn es um einzelne Vereine geht. Hermann Seyfried (Neue Liste Calw) warf ein: "Dann könnten wir auch nie über Steuern entscheiden, weil da sind wir alle befangen." Zum Thema Unterlagen meinte Kömpf lediglich, dass diese seit 20 Jahren so aussähen – und bislang sei noch jeder damit zurechtgekommen.

Doch zurück zum eigentlichen Diskussionspunkt – der vielleicht zukünftige Vereinsbeauftragte der Stadt Calw. Dazu hatte auch Kulturamtsleiter Hans-Martin Dittus etwas zu sagen. Vereine fallen in die Zuständigkeit seines Fachbereichs. Bisher gebe es für Vereine drei Ansprechpartner: die jeweiligen Ortsvorsteher, ihn selbst und Heidrun Öffinger aus seinem Fachbereich, meinte Dittus. Hier fänden Vereine Hilfe bei allen möglichen Anliegen – von der Vereinsauflösung über Hallenbelegungen bis hin zum Vereinsregister. Seit es die Verwaltungsstruktur mit den Fachbereichen gibt, sei dieser Themenbereich seinem zugeteilt, sagte Dittus. Überdies unterstütze die Stadt Calw Vereine schon jetzt großzügig. "Mitglieder haben bisher immer den Weg zu uns gefunden", argumentierte er. Dittus sprach sich nicht per se gegen die Etablierung eines Vereinsbeauftragten aus. "Wenn es jemand besser macht, okay. Aber man muss sich nach wie vor mit den Ortsvorstehern absprechen." Zudem gab er zu Bedenken, dass es solche Ansprechpartner-Stellen schon gebe, nur eben nicht unter der Begrifflichkeit "Vereinsbeauftragte".

Vernetzung vorantreiben

Hermann Seyfried (Neue Liste Calw) sprach sich anstelle der Schaffung einer neuen Stelle dafür aus, die schon bestehenden Bereiche besser darzustellen. Hofmann entgegnete, dass Leute, die im Stillen arbeiten, manchmal produktiver seien als die, die immer laut nach vorne drängen. Oliver Höfle, selbst im Vorstand des VfL Stammheim aktiv, würde einen ausgewiesenen Vereinsansprechpartner schätzen. Nicht nur, um Fragen zu beantworten. "Es wäre auch wichtig, die Vereine untereinander zu vernetzen", meinte er. Bei 140 Vereinen im Stadtgebiet sei es wichtig, dass es jemanden gebe, der die Vernetzung vorantreibe.

Der Antrag der GfC-Fraktion wurde bei drei Enthaltungen angenommen. Die Stadtverwaltung wird also damit beauftragt, ein Konzept zur Etablierung eines Vereinsverantwortlichen zu erstellen.