Ehre wem Ehre gebührt: Heute kommt der Krautbühl stilecht zur Geltung. Foto: Fritsch

Er gilt als einer der best erhaltenen keltischen Grabhügel im Land – der Krautbühl. Dabei sind die Nagolder mit dem rund 2500 Jahre alten Fürstengrab nicht immer pfleglich umgegangen. Auch davon zeugt eine Luftbildfotografie aus dem Jahr 1968.

Nagold - Ehre wem Ehre gebührt? Was vor etwa 2500 Jahren zur keltischen Hallstattzeit gegolten haben mag, hatte in weiten Teilen des vergangenen Jahrhunderts an diesem Ort keine Gültigkeit mehr. Einem keltischen Herrscher wurde der "Krautbühl" einst zwischen 500 und 600 vor Christus als letzte Grabstätte gebaut und aufgeschüttet. Mit 50 Metern Durchmesser und nahezu fünf Metern Höhe gehört das Nagolder Keltengrab zu den großen seiner Art. Das berühmte Keltengrab in Hochdorf bei Ludwigsburg hat übrigens ganz ähnliche Ausmaße. Und so sind sich Fachleute einig, dass auch in Nagold ein keltischer Herrscher in der Grablege seine Ruhe gefunden haben muss – umgangssprachlich spricht der Volksmund gerne von einem Keltenfürsten.

In 14 Gartenparzellen unterteilt

Und doch hielt das die Nagolder nicht davon ab, über Jahrzehnte den Grabhügel als Ackerland zu nutzen. Auf dem Luftbild von 1968 sind die Gartenparzellen noch zu sehen. In 14 Gartengrundstücke war die Grabstätte unterteilt – bereits auf einer Flurkarte aus dem Jahr 1925 ist das zu sehen. Es wurde also auf dem Hügel über Jahrzehnte kräftig gegärtnert. Aus jener Zeit dürfte auch der Name stammen, der sich bis heute bei den Nagoldern gehalten hat: "Krautbühl".

Klingt ziemlich respektlos für ein Grab. Doch niemand kann behaupten, dass Unwissenheit zu dieser ungewöhnlichen Art der Nutzung des Grabhügels führte. Denn alte Namen wie zum Beispiel "Heidenbühl" sind ebenso überliefert. Man ahnte also durchaus, dass es sich bei dem Hügel in Flussnähe um eine heidnische Stätte handeln könnte.

Römische Scherben

Und was für eine! 1986 endete die Kleingärtnerei auf dem Krautbühl. Besser spät als nie. Doch zur Wahrheit gehört auch: Über all die Jahrzehnte wurde dem Hügel regelrecht die Erde abgegraben. Und womöglich auch das ein oder andere Fundstück ausgegraben. Denn der Krautbühl galt nicht nur in keltischer Zeit als Bestattungsort. Auch die Alemannen in der Stadt beerdigten dort Verstorbene. Römische Scherben und alemannische Steinkistengräber wurden im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts in dem Erdrund entdeckt. Der Krautbühl diente also mehr als 1000 Jahre als Bestattungsplatz.

Ab den 1990ern und vor allem mit umfangreichen geophysikalischen Untersuchungen ab der Jahrtausendwende bekam der Krautbühl endlich jene Aufmerksamkeit, die er verdient. Und mit der Landesgartenschau im Jahr 2012 baute man dem Krautbühl sogar seinen eigenen kleinen Park, der in den größeren Stadtpark Kleb übergeht. Damals fiel auch die lange Zeit auf dem Hügel thronende Fichte den Gartenbauern zum Opfer. Historikern war der Baum eh schon lange ein Dorn im Auge.

Unberührte Grabkammer

Die Untersuchungen ab 2000 gingen übrigens komplett ohne Ausgrabungen vonstatten. Und sie erbrachten Sensationelles: Im Zentrum des Hügels entdeckte man per Geophysik tatsächlich eine etwa drei auf vier Meter große Grabkammer. Und die geophysikalischen Untersuchungen erbrachten auch, dass die Kammer wohl noch unberührt ist. Gut möglich also, dass jener Keltenfürst noch immer mit üppigen Grabbeigaben im Inneren des Krautbühls liegt. Eine Ausgrabung ist aber nicht geplant, der Erhalt dieses ältesten sichtbaren Monuments aus der Geschichte Nagolds hat für die Denkmalschützer Vorrang.

Dass der Krautbühl wohl nie von Grabräubern heimgesucht wurde, liegt womöglich auch an dessen ungewöhnlicher Lage. Denn bevor im vergangenen Jahrhundert die Nagold in ihr heutiges Bett umgeleitet wurde, umschlang der Fluss den Hügel. Der war damit deutlich geschützter als heute.

Neue Bauwerke

Der Vergleich der Luftbilder offenbart auch noch weitere gravierende Veränderungen: Drei wichtige Bauwerke sind mittlerweile in direkter Nachbarschaft zum Grabhügel entstanden: Zum einen die evangelisch-methodistische Friedenskirche. Des weiteren das Seniorenzentrum Marha-Maria und als letztes die Seniorenwohnanlage von Martha-Maria.