Die geplante Regio-Buslinie zwischen Rottweil und Balingen soll in der November-Sitzung beschlossen werden. Foto: polack - stock.adobe.com

Zwischen Rottweil und Balingen soll eine Regiobuslinie entstehen. In der Sitzung des Kreis-Verwaltungsausschusses am Montag wurde das Thema intensiv diskutiert. Etwas überraschend war auf den ersten Blick die Wahl einer Verbindung über Wellendingen statt über Neukirch.

Kreis Rottweil - Hartmut Jaißle von der "Nahverkehrsberatung Südwest" hatte eine Potenzialanalyse zur Strecke Rottweil-Balingen angefertigt. Das Ergebnis: Eine Menge Potenzial ist vorhanden. Um dieses tatsächlich optimal zu nutzen, war sein Vorschlag, die Verbindung über Wellendingen herzustellen. Dies war für einige Gremiumsmitglieder insofern zunächst überraschend, als dass eine Verbindung über die B 27 und Neukirch lange als die logische Option gesehen wurde.

Jaißle konnte jedoch einige Vorteile seiner Option nennen. Es geht vor allen Dingen um die Bahnanbindungen. Die Umsteigezeit in Rottweil und Balingen würde bei einer Verbindung über Wellendingen nicht mehr als zehn Minuten betragen, bei einer Verbindung über Neukirch doppelt so lang.

Zudem liegen auf der Strecke über die L 434 mit 2076 deutlich mehr Einwohner als die 660 über Neukirch. Bei den vorhandenen Arbeitsplätzen fällt der Unterschied noch größer aus. Rund 1250 Arbeitnehmer könnten bei einer Streckenführung über Neukirch profitieren, 4500 hingegen bei der Verbindung über Wellendingen. Entscheidender Punkt: Bei dieser Variante würde die Verbindung über die Saline führen, wo alleine circa 3500 Arbeitsplätze vorhanden sind.

So schnell wie nötig

Eine Direktverbindung vom Rottweiler zum Balinger Bahnhof wäre über Neukirch neun Minuten schneller (41 zu 50 Minuten), auch die Zeit vom Rottweiler Bahnhof zur Station Schömber Mitte wäre neun Minuten kürzer (22 zu 31). Jaißle betonte aber: "Für Züge gilt: Nicht so schnell wie möglich, sondern so schnell wie nötig. Das ist auch beim Bus so. Die schnelleren Fahrtzeiten führen auch zu längeren Wartezeiten an den Bahnhöfen".

Dies passe gut ins System des integralen Taktfahrplans. Optimale Anschlüsse seien an den Knotenpunkten – in diesem Fall Balingen und Rottweil – wichtig. Die Umsteigezeit soll weder zu knapp noch zu lang sein. Zudem soll von Balingen aus besonders die Verbindung nach Zürich gut funktionieren.

Intensive Diskussion

Aus dem Gremium gab es zahlreiche Wortmeldungen und Fragen. Einstimmiger Konsens: Die Potenziale werden gesehen, die Verbindung über Wellendingen als sinnvoll erachtet, jedoch ist noch nicht alles klar genug definiert.

Gerhard Aden von der FDP stellte in Frage, ob der "Umweg" über Wellendingen im Zollernalbkreis wirklich gern gesehen werde. Landrat Wolf-Rüdiger Michel konnte diese Befürchtung entkräften. "Der Zollernalbkreis hat nichts dagegen. Es sollen ja auch in Schömberg mehr Haltestellen angefahren werden, insofern haben wir eine Win-Win-Situation".

Michel erklärte zudem, dass der aktuelle "Status Quo" in Neukirch bestehen bleibe, es also keine Verschlechterungen geben werde. Zudem soll eine Ergänzungslinie eingeführt werden. Christian Ruf von der CDU meinte hierzu. "Ich freue mich zunächst, dass das Projekt wieder angegangen wird. Der Status Quo in Neukirch bleibt zwar bestehen, wird von den dortigen Bürgern aber nicht als toll eingestuft".

Hubert Nowack von den Grünen zeigte sich erfreut über das Vorhaben und erwähnte im Zusammenhang mit der Komfortplanung der Haltestellen auch gleich die Möglichkeit, Abstellplätze für Fahrräder bereitzustellen.

Stefan Hammer von der CDU wünschte sich noch genauere Angaben, was die Kosten anbelangt: "Das ist prinzipiell eine gute Geschichte. Aber mehr Details zu den Kosten wären wünschenswert". Zudem wies er wie Markus Huber von den Freien Wählern auf den Bedarf einer besseren Verbindung zwischen Sulz und Balingen hin. "Hier sollte man dringend einen Blick darauf werfen. Auch im Hinblick auf das mögliche Regionale Gewerbegebiet der Stadt Sulz würde eine gute Anbindung Sinn machen".

Landrat Michel meinte dazu: "Wir wollen der Stadt Sulz keinen Druck machen. Sie entscheidet zuerst, ob das Gewerbegebiet zustande kommt. Dann werden wir uns Gedanken machen". Jaißle ergänzte. "Die Verbindung Oberndorf – Balingen ist seit dem 1. August in Betrieb. Die Strecke Sulz – Balingen ist hingegen nicht im Nahverkehrsplan enthalten, da zu wenig Potenzial gesehen wird".

Entscheidung im November

Die Leiterin des Nahverkehrsamts, Heike Kopp, wünschte sich eine Entscheidung in der Sitzung im Oktober. "Wir hängen auch vom Zollernalbkreis ab, der dann auch in die Beratungen einsteigen muss. Mit dem Förderantrag ist es ebenfalls nicht so einfach", meinte sie.

Herbert Halder von der CDU brachte die Sitzung am 8. November ins Spiel. "Wäre es nicht eine Option, die Beschlussfassung bis dahin zu ergänzen und dann abzustimmen?" Landrat Michel folgte dem Vorschlag, und die Beteiligung wurde zunächst einstimmig durchgewunken.