Halbstundentakt, viel Busverkehr am Klinikum und kein Fokus auf den Schülerverkehr – lassen die Doppelstädter jetzt das Auto stehen? (Archiv-Foto) Foto: Eich

Sind die Villingen-Schwenninger bereit, vom Auto auf den Bus umzusteigen? Diese Frage stellten sich die Stadträte am Mittwochabend im Gemeinderat. Ein erster Probelauf ist in den Augen der CDU schon mal gescheitert.

Villingen-Schwenningen - Ein fester Taktverkehr statt der Ausrichtung auf Busse, die vor allem dann kommen, wenn Schüler sie brauchen – diesen Paradigmenwechsel läutete der Gemeinderat in Villingen-Schwenningen schon einmal ein. Und die Umstellung war der Stadt einiges wert: Statt der bis dahin 1,8 Millionen Euro jährlich gab man plötzlich – abzüglich der Einnahmen – sechs Millionen Euro aus, führte CDU-Stadtrat Klaus Martin vor Augen. "Da kam die Euphorie und wir haben ein sehr lukratives Konzept erarbeitet." Die Busse kamen im Halbstundentakt – aber Fahrgäste saßen in erschreckend vielen Fällen eben nicht darin.

Nun stand die Vergabe der Busverkehrsleistungen erneut an – 5,2 Millionen Euro soll es kosten, 2,6 Millionen Euro Einnahmen sollen im Gegenzug reinkommen, "dann bleibt ein Delta von 2,6 Millionen Euro", so Martins Rechenbeispiel. Die Klinik sei auch in diesem neuen Konzept noch immer super angebunden, einen Halb-Stunden-Takt gebe es auch, die Ferienregel, wonach viele Busverbindungen bislang während der Schulferien flach fielen, sei aufgegeben worden. Martin hob die Vorzüge des künftigen Busangebots hervor. Nicht verhehlen konnte er aber die Skepsis, die für ihn damit einher geht: "Die Leute müssen es aber auch annehmen, sonst muss man sich schon fragen, was man noch tun muss."

Grundsatzfragen

Sind die Doppelstädter denn überhaupt bereit für ein großes – und teures – Busangebot? Diese Frage stand am Mittwoch über allem. Anreize hat in der Vergangenheit vor allem ein spezielles Job-Ticket für Klinikmitarbeiter geboten, die eine Zeit lang kostenlos Bus fahren durften. Der Zuspruch war verhalten. So waren im Juni 2020 ernüchternde Zahlen präsentiert worden: Unsere Zeitung berichtete damals, im April 2020, von nur 58 Nutzern laut Statistik, im Mai 2020 sogar von nur zwei Mitarbeitern.

Für Oskar Hahn (Grüne) ist der Fall klar: "Man kann eben nicht halb Bus fahren – entweder man fährt Bus oder Auto – wenn man ein Auto hat, ist Busfahren teuer!" Was Villingen-Schwenningen also brauche, sei ein Buskonzept, welches das Auto verzichtbar macht. Dem jetzt neuen, ab Januar 2022 gültigen, Buskonzept stimmten die Grünen zwar zu – gewesen sein aber solle es das nicht. Er hoffe, so Hahn, dass es eines Tages die Chance gibt, "ein richtiges Buskonzept aufzusetzen".

Birgitta Schäfer (SPD) pflichtete bei – das Konzept aus 2020 sei gut gewesen, "die Bürger konnten es nicht annehmen", nicht zuletzt wegen Corona. So aber "wird es nie dazu führen, dass die Leute auf den Bus umsteigen".

Oberbürgermeister Jürgen Roth mochte sich das neue Buskonzept trotz alles Verbesserungspotenzials, das auch er sah, nicht madig reden lassen: "Wir haben ein gutes ÖPNV-Konzept, wir können immer besser werden – unstrittig!" Darauf, wie rege die Doppelstädter nun auf den neuen Bus in VS aufspringen sei er selbst "mega gespannt".

Breite Zustimmung im Gemeinderat des Oberzentrums fand er schon mal: 28 Ja-, keine Nein-Stimme und sechs Enthaltungen.