Manni und Chantal, gespielt von Bernhard Hurm und Carola Schwelien, sind die beiden Hauptfiguren im neuen Lindenhof-Stück "Zwei wie Bonnie und Clyde". Foto: Lindenhof-Theater Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Mit "Zwei wie Bonnie und Clyde" debütiert Claudia Rüll Calame-Rosset am Lindenhof als Regisseurin

"Ich habe da erst mal radikale Striche gemacht", sagt Claudia Rüll Calame-Rosset über ihre erste Regiearbeit zur Kriminalkomödie "Zwei wie Bonnie und Clyde" am Lindenhof. Bisher kannten die Zuschauer sie vor allem als Verantwortliche für Bühnenbild und Kostüme.

Burladingen-Melchingen. Dabei hat sie in Koblenz schon Regie geführt und auch bei vielen Produktionen, die sie als Theaterpädagogin mit jungen Menschen begleitet hat. Das Stück "Zwei wie Bonnie und Clyde", geschrieben und lange gespielt vom Autoren- und Schauspielerpaar Tom Müller und Sabine Misiorny, wurde unlängst in Hechingen vom Kriminaltheater Berlin gezeigt – und fiel beim Kritiker durch.

Jetzt wollen die Lindenhöfler es bei der Premiere an diesem Samstag, 30. November, besser machen. Rüll Calame-Rosset hat nicht nur gestrichen, sondern zusammen mit Dramaturg Franz Xaver Ott dem Stück auch einen anderen Hintergrund gegeben und den Schluss verändert. Die Klischees seien raus, die Story ganz anders unterfüttert.

Es sind nicht zwei junge Leute, die da von einem anderen Leben in Las Vegas und auf Hawaii träumen, von Reichtum und davon, einmal ein Held zu sein. Es sind, wie die Regisseurin sagt, "zwei Senioren in der Schieflage" – Manni und Chantal, gespielt von Bernhard Hurm und Carola Schwelien.

Dazu hat Rüll Calamet-Rosset die Chantal auch erst einmal "aus der Ecke blond-blöd" geholt, wie sie sagt und der Figur mehr Tiefgang gegeben. "Eigentlich will Chantal alles richtig machen und hält sich genau an Mannis Plan." Trotzdem geht beim geplanten Banküberfall einiges schief, die beiden flüchten sich in ein ehemaliges, verlassenes Schuhdepot und brauchen einen Plan B.

"Es ist ein Gaunerstück voll Witz und Tücke", sagt Franz Xaver Ott zu dem rund zweistündigen Stück. Und in Zeiten, in denen, auch in der Region, über 80-Jährige wegen Banküberfällen vor Gericht stehen, bräuchten die Zuschauer nach aktuellen Bezügen auch nicht lange suchen.

Dass Manni und Chantal sich ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten träumen, dass sie "einmal ein Held" sein wollen, entspreche auch "einem aktuellen Lebensgefühl" meint Ott und verweist auf die Castingshows, die bei den privaten TV-Sendern wie Pilze aus dem Boden schießen, und zahlreiche Internet-Videos, die, millionenfach angeklickt, so manchem zu seinem Fünf-Minuten-Ruhm verhelfen.

Bühnenbild und Kostüme hat die Regisseurin gleich selber gemacht und "es sehr realistisch gehalten", wie sie sagt. "Das Stück braucht diese Konkretheit", ist sich Rüll Calame-Rosset sicher. Videoeinspielungen wird es keine geben. Dafür werden Schlüsselszenen mit Musik unterlegt, die die Sehnsüchte und Träume des alternden Paares transportieren sollen und auf jene Orte verweisen, nach denen sich die beiden sehnen.

 Premiere hat das Stück, das im Theater Lindenhof in Melchingen im Kleinen Saal gespielt wird, an diesem Samstag, 30. November. Danach gibt es Aufführungen am Sonntag, 1., Donnerstag, 5., Freitag, 6. und Sonntag, 15. Dezember. In der Scheune ist zudem eine Sylvesteraufführung mit Sekt und Häppchen geplant.