Berthold Biesinger (links) und Gerd Plankenhorn als Engel Toni und Flori sind in der neuen Inszenierung des Lindenhofs auf der Bühne und der Leinwand zu sehen. Foto: Lindenhof-Theater Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Mutige Lindenhof-Premiere "Bodenpersonal" glückt nur teilweise

Burladingen-Melchingen. Mit dem neuen Stück "Das Bodenpersonal" wagten Regisseur Karl Stefan Röser und die Darsteller Berthold Biesinger und Gerd Plankenhorn am Melchinger Lindenhof das Experiment, Kurzfilme in eine Bühnenfassung zu gießen. Das ist mutig – glückte aber nur teilweise.

Dabei ist der Plot recht vielversprechend. Die Engel Antonius, kurz Toni (Berthold Biesinger), und Florian, genannt Flori (Gerd Plankenhorn), gehören unter den himmlischen Heerscharen zum Bodenpersonal und werden mit Schutzengel-Aufträgen immer mal wieder auf die Erde geschickt. Sie landen immer auf dem Kornbühl und von da aus geht’s ins zugegebenermaßen herrliche Umland oder auch schon mal nach Rom, zum Stellvertreter des Chefs.

Der ist aber eine Chefin. Ein kleines Mädchen, das den Mitarbeitern und den Zuschauern am Ende tiefsinnig und mit überlegen ruhiger Greta-Thunberg-Attitüde die Leviten liest.

Dass die Geschichten als verfilmte Kurzgeschichten längst vorliegen und im Theater immer wieder auf die große Leinwand hinter dem Büroschreibtisch geworfen werden, ist ein zweischneidiges Schwert, in das sich die Schauspieler da stürzen. Von beiden weiß man, dass sie großartig sein können, wenn sie schwäbisch-satirisch, bissig-ehrlich und gnitz-hinterlistig mit oder ohne Mundart in verschiedene Rollen schlüpfen.

In der Inszenierung "Das Bodenpersonal – Sie retten die Welt. Ond ihr guckt zu" übernimmt die Leinwand hinter den beiden aber zu oft die Hauptrolle. Und das führt zu Längen und zu Reibungsverlusten in der Kunst der Darstellung.

Was als Film ganz witzig daher kommt, wirkt bisweilen im Theatersaal etwas deplatziert und weit weniger fesselnd. Dabei hat das Stück durchaus seine Momente. Etwa mit jenem Film, in dem auf dem Rottenburger Bauernmarkt schwäbische Originale nach dem Spitznamen der Rottenburger gefragt werden und frei von der Leber weg drauflos erzählen.

Die Engel beschränken sich auf einfache Aufträge

Oder auch, wenn Flori und Toni nach Aktenlage entscheiden und einfachere Aufträge wählen, weil Brexit, Klimaziele oder Weltfrieden als so unlösbare und schwierige Aufgaben erscheinen.

Da menschelt es sehr, da wird Bürokratie auf die Schippe genommen. Und es werden Betriebsabläufe karikiert, etwa, wenn beide sich darauf einigen, dass die Harfenspielerabteilung noch schlimmer ist als das Arbeiten im Großraumbüro.

Und immer wieder schimmert der Tiefsinn durch, für den die Lindenhof-Inszenierungen so bekannt sind. Wenn Toni mahnt: "Sag nicht gottverlassen, wenn Du menschenleer meinst", oder wenn er den jüngeren Flori darauf hinweist, dass auf der Alb jeder Ort seine eigene Stille hat.

Demgegenüber stehen Dada-Einlagen, bei denen sich die beiden Engel Wortfetzen und Begriffe nur noch an den Kopf werfen, der Besuch in einem ortsansässigen Autohaus oder bei den Lamas, die eher klamaukig daherkommen und den Zuschauer etwas ratlos zurücklassen.

Die Wege des Herrn sind unergründlich – und manche Theaterinszenierung eben auch.