Harry Ebert bei der Vertragsunterzeichnung 2016 Foto: Schwarzwälder Bote

Investorenkritik: Harry Ebert nimmt Stellung und weist Pfister-Vorwürfe von sich

Burladingen (eri). Die Vorwürfe des BeneVit-Chefs Kaspar Pfister wollte Harry Ebert nicht unwidersprochen hinnehmen. Deshalb hat der ansonsten der lokalen Presse gegenüber wenig aufgeschlossene Burladinger Stadtchef zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen: Er ließ zuerst der Hohenzollerischen Zeitung (HZ) und dann zeitverzögert auch dem Schwarzwälder Boten ein vorgefertigtes Interview zukommen. Darin nimmt Ebert in Frage und Antwort-Form Stellung. Die Ulmer Zeitung hat dies als "eigenes Interview" des Bürgermeisters veröffentlicht.

Zu den journalistischen Grundsätzen unserer Zeitung gehört es indes, keine vorgefertigten Interviews zu veröffentlichen. Die Fragen stellen bei dieser uns wichtigen Darstellungsform die Mitarbeiter der Zeitung, die Antworten kommen von den Interviewpartnern. Das gerade macht den Charakter von Interviews aus.

Gleichwohl enthält die Presseerklärung des Burladinger Stadtoberhaupts Passagen, die angesichts der aktuellen und öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen in Burladingen von lokalpolitischer Relevanz sind. Etwa wenn es um die zeitliche Verzögerung der Marktplatz-Gestaltung geht, die Pfister in einem Gespräch mit unserer Zeitung beklagt hatte. In dem Frage-und-Antwort-Text listet Ebert diese vor allem dem Investor selber an. Es seien letztlich "seine Mätzchen" gewesen, die dazu geführt hätten, sagt der Bürgermeister und erinnert an den im Frühjahr des vergangenen Jahres von Pfister verfügten Baustopp: "Genau diese fünf Monate hinken wir jetzt hinterher", so Ebert.

Wenig hilfreich sei es auch, sagt der Rathauschef weiter, wenn man hinsichtlich der Gestaltung des neuen Marktplatzes mit immer neuen Forderungen auf die Stadt zukomme, die die Zielsetzungen für den Marktplatz, nämlich eine attraktive Stadtmitte mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen, gefährden. Die Stadtverwaltung sei bezüglich der aktuellen Planung des Ärztehauses überhaupt nicht mehr eingebunden, beklagt der Bürgermeister da in einer seiner Antworten. "Wir erhalten, auch auf Anfrage keine Informationen über die Aufteilung der Praxen und die aktuelle Planung", lässt sich der Rathauschef zitieren.

In mehreren Antworten des mehrseitigen Textes wird immer wieder betont, dass das ganze Projekt auf Harry Eberts Initiative hin geplant wurde. Es sei bei einem Gespräch mit dem Burladinger Mediziner Armin Schweitzer und Klaus Hammon aus der Taufe gehoben worden, erklärt der Stadtchef da. Das Ärztehaus hätte nach Meinung Eberts auch von der Stadt selber gebaut werden sollen. "Im Nachhinein muss ich sagen, es war ein Fehler BeneVit das Projekt zu übertragen und mir war von Anfang an nicht wohl dabei. Man hätte zunächst weitersuchen und gegebenenfalls das Ärztehaus in städtischer Regie verwirklichen sollen, was ohne weiteres mach- und finanzierbar gewesen wäre", beantwortet Ebert da eine der Fragen nach mehreren möglichen privaten Investoren.

"Wir hatten, als besagter Planungsstopp verfügt war, auch schon die Bereitschaft einzelner Ärzte, Teileigentum in einem Ärztehaus zu erwerben, gebaut von einem Bauträger. Und wir waren schon in Gesprächen mit einem Bauträger, der Bereitschaft signalisiert hat. Leider zerschlug sich diese Variante, nachdem BeneVit wieder auf der Bildfläche erschien, als das Abenteuer in Gammertingen in die Hosen ging", heißt es in einer von Eberts Antworten. Dass der gebürtige Ringinger Pfister Ebert an anderer Stelle einen Rücktritt nahegelegt haben soll, kommentiert der frühere Tübinger Polizeibeamte mit: "Er kann von Burladingen wegziehen, wenn es ihm hier nicht gefällt."

Pfister gefalle sich in der Rolle des "großen Machers", sagt Ebert weiter und verkenne dabei, dass letztlich alle Ärzte, die unterschrieben hätten, "schon vor Jahren von uns angesprochen wurden". Dass die Onkologin Abt beispielsweise einen Mietvertrag unterschrieben habe, sei das Ergebnis langer Überzeugungsgespräche zwischen ihm und der Ärztin.

Die Frage, wie es jetzt weitergehe, beantwortet er mit: "Wir sind mit der Planung des Marktplatzes im Zeitfenster und gehen davon aus, dass wir die Arbeiten in diesem Jahr noch ausschreiben können. Ich bin davon überzeugt, dass der Marktplatz Mitte des nächsten Jahres fertig sein und eingeweiht wird."