Wiesenwanderung: Rund 80 Naturfreunde lassen sich am Kornbühl über Magerwiesen und Pflege aufklären

Von wegen Magerwiesen: Für viele unterschiedliche Insekten sind sie ein gefundenes Fressen. Genau da, wo nicht oder kaum gedüngt und gemäht wird, wo die Grashalme nicht allzu hoch in den Himmel schießen, wachsen und gedeihen vielerlei Pflanzen, und die Insekten tummeln sich zuhauf.

Burladingen-Salmendingen. Der Diplom-Biologe Wilfried Löderbusch plauderte unter dem Kornbühl launig und interessant über Biotope und Artenreichtum, die Zusammenhänge im Naturschutz, und wartete auch mit einigen Zahlen auf. Das Landratsamt hatte zur "Abendlichen Wiesenwanderung" eingeladen. Die gibt es seit 2011, ins Leben gerufen von Arnold Kleiner, der in der Kreisbehörde für die Landschaftspflege zuständig ist. Fast alle seine Kollegen, Silvia Metz vom Regierungspräsidium und auch Willi Griesser, Leiter des Umweltamtes im Landratsamt, waren vor Ort. Griesser erläuterte, dass bisher viele der Wiesenwanderungen auf dem Großen Heuberg stattgefunden hätten. Bei Obernheim, Hartheim, Tieringen und Nusplingen sei man schon gewesen, einmal auch rund um Burgfelden.

Diesmal hatte die Behörde an den Kornbühl geladen, und die Mitarbeiter waren überrascht. Denn es gab eine große Resonanz. Rund 80 Wanderer hatten sich eingefunden und machten sich, jeweils begleitet von den Umweltexperten in zwei Gruppen auf den Weg.

Man ahnt es, der Zollernalbkreis ist eine ganz besondere Region. In Europa ist es Baden-Württemberg, das mit den meisten Magerwiesen aufwarten kann und im Südwesten eben der Zollernalbkreis, der die meisten solcher Gebiete hat. Das Gras wächst nicht so hoch, die Sonne, so erklärte es Löderbusch, erreicht hier noch den Boden. Grillen, Ameisen und viele bodennahe Insekten fühlen sich hier besonders wohl, haben eine große Auswahl an Pflanzen, aus denen sie Nektar schlürfen können.

Auch viele von den rund 500 Wildbienenarten tummeln sich in solchen Magerwiesen. Und: Viele Insekten ziehen auch viele Vögel an. Pflanzen wie Wiesensalbei, Klappertopf, Margerite oder Wiesenbocksbart, aufrechte Trespe oder der Hornklee sind Indikatoren für ein solch seltenes Gebiet.

Nur wo wenig gedüngt und gemäht wird, wuselt es

"Magerkeitsanzeiger" nennen sie Biologen wie Löderbusch. Der wurde nicht müde darauf hin zu weisen, welch ein Kleinod solche Magerwiesen sind. In intensiv bewirtschafteten Gebieten gibt es die eben nicht mehr. Zuviel wird hier gedüngt, zu oft wird gemäht.

Um zu zeigen, was sich hier alles tummelt, hielt Löderbusch, der solche Magerwiesen auch oft im Auftrag der Behörden kartiert, seinen Kescher bereit. Ruspanner, Blutströpchen, Bläuling – die Mitwanderer hatten Gelegenheit diese Insekten mal ganz aus der Nähe zu bewundern.

Dass es rund um den Kornbühl einst ganz anders aussah, das erläuterte Forstdirektor Hermann Schmidt den Teilnehmern der abendlichen Wiesenwanderung. Er wartete mit alten Fotos auf, die noch reichlich Wald rund um die kleine Kapelle hoch auf dem Zeugenberg zeigen. Von 1998 bis ins Jahr 2003 hätte man dann unter großem Einsatz von Maschinen und in vielen Arbeitsstunden den Kornbühl auf zwölf Hektar wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Seitdem muss er, auch mit Hilfe von Schafbeweidung, offengehalten werden.

Zweimal im Jahr sorgen der Salmendinger Albverein und der Jugendclub dafür, dass sich Büsche und Kleinholzarten auf dem Kornbühl nicht breitmachen. "Es gilt, die Landschaft aktiv zu erhalten", sagte Schmidt. Selbst in den kleinen Erosionsbereichen, in denen die Steine blank liegen, halten sich Lebewesen auf, "die es sonst nirgends gibt", betonte Schmidt. Im Anschluss an die Wanderung bewirtete der SV Salmendingen die Teilnehmer im Sportheim.