Der alte Fehlaquelltopf kurz bevor er abgebrochen wurde. Foto: Eule

Burladingen im Wandel: "Was geschah vor 30 Jahren?". Bericht, was in der Fehlastadt angepackt werden soll.

Burladingen - Bei der Durchsicht seiner Unterlagen für die Serie "Burladingen im Wandel" stieß unser Autor Rainer Eule auf ein Manuskript aus dem Jahre 1990. Es enthielt einen Bericht über die Geschehnisse in Burladingen seit der Stadterhebung sowie Zukunftsprognosen darüber, was noch angepackt werden soll oder muss.

Ein Bericht, der im Schwarzwälder Boten im August 1990 veröffentlicht wurde, und einen Blick auf die damalige Zeit erlaubt. 30 Jahre sind ins Land gegangen, und die Erinnerungen beginnen zu verblassen, manche Themen der Kommunalpolitik blieben allerdings bis heute aktuell. Ein guter Grund, diesen Bericht nochmals zu veröffentlichen.

Fünf Regenüberlaufbecken gebaut

Im Jahr 1990 verging kaum ein Monat, in dem nicht über die Probleme der Abwasserbeseitigung berichtet wurde, und welche neuen Projekte der Gemeinderat mit erheblichen Kosten zur Verbesserung der Kläranlagen beschloss.

Im Bereich der Josengasse wurde das erste von insgesamt fünf Regenüberlaufbecken gebaut. Als erster Schritt zur Sanierung des Lauenkanals, der bis dato auch noch häusliche Abwässer in die Fehla leitete, wurde der Staukanal um das alte Feuerwehrhaus herum gebaut, der wegen seiner Abmessungen mehr einer Bob-Bahn als einem Abwasserkanal glich.

Aber auch an der Burladinger Kläranlage wurde gebaut. Das in der alten Konzeption enthaltene Nachklärbecken war den anfallenden Abwassermengen nicht mehr gewachsen und wurde durch ein neues, rund fünfmal so großes ersetzt. Fast bescheiden neben diesen Millionenprojekten nehmen sich die Kanalisationsmaßnahmen im Bereich der Fehlabrücke, des Ringinger Tals oder im Bereich der im Bau befindlichen Ortsverbindungsstraße zwischen Hausen und Starzeln aus.

1980 war die Geburtsstunde der neuen Stadtmitte

Wo viel Abwasser anfällt, muss auch viel Wasser gefördert werden, um Haushalte und Industrie zu versorgen. Kein Wunder, dass auch bei der Wasserversorgung 1980 rege Bautätigkeit herrschte. Das neue Wasserwerk des Wasserzweckverbands Hohenzollern ging seiner Vollendung entgegen und stellte mit modernster Technik die Wasserversorgung eines großen Teiles des Zollernalbkreises sicher.

Aber auch die Stadt Burladingen begann zwei wesentliche Maßnahmen zur Sicherstellung der Wasserversorgung in den Stadtteilen Killer und Salmendingen. Für beide Ortschaften hatte der Gemeinderat den Neubau von Hochbehältern beschlossen.

Um das Wasser ging es auch beim Ausbau der Fehla, der mit der Gestaltung des Quelltopfes in sein entscheidendes Stadium trat. Eine Baustelle, die sich mehrere Jahre durch den Ort zog und das Leben der Anwohner beeinträchtigte. Auslöser für diesen Ausbau waren wohl nicht nur die desolaten Ufermauern, die in manchen Bereichen einzustürzen drohten, sondern im gleichen Maße die vielen unkontrollierbaren Kanalentlastungen, die aus alter Zeit noch in die Fehla mündeten und auch Farbwasser aus den alten überlasteten Kanälen einleiteten.

Mit dem Ausbau der Fehla konnten auch diese Missstände behoben werden, indem man hinter den neuen Bachmauern neue Hauptsammler mitverlegte.

In engem Zusammenhang mit diesen Maßnahmen muss auch der Ausbau der Josengasse gesehen werden, der Ausgangspunkt für die künftige Stadtentwicklung Burladingens war.

Schaffung einer neuen Stadtmitte

Das Jahr 1980 war auch die Geburtsstunde der Planungen für die Schaffung einer neuen Stadtmitte. Ein Architektenwettbewerb sollte Möglichkeiten aufzeigen, rund um das Rathaus ein Ortszentrum zu schaffen, das auch optisch den Mittelpunkt des langgezogenen Orts bildet. Der Gemeinderat entschied sich dafür, das Stuttgarter Büro Haas-Herrmann mit den weiteren Planungen zu beauftragen, aus denen sich die heute sichtbare Neugestaltung entwickelte.

Freilich ist man nicht mit allen Vorstellungen im gesetzten Zeitrahmen geblieben. Manches wünschenswerte musste zurückgestellt werden. Schwierige Grundstückseigentumsverhältnisse oder das Fehlen entsprechender Investoren verzögerten doch manches.

Rascher voran kam man mit dem Abbruch alter Gebäude entlang der Hauptstraße, wo mehrere Wohngebäude zu Verbreiterung der Straße beseitigt wurden. Lange war vorgesehen, diese wenig schönen Baulücken wieder zu füllen. Zehn Jahre nach dem Abbruch entschied der Gemeinderat, diese Flächen für einen städtebaulich hochwertig gestalteten Parkplatz zu nutzen.

Überhaupt war man in Sachen Straßenbau im Jahr 1980 kräftig am Planen. Seitens der Straßenbauverwaltung wurde den Gemeinde- und Ortschaftsräten die Neuplanung zum Ausbau der B 32 zwischen Jungingen und Burladingen präsentiert. Kühn zog die damals geplante Trasse durch die Waldlandschaft oberhalb der Killertalgemeinden und scheute keinen noch so großen Eingriff in die Landschaft.

Erdbewegungen in größtem Ausmaß waren ins Auge gefasst, um der schlechten Verkehrssituation im Killertal Herr zu werden. Zehn Jahre später erfreut sich der Verkehrsteilnehmer immerhin an der vor wenigen Jahren gebauten Ortsumgehung von Hausen. Alle anderen Pläne verschwanden wegen des Landschaftsverbrauchs wieder in der Schublade.

Fünf Millionen für Erweiterungsbau der Hauptschule

Manche der damals geforderten Umgehungs- und Anschlussstraßen will heute - aufgrund eines veränderten Umweltbewusstseins - kein Mensch mehr. So war es vielleicht ein Glücksfall, dass die Planungen für den Straßenbau im Killertal seit fast 30 Jahren nicht so recht vorankommen.

Das, was den Menschen an Bauwerken in Erinnerung bleibt, sind die, die er täglich sieht. Auch hier wurde durch die Stadt Burladingen in den letzten Jahren manches begonnen. Der wichtigste Hochbau, und dabei auch der umstrittenste, war zweifellos der Erweiterungsbau der Hauptschule, der letztendlich fünf Millionen Mark kosten sollte.

Zur Verbesserung der Unterbringung der Ortschaftsverwaltung wurde in Salmendingen das Rathaus mit einem Kostenaufwand von rund einer Viertelmillion Mark grundlegend renoviert. Die katholische Kirchengemeinde begann mit der Sanierung der alten St.-Georgs-Kirche, die heute wohl wieder als ein Schmuckstück anzusehen ist.

Und nachdem die Stadt Burladingen auch Burgbesitzer ist, war es kein Wunder, dass auch hier Baumaßnahmen verzeichnet wurden: Auf der Ruine Hohenmelchingen nahm man die Instandsetzung des "Hinteren Stockes" in Angriff, just jener Teil, der später für Freilichtkonzerte genutzt wurde.

Lösung des Problems lässt noch viele Jahre auf sich warten

Aber auch über ein anderes wichtiges Bauvorhaben zerbrach sich damals der Gemeinderat den Kopf: den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses. Bei einer Besichtigung der alten Unterbringung war man wohl der Ansicht, dass die Unterbringung nicht mehr zeitgerecht sei. Aber die Finanzierung eines Neubaus war das Problem, dessen Lösung viele Jahre auf sich warten ließ.

Fast auf den Tag zehn Jahre später hatte nun der Gemeinderat die Bauarbeiten für den Neubau eines Feuerwehrhauses vergeben, der keine Wünsche offen ließ.

Ansonsten bewegte die evangelische Kirchengemeinde vor zehn Jahren der Weggang ihres langjährigen Pfarrers Brandauer, der eine lange Zeit der Vakanz auslöste. Eine Zeit, die für die kleine Gemeinde nicht einfach war. Das Schlusswort Brandauers in seiner Abschiedsrede bildet auch den Schluss unserer Betrachtungen: "Niemand möge den Spuren hinterhergehen, die einer hinterlässt. Jeder der nachfolgt, soll seine eigenen Spuren hinterlassen und an denen gemessen werden."

Das mag für alles gelten, was Menschen an Entscheidungen treffen. Was heute richtig ist, kann morgen schon verkehrt sein.