Die Kirche wurde im Jahr 1769 gebaut. Foto: Barth Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Chor besteht seit 300 Jahren / Jubiläum wird am Sonntag, 6. Oktober, gefeiert

Die Pfarrgemeinde Melchingen feiert am Sonntag, 6. Oktober, zwei Jubiläen. Zum einen wurde 1769 der Kirchenbau der St.-Stephanus-Kirche fertiggestellt, und der Kirchenchor St. Stephan kann auf 300 Jahre Geschichte zurückblicken. Beide Jubiläen sollen gebührend gefeiert werden.

Burladingen-Melchingen. Bereits um 1135 wird in der Chronik des Klosters Zwiefalten die Melchinger Kirche erwähnt. In ihrem Turm hängt eine Glocke, die zu den ältesten in ganz Deutschland zählt – sie wurde 1273 gegossen und hat die Jahrhunderte unbeschadet überstanden.

Im Jahr 1661 wurde in einem Visitationsprotokoll des Kapitels Trochtelfingen festgestellt, die Melchinger Kirche "erscheine für den hervorragenden und volkreichen Ort als allzu klein und zu wenig hergerichtet." Es sollten dennoch fast 100 Jahre ins Land gehen, bis nach Klärung der Zuständigkeit zwischen dem Hause Württemberg und dem Fürsten zu Fürstenberg endlich mit dem Neubau begonnen werden konnte.

1767 erteilte dann das fürstliche Bauamt die Erlaubnis, einen Neubau zu erstellen – und zwar "ohne überflüssigen äußerlichen und innerlichen Zierad". Eine weitere Bedingung war, dass der Kostenrahmen von 5000 Gulden nicht überschritten und Frondienst geleistet werden musste.

Der Auftrag wurde schließlich an Baumeister Christian Großbayer aus Haigerloch, der einen Kostenvoranschlag um 4500 Gulden vorlegte, diesen aber um 1540 Gulden überschritt, übertragen. Mit der Ausmalung der Kirche wurde Franz Ferdinand Dent beauftragt. Der hatte bereits im Vorfeld an weiteren Kirchen mit Großbayer zusammengearbeitet, so erwuchs dann daraus auch eine sehr einheitliche Gesamtkonzeption für die Melchinger Kirche.

Der genaue Werdegang kann im Kirchenführer "Pfarrkirche St. Stephan", der 2012 von Egon Viesel verfasst und veröffentlicht wurde, detailliert und ausführlich nachgelesen werden. 1769 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und die neue Kirche konnte bezogen werden, im August 1772 wurde sie vom Konstanzer Weihbischof Johann Nepomuk geweiht.

Ehemaliger Pfarrer veröffentlicht Festschrift

Zum 200-jährigen Bestehen wurde dem Innenraum der Kirche nach mehrjährigen Restaurationsarbeiten seine ursprüngliche Gestalt wiedergegeben und es erschien die Festschrift "200 Jahre Pfarrkirche St. Stephan zu Melchingen" aus der Feder des bereits im Ruhestand lebenden ehemaligen Pfarrers Albert Waldenspul. In den 1980ger Jahren wurde der Innenraum erneut restauriert, bei der Isolierung des Daches, beim Aus- und Einbau des neuen Gestühls und weiteren Arbeiten packten die Melchinger Vereine tatkräftig mit an.

Und in den nächsten Jahren steht die Sanierung des Kirchendaches auf dem Plan – aber jetzt wird erst einmal gefeiert: bereits am Sonntag, 6. Oktober, gibt Egon Viesel nach dem Gottesdienst, der um 9 Uhr beginnt, eine Kirchenführung. Zum Patrozinium werden als Gastprediger der ehemalige Erzbischof Robert Zollitsch sowie einige ehemalige Priester der Gemeinde erwartet. Der Kirchenchor unter der Leitung von Martin Metz wird die Messe feierlich umrahmen.

Anschließend wird in der Festhalle gefeiert. Im Foyer der Halle werden Bilder der Melchinger Pfarrkirche von Meinrad Hirlinger zu sehen sein und das Gemeindeteam hat ein unterhaltsames Programm für die Besucher vorbereitet.

Der Kirchenchor feiert in diesem Jahr sein 300- jähriges Bestehen. 2003 erhielt der Chor die Palestrina Medaille. Diakon Engelbert Hipp konnte nach langwierigen Recherchen dem Chor eine 284-jährige Tätigkeit nachweisen. Dieser Jahrtag soll mit einem Weihnachtkonzert gefeiert werden. Der genaue Termin für das Konzert wird noch bekannt gegeben.