Regisseur Franz Xaver Ott (links) und Autor Stefan Vögel sagen: In dem Stück "Chaim und Adolf" geht es längst nicht nur um die Auseinandersetzung beim Schachspiel. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Theater Lindenhof nimmt mit "Chaim und Adolf" große Themen auf

Vor drei Jahren hat der österreichische Autor Stefan Vögel sein Stück "Chaim und Adolf" geschrieben. Es spielt in einer Dorfgaststätte. Das Lindenhof-Theater Melchingen stellt jetzt die Uraufführung auf die Bühnenbretter – in der eigenen Theaterkneipe.

Burladingen-Melchingen. Der jüdische Wanderer Chaim Eisenberg, Israeli mit deutschen Wurzeln, kommt in dem Stück auf seinen Wandertouren immer wieder ins Schwabenland, in immer das gleiche Dorf, in immer den gleichen Gasthof. Gastwirt Martin besorgt ihm einen adäquaten Schachpartner, der Adolf heißt, und den Chaim trotz einiger Vorbehalte ob des Namens als Gegner akzeptiert. Bald stellen die beiden Spieler fest, dass ihre Lebensgeschichte auf wundersame Weise miteinander verwoben ist, alte Familiengeheimnisse werden langsam gelüftet.

"Es passt gut in eine Zeit, in der zunehmend wieder rechtsnationale, rassistische, fremdenfeindliche und antisemitische Töne zu hören sind", sagt Regisseur Franz Xaver Ott über das kleine Kammerspiel, in dem, so beschreibt er es, "die ganz großen Themen aufgenommen werden".

Ott war es auch, der den Kontakt zum Autor Vögel herstellte, nachdem er die Verfilmung von dessen Komödie "Arthur und Claire" gesehen hatte. Ott wollte ihn kennenlernen, diesen Autor, über den die "Welt" schrieb: "Es gibt ihn tatsächlich! Den jungen, deutschsprachigen Komödienschreiber, der alle dramaturgischen, psychologischen und komödiantischen Regeln beherrscht."

Jetzt saß dieser ausgebuffte Komödienschreiber in der Melchinger Theaterkneipe am Tisch und erklärte, was es auf sich hat mit Chaim und Adolf, dass das Grundgerüst der Geschichte, in der ein jüdischer Reisender mit einem österreichischen Landwirt namens Adolf in einem Wirtshaus Schach spielt sich wirklich so zugetragen hat – in Vögels Stammkneipe in Vorarlberg.

Vögel hat dies inspiriert, er hat mit literarischer Freiheit eine ganz eigene Geschichte daraus gesponnen. Und er beteuert, dass er beim Schreiben die Samthandschuhe weggelegt habe, es ihm nicht um politische Korrektheit gegangen sei, sondern dass er seine Akteure in die vollen gehen, eine direkte Konfrontation austragen lasse. "Es ist die Stärke dieses Stücks, dass die zwei so schonungslos miteinander umgehen, dass sie sich selber in den Klischees suhlen", erläutert Ott und schwärmt von den schnellen und feinsinnigen Dialogen.

Das Schachspiel, das Chaim und Adolf miteinander spielen, dient also als Metapher für einen ganz anderen Schlagabtausch. In den Hauptrollen spielen Stefan Hallmayer als Adolf und Martin Olbertz als Chaim. Die Kostüme entwarf Ilona Lenk, die musikalische Einstudierung der Klezmer-Songs hat Markus Ege übernommen, die Regieassistenz Jakob Heim.

 Die Uraufführung ist am Donnerstag, 25. Oktober. Danach wird das Stück am Sonntag, 28. Oktober um 17 Uhr, Mittwoch 31. Oktober, Donnerstag, 1. November, Mittwoch, 7., Donnerstag 8., und Freitag 9. November jeweils um 20 Uhr gezeigt. Am Sonntag, 11. November, gibt es eine Matinee mit Weißwurstfrühstück. In dieser Zeit hängen in der Kneipe des Lindenhofs Bilder des jungen syrischen Flüchtlings Hassan Malla, der seine Erfahrungen auf der Flucht nach Deutschland in Ölbildern festgehalten hat.

Nach den Terminen im Lindenhof geht das Stück "Chaim und Adolf" auf Tour durch die Kneipen der Region. Gastwirte, die es gerne einmal in ihrer Beiz hätten, können sich beim Theater Lindenhof unter tour@theater-lindenhof.de oder unter der Telefonnummer 07126/92 93 19 melden. Die ersten 30 Kneipenbesitzer, die sich melden, bekommen den Theaterabend kostenlos, da er im Rahmen eines Förderprogramms "Gesellschaftlicher Zusammenhalt" des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst finanziert wird.