Nahverkehr: Für Hermannsdorfer Kinder ist Transport weggefallen

Wer als Schüler aus Hermannsdorf nach Burladingen will, der braucht vor allem eins: Eltern mit viel Zeit und einem Auto. Bis zum Januar dieses Jahres gab es ein Taxiunternehmen, das die derzeit vier Schüler wenigstens zu den Kernzeiten transportierte. Danach war Schluss.

Burladingen. Die Ankündigung, dass das Taxiunternehmen nicht mehr fahren würde, flatterte den verdutzten Eltern kurz vor Weihnachten auf den Tisch. Sie haben dann bei der Stadtverwaltung angerufen und nach einer Lösung gefragt. "Es gab aber keine Bereitschaft, uns da zu helfen", schildert eine der Mütter ihren Eindruck. Die Schülerbeförderung fiel nach den Weihnachtsferien einfach weg. Seitdem findet sich die Mutter, zusammen mit drei anderen Familien, in einem Organisationswirrwar zwischen Absprachen zu Fahrgemeinschaften und Zuschuss-Formularen wieder, und die Schulkinder brauchen vor allem eins: Geduld. Denn Wartzeiten nach dem Schulbesuch gehören mittlerweile zum Alltag.

Eltern werden auf Busverbindung verwiesen

Die Busverbindung, auf welche die Eltern verwiesen wurden, war die über Tailfingen und Neuweiler. Da könnten die Schüler um 6:52 Uhr von Hermannsdorf nach Tailfingen fahren und an der Haltestelle an der Eisenbahnunterführung umsteigen in den Schulbus, der auch die Kinder von Hausen zum Schulzentrum in der Albstraße befördert. Nicht gerade der nächste Weg – und zeitfressend allemal. Natürlich hätten die Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder nach Neuweiler zu bringen. Aber: "Wenn ich meine Tochter nach Neuweiler an die Bushaltestelle bringen muss, dann kann ich sie auch gleich nach Burladingen fahren", kommentiert der Vater einer Progymnasiastin kopfschüttelnd diese Möglichkeit.

Also taten die meistenteils berufstätigen Eltern sich zusammen und organisierten Fahrgemeinschaften. Ihre Kilometer werden vom Landratsamt zwar bezuschusst, für die Eltern ist aber genau das mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden. Die Autos, samt Marke, Kennzeichen und Versicherungsunterlagen, müssen angemeldet, jede Fahrt samt Namen der Schüler fein säuberlich verbucht werden. Es muss für jedes Schuljahr ein neuer schriftlicher Antrag auf Erstattung gemacht werden. Die gibt es abzüglich des Eigenanteils von 36,70 Euro pro Monat für jedes Kind, den auch die Hermannsdorfer Eltern entrichten müssen. Zusammengerechnet wird das von einer Sachbearbeiterin der Stadt Burladingen. "Für den Aufwand hätten sie jemanden hin und her fahren lassen können", kommentiert eine Mutter ironisch das Verwaltungsverfahren.

Außerdem besuchen die Kinder unterschiedliche Schulen, die Stundenpläne sind nicht gleich. Da hat der eine oder die andere Mal früher Schluss oder fängt später an. Hinzu kommen verschiedene Nachmittage, an denen Unterricht besucht werden muss. Da muss dann trotz Fahrgemeinschaft zu den Kernzeiten der eine oder andere Elternteil noch extra ausrücken. "Uns wäre aber schon sehr geholfen, wenn wenigstens wieder der Transport zu den Kernzeiten, morgens hin und mittags zurück, wieder von der Stadt organisiert würde", sagt eine der Mütter.

Landratsamt: Im Moment wird an einer Lösung gearbeitet

Nach dem Beginn der Recherchen unserer Zeitung scheint sich etwas zu tun. So teilt das Landratsamt auf Anfrage mit: "Die Organisation des Schülerverkehrs liegt grundsätzlich in den Händen der Schulträger. Im vorliegenden Fall ist dies die Stadt Burladingen. Der Landkreis ist lediglich insoweit involviert, als wir die notwendigen Beförderungskosten erstatten und die Schulträger auf Wunsch beraten. Die Stadt Burladingen hat uns das Problem in Hermannsdorf bereits vor wenigen Tagen geschildert. Wir wissen, dass im Moment an einer Lösung gearbeitet wird, um dem Elternwunsch gerecht zu werden und zumindest zu den Kernzeiten eine Beförderung der Schüler anbieten zu können."