Kathrin Kestler, Bernhard Hurm und Gerd Plankenhorn bei den Proben zum neuen Lindenhof-Stück. Regisseur Christof Küster lässt die Schauspieler für die Komödie in 70er-Jahre-Mode schlüpfen. Foto: Theuring Foto: Schwarzwälder-Bote

Probenbesuch: Theater Lindenhof siedelt "Das Spiel von Liebe und Zufall" in den 70er-Jahren an

Von Daniel Theuring

Das Theater Lindenhof probt derzeit für die Premiere seines neuen Stücks "Das Spiel von Liebe und Zufall". Regisseur Christof Küster versetzt die 1730 von Pierre Carlet de Marivaux geschriebene Komödie dabei in ein Büro der 1970er-Jahre.

Es ist Nachmittag und wie in einem Bienenstock herrscht emsiges Treiben rund um die Bühne des Melchinger Theaters Lindenhof. Die Schauspieler richten sich konzentriert auf der Probebühne ein. Der Regisseur Christof Küster gibt letzte Instruktionen, erinnert an die gefundenen szenischen Vorgänge der letzten Probe. "Sind die Akten an ihrem Platz? Die Stühle sind ja besser als ich gedacht hätte, voll bequem", sagt er.

Schauplatz ist eine Probe im Theater Lindenhof, das am Mittwoch, 27. Mai, mit der Komödie "Das Spiel von Liebe und Zufall" von Pierre Carlet de Marivaux Premiere hat.

Aus dem Paris des 18. Jahrhunderts ins Büro der 70er-Jahre

Der französische Dramatiker Marivaux hat das Stück im Rokoko verfasst. Modern damals war, dass Marivaux mit der Sprache der Pariser Salons arbeitete und nicht mit Versen. In der Romantik wurde diese Sprache dann mit dem Synonym der "Marivaudage" als manieriert und gekünstelt verunglimpft, um bald darauf wieder modern zu werden.

Vielleicht ist das auch ein Hinweis darauf, warum Regisseur Küster seine Stückkonzeption in den 1960er/70er-Jahren ansiedelt. Schauplatz ist ein gut gehendes Büro voll stilvoller Kostüme und Design-Möbel – ein Wirtschaftswunder an der Gewinnschwelle. Hier herrscht eine klare Hierarchie, die fast der rigiden Ständegesellschaft von damals gleicht.

Die 70er-Jahre sind ein Jahrzehnt, das immer wieder aufgrund seiner Stilikonen eine Renaissance feiert. Auch heute noch. Die dicken, großrahmigen Hornbrillen, die wieder hip sind, beherrschen die Gesichter einiger Protagonisten. Eingespielte Easy-Listening-Musik erzeugt eine Stimmung, in der sich mit einem Mal die Szene etabliert. Plötzlich werden da Menschen mit Ordnern überhäuft. Unwirkliche Sequenzen, die in Zeitlupe ablaufen, werden eingeflochten. Der voyeuristische Vater und Chef wird gezeigt, wie er das Liebesverwirrspiel hinter den Lamellen am Fenster beobachtet und in ein Mikrofon dreckig über das Leid des liebenden Mario lacht und die Tochter Silvia, die in blinde Raserei gerät – geradezu klassisch für die Comedy Française.

u Noch gibt es beim Theater Lindenhof Karten für die Premiere am Mittwoch, 27. Mai, und die öffentliche Probe am Montag, 25. Mai. Weitere Spieltermine sind am Donnerstag, 28. Mai, am Freitag, 29. Mai, Samstag, 30. Mai, jeweils um 20 Uhr und am Sonntag, 31. Mai, um 19 Uhr sowie am Freitag, 5. Juni, Samstag, 6. Juni, jeweils um 20 Uhr und am Sonntag, 7. Juni, um 19 Uhr.