Soviel Schnee! Das ist toll für Kinder. Wenn sich doch nur alle Erwachsenen an die Regeln halten würden. Foto: Schwarzwälder Bote

Tagestourismus: Besuchermassen rund um den Kornbühl / Wege für Autos gesperrt / Rund 60 Bußgelder bisher verhängt

Der aktuelle Lockdown lockt die Menschen in die Naherholungsgebiete, die zahlreichen Corona-Beschränkungen haben das Freizeitverhalten verändert. Besonders viel bekommt Salmendingen ab, und sieht’s mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Burladingen-Salmendingen. Besonders skurril an der Geschichte ist die Tatsache, dass man sich seit vielen Jahren darum bemüht, Touristen auf die Alb zu locken. Nun da sie in Massen da sind, können sie kein Geld liegen lassen, und einige der Tagestouristen halten sich zum Leidwesen der Einwohner nicht an die Spielregeln.

Die Wanderwege rund um Burladingen werden von Besuchern aus nah und fern noch stärker genutzt. Die Wanderparkplätze, insbesondere im Bereich des Kornbühls und des Baa-Brunnens, waren ausgelastet, wildes Parken auf Wiesen, in Höfen und vor Ausfahrten an der Tagesordnung. Viele Autofahrer sind von den stark frequentierten Wanderparkplätzen auf umliegende Wanderwegsabschnitte ausgewichen, und haben dort unerlaubterweise ihr Fahrzeug geparkt.

Vor allem im Bereich des Baa-Brunnens – am Ende der Schlittenabfahrt – kam es zu gefährlichen Situationen. Glaubt man den Gerüchten, ist es auch zu einigen kleineren Unfällen gekommen. Der Zaun im Bereich des Baa-Brunnens ist ebenfalls beschädigt worden.

Um die Gefahrensituation zu entschärfen und auch die Durchfahrt von Rettungskräften zu gewährleisten, erfolgte im neuen Jahr eine sichtbare Sperrung der betroffenen Wege. Martin Paulus und Michael Stehle vom Ordnungsamt waren an Wochenenden und Feiertagen vor Ort, mittlerweile sind sie es täglich. Knapp 60 Bußgelder wurden bislang verhängt, überwiegend Parkverstöße, so Paulus.

Über die Parkplatzsituation weiß der ausgebremste Liftbetreiber Dieter Maichle ein Lied zu singen. Zusammen mit seinem Sohn Niklas fungierte er mehr als einmal als ehrenamtlicher Parkplatzeinweiser, um die Situation einigermaßen zu entspannen.

Ortsvorsteher Erwin Straubinger sieht die Situation mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zum Einen freue man sich, dass so viele Besucher nach Salmendingen rund um Baa-Brunnen und Kornbühl kommen. Zum Anderen ärgere er sich über die, die sich nicht an die Regeln halten. Wenn man die Besucher dann auf ihr Fehlverhalten aufmerksam mache, müsse man sich allerhand anhören. "Do muasch ällamol wie-der dure schnaufa", sagt Erwin Straubinger.

Sein Stellvertreter Norwin Mössmer beschritt einen anderen Weg: Er und seine Frau Sabine schickten einen Leserbrief an die Tageszeitungen im Reutlinger und Tübinger Raum. Inhalt: "Es macht mich sprachlos, wenn ich in Zeiten vom (harten?) Lockdown diese Blechlawine sehe, die sich auf die schön verschneite Alb bewegt. Es scheint mir, als würde es auf der Alb Corona nur als Bier geben – bei den Menschenansammlungen ohne Mund-schutz und Abstand. Die Straßenverkehrsordnung ist außer Kraft und gilt hier nicht.

Man darf auf gesperrten Wegen fahren und kreuz und quer parken. Frei geräumte Hofeinfahrten dienen selbstverständlich den Ausflüglern zum Parken, und Feldwege, Äcker und Wiesen werden einfach so als Parkplatz umfunktioniert. Hauptsache, man kommt auf seine Kosten, um Natur und den Schnee zu genießen. Man hat den Eindruck, dass manche, sobald sie den Albtrauf erreichen, ohne Hirn und Verstand unterwegs sind. Warum sonst fährt man zum Beispiel den Kornbühl – ein Naturschutzgebiet um die Salmendinger Kapelle, mit Schlitten und Bob auf dem Fußgängerweg hinunter? Selbst auf Ansprache ist keine Einsicht da, eher ein aggressives Verhalten. Aber vielleicht sollte ich den umliegenden Städten den Vorschlag machen, einen Ski- oder Schlittenbus auf die Alb einsetzen, um solche chaotischen Zustände wie in den vergangenen Tage zu vermeiden. Oder wir besinnen uns einfach mal, warum es diesen Lockdown gibt."

Zwar können die Abstands-regeln nicht immer eingehalten werden, Apres-Ski-Auswüchse wurden indes noch keine beobachtet. Gelegentlich wird aus einem Kofferraum Tee oder Glühwein konsumiert, aber das und das Abfallaufkommen halte sich im Rahmen, sagt Ortsvorsteher Straubinger.

In den kommenden Tagen soll sich gelegentlich die Sonne blicken lassen- Mit einem neuen Ansturm dürfte also zu rechnen sein.