SPD-Generalsekretärin Luisa Boos, hier mit Rainer Brandner, unterzeichnet ihren Beitritt zum "Burladinger Bündnis für Offenheit und Menschlichkeit". Foto: Maute

SPD-Generalsekretärin analysiert politische Stimmung in Burladingen. Stadt ist kein "braunes Nest"

Burladingen - Das "Burladinger Bündnis für Offenheit und Menschlichkeit" hat ein neues prominentes Mitglied: Die baden-württembergische SPD-Generalsekretärin Luisa Boos traf sich am Sonntag mit den Aktivisten und sagte ihre Unterstützung zu.

Die Generalsekretärin will, so erzählte sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, auch in der Landesfraktion der SPD das Thema "Änderung des Kommunalwahlrechts" auf den Tisch bringen und vorfühlen, was die Sozialdemokraten aus der Opposition heraus tun können. Es müsse, so wie in anderen Bundesländern auch, möglich sein, gewählte Bürgermeister wieder aus dem Amt zu bekommen. Die Regierungsparteien trauten sich derzeit nicht an das Thema ran.

Fast zwei Stunden dauerte das Treffen der SPD-Frontfrau mit dem Bündnis. Mit dabei waren Kreisvorsitzender Alexander Maute aus Balingen und Juso-Vorsitzende Lara Herter aus Albstadt. "Ich freue mich, dass in Burladingen Menschen die Fahne von Offenheit und Menschlichkeit hochhalten", kommentierte Luisa Boos das Engagement der Bündnis-Bürger. In die Fehlastadt sei sie gekommen, um sich nach den vielen Negativ-Schlagzeilen selber ein Bild zu machen, so die 33-Jährige.

Denkzettel für etablierte Parteien

Burladingen einfach als "braunes Nest" abzustempeln, das hält sie für falsch. "Die Stadt hat viele gesunde Unternehmen, eine gute Vereinsstruktur und liegt in einer wunderschönen Landschaft", sagte Boos. Das trotzdem rund 17 Prozent bei der Landtagswahl ihr Kreuzchen bei der AfD machten, das hält sie für einen "Denkzettel", für Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien. "Wir haben eine große Sozialdebatte begonnen", beschreibt sie die Reaktion ihrer Partei auf diesen Denkzettel. Und, so beteuert die alleinerziehende Mutter: "Das Thema Kinderarmut macht mich ganz kirre."

Als SPD-Generalsekretärin sieht sie in Burladingen, aber nicht nur dort, Chancen für ihre Partei bei den im nächsten Jahr anstehenden Kommunalwahlen. Denn als Reaktionen auf die Trump-Wahl in den USA, als Reaktion auf das Erstarken der Rechtspopulisten in Deutschland sei die Zahl der SPD-Mitglieder in Baden-Württemberg in den vergangenen zwei Jahren von 34.600 auf jetzt rund 38.000 gestiegen. "Das erschließt Potenziale an Orten, an die wir vorher nicht gedacht haben", fügt sie hinzu. So wie in der Fehlastadt. Dort habe die SPD in den vergangenen Monaten zehn neue Mitglieder gewonnen, sagt Kreisvorsitzender Alexander Maute.

Zusammen mit den Alt-Genossen, die derzeit vom Ortsverein in Hechingen mit betreut werden, könnte das Möglichkeiten für die Kommunalwahlen im kommenden Jahr eröffnen. Ein AfD-Bürgermeister, so die Juso-Vorsitzende Lara Herter, könne zwar ein Anlass, dürfe aber kein Grund sein, sich auf der anderen Seite des politischen Spektrums zu engagieren. Der Jungpolitikerin geht es um Werte und Demokratieverständnis. Sie sieht die Burladinger Debatte auch als Chance. Herter spricht von einem "erstarkenden Gemeinderat" in Burladingen, der sich seiner Rechte mehr und mehr bewusst werde.

Bündnis bald im Stadtparlament?

Alexander Maute will nicht ausschließen, dass die SPD dafür sorgt, dass auch das nächste Burladinger Stadtparlament mit seinen bisher zwei Fraktionen wieder bunter werden könnte. Spruchreif sei das aber noch nicht. Der Kreisverband könne nur unterstützen und helfen, betont er, man müsse sehen, ob es mit den neuen und alten Genossen möglich sei, wieder tragfähige Strukturen aufzubauen und abwarten, wer da wirklich mit einer Kandidatur auf einer SPD-Liste "Verantwortung übernehmen will".

Am Montag, 7. Mai, ab 19 Uhr, lädt die SPD jedenfalls erst einmal zum Stammtisch in "Dianas Hendl-Alb" im Kleineschle mit dem Bundestagsabgeordneten Martin Rosemann ein.