Museumsreif: Sven und Michael Kanz, die Promi-Autohändler aus Melchingen, wurden von Historikern nach Berlin eingeladen. Als Luxusexperten. Foto: Archiv

Sven und Michael Kanz geben Interview in Berliner Museum zum Thema "Purer Luxus?"

Burladingen/Berlin - Die Kanz-Brüder sind längst Geschichte. So jedenfalls sehen es die Museumsmacher in Berlin und haben die Melchinger Luxusautohändler zur Fragerunde in die Bundeshauptstadt geladen.

"Ich dachte erst, das ist ein Fake", berichtet Sven Kanz von der ersten Einladung des Historikers und Ausstellungsorganisator Markus Würz, derzeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Würz, der in den Kreisen der Geschichtswissenschaftler vor allem mit Forschungen und Veröffentlichungen zum Dritten Reich von sich reden machte, ließ aber nicht locker und kontaktierte die Melchinger Luxusautohändler ein weiteres Mal. Denn er ist mit anderen Kollegen gerade dabei, eine Wechselausstellung zum Thema "Purer Luxus?" zu organisieren. Sie soll ab September im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig zu sehen sein.

Unter anderem werden auch die einstigen Kugeln der Sächsischen Lottogesellschaft ausgestellt. Für viele ein Symbol für ein durch Spielglück erreichtes Leben in Luxus und Unbekümmertheit. Es soll aber auch der Frage nach Luxus in einer Mangelgesellschaft nachgespürt werden. Denn es geht um die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg, auch um die Zeit, als die Bundesrepublik nach Jahren der Not und Entbehrung erst einmal wieder im Aufbau war.

"Was als ›purer Luxus‹ wahrgenommen und beurteilt, bewundert und begehrt, kritisiert und skandalisiert wird, ist relativ und hängt von den individuellen Perspektiven, der sozialen Position, dem gesellschaftlichen Umfeld und der historischen Situation ab. Luxus ist nicht mess- oder berechenbar, sondern eine Zuschreibung, eine Konstruktion. Diese Leitlinie verfolgt die Ausstellung für die einzelnen Jahrzehnte der deutschen Geschichte seit Ende des Zweiten Weltkrieges", erklärt Würz. Und: "Neben spannenden Objekten sollen dabei in der gesamten Ausstellung im Bewegtbild unter anderem Sie als ›Luxusexperten‹ zu Wort kommen", hat er den Kanz-Brüdern geschrieben.

Im April geht's los!

Die Melchinger sagten schließlich zu und werden sich im April auf den Weg nach Berlin machen. Und bei aller Liebe zum schnellen Auto – diesmal werden sie fliegen und dann in einem der zahlreichen Museen in Berlin auf der Museumsinsel und darum herum, den Historikern eine Stunde lang zum Thema Luxus allerlei Fragen beantworten. Vor laufender Kamera und ins Mikrofon. Darin haben die Kanz-Brüder ja längst Routine.

Was für ihn Luxus ist, diese Frage hat Michael Kanz uns schnell beantwortet: "Jeden Morgen gesund aufzustehen und gut gelaunt seiner Arbeit nachgehen zu können."

Zur Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gehören vier Museen in drei deutschen Städten: das Haus der Geschichte in Bonn, das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig, der Tränenpalast in der Berliner Mitte und das Museum in der Kulturbrauerei der Bundeshauptstadt Berlin. Aufgabe der Stiftung ist die Vermittlung deutscher Zeitgeschichte nach 1945 sowie eine umfassende Sammlungstätigkeit zu diesem Zeitraum.