In zwei Wochen wollen sie wieder Gassi gehen: Bernd Weinschenk und sein Retriever "Jazz". Anfragen von Fernsehteams hat der Hundebesitzer abgelehnt. Foto: Rapthel-Kieser

Weinschenks aus Burladingen blocken Anfragen von Fernsehsendern ab. Viel Mitgefühl über Facebookseite.

Burladingen - Mit seinem herzerweichenden Hundeblick und seiner Leidensgeschichte hätte er das Zeug zum Fernsehstar. Aber Andrea und Bernd Weinschenk, Besitzer des Golden Retrievers "Jazz", wollen keinen weiteren Medienrummel.

Anfragen von Fernsehteams haben sie abgelehnt, auch eine große Boulevard-Zeitung erhielt keine Auskunft, druckte dann aber trotzdem eine Fotomontage und eine reißerische Geschichte ab. Die kaltherzige Hundequälerei des Burladinger Jägers hat ein bundesweites Medienecho ausgelöst.

Auf Facebook und per Telefon drückten Tierfreunde den Weinschenks ihren Abscheu aus, es gab Genesungswünsche und Hilfsangebote von überall her. Die Facebook-Seite DogFriends Burladingen, die Weinschenk erstellt hat, zählt aktuell fast 1600 "Likes", wie Zustimmung im sozialen Netzwerk genannt wird. Es wird viel Mitgefühl ausgedrückt und Entsetzen über das Leid, das Hunden immer wieder angetan wird. Es gibt aber auch Kommentare, die von Rachefantasien gespeist sind.

Es gab auch Drohanrufe bei der in Burladingen lebenden Familie des Jägers, so dass die Polizei das Gebäude im Auge behält. Man wolle nicht, dass die Familie oder die Enkel des Jägers unter der Situation leiden müssen, erklärt Polizeisprecher Lambert Maute. Und er warnt mit aller Schärfe vor Selbstjustiz. Ob und wie der Mann bestraft werde, sei allein Sache der Justiz.

Weinschenk arbeitet nun an der Internetseite "DogFriends Burladingen". Er will, dass sich Tierfreunde dort vernetzen können, sich zu Spaziergängen verabreden. "Jazz" geht es unterdessen schon viel besser. Die Weinschenks gehen davon aus, dass sie in zwei Wochen mit ihrem Hund wieder Gassi gehen können. Sie freuen sich über den Zuspruch, zugleich sind ihnen der Rummel und die vielen Telefonanrufe aber zu viel. Sie haben ihr Telefon vorerst abgestellt.

Polizeisprecher Maute berichtet, dass die Polizei bereits Zeugen befragt hat. Der geschilderte Vorwurf sei bestätigt worden. Unklar sei aber noch, wann und warum der Jäger anhielt. Angeblich soll sich ein Anwohner vor das Auto des Jägers gestellt haben. Maute schätzt, dass bis in zwei Wochen die Ermittlungen abgeschlossen sind. Danach entscheidet die Staatsanwaltschaft, ob nur ein Bußgeld fällig wird oder ob ein Prozess angestrebt wird. Was für den 74-jährigen Jäger spricht: Er ist strafrechtlich bislang noch nie aufgefallen.