Noch eine Baustelle, aber bald eine moderne Spielstätte: Ab Weihnachten, so hoffen Intendant Stefan Hallmayer und Pressesprecherin Simone Haug, können die Schauspieler wieder in der Scheune auf der Bühne stehen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Der Lindenhof bietet viel Innovatives und will in der neuen Spielzeit auch in Kneipen und Klassenzimmern auftreten

Mit seinem neuen Programm will das Theater Lindenhof in Melchingen wieder neue Wege beschreiten. Gespielt wird auch in Kneipen, Klassen- und Wohnzimmern.

Burladingen-Melchingen. Motto der Spielzeit 2018/2019 ist ein Satz von Oskar Schlemmer: "Alles was heute Wirklichkeit ist, schaute einst die Fantasie." Allein fünf Uraufführungen stehen auf dem Spielplan – vom nachdenklichen Zwei-Personen-Stück in der Kneipe über den Frauenmonolog im Wohnzimmer, die trashig-turbulente Theatershow, zu der die Zuschauer die Ideen in den Postkasten geliefert haben, bis hin zum großen Geschichtsstück, das sich in der Mössinger Pausa dem Aufstieg und Fall einer Firma widmet. Und schließlich werden sich die Lindenhöfler im kommenden Jahr mit einer Trilogie der Bauhaus-Idee widmen – anlässlich deren 100. Geburtstag.

Intendant Stefan Hallmayer sieht vor allem die kleinen Formate als Gelegenheit, vor Menschen zu spielen, die sonst nicht unbedingt ins Theater gehen. Es soll, wie Hallmayer sagt, ein "Theater jenseits der Bühnen werden". Dort will er sie finden, die Zivilgesellschaft, die so nötig ist, wenn, wie der Theaterintendant es formuliert, "die rhetorische Brandschatzung in den Parlamenten angekommen ist". Angelehnt an den Schlemmer-Satz geht es dem Schauspieler und Intendanten um die Frage: "Wie leben wir heute und in der Zukunft?"

Die erste Premiere ist gleich eine Uraufführung. Sie wird am 25. Oktober in der Melchinger Theaterkneipe stattfinden. Hallmayer selbst schlüpft in die Rolle eines der Protagonisten. "Chaim und Adolf" heißt das Stück über zwei Fremde, die sich im Gasthaus begegnen, Schach spielen und dabei ungeahnte Gemeinsamkeiten entdecken.

Kneipenwirte, die die Theatertruppe mit diesem Kleinformat gerne mal zu sich holen würden, können sich im Lindenhof melden. Bezahlen müssen sie nichts. Möglich ist das durch die Fördergelder des Projekts für gesellschaftlichen Zusammenhalt, das das Ministerium für Wissenschaft und Kunst ins Leben gerufen hat.

Für Schulen maßgeschneidert scheint das Stück "Malala – Mädchen mit Buch" zu sein, das im November Premiere haben wird und sich mit der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai beschäftigt, dem Mädchen, das für die Bildung von Frauen kämpft, von den Taliban verfolgt und schwer verletzt wird, und das nicht nur in ihrer Heimatregion zur Heldin für viele Frauen und Mädchen geworden ist. Das Stück wird in Klassenzimmern gespielt. Dass die Geschichte einer Gleichaltrigen die Schüler begeistern könnte, daran haben die Lindenhöfler keinen Zweifel.

In der vergangenen Spielzeit war das Wohnzimmerstück, inszeniert vom Künstlerduo mark&schleker, ein großer Erfolg. Es gab mehr als 50 Aufführungen in privaten Haushalten. In der neuen Inszenierung des Stücks wird Lindenhof-Schauspielerin Linda Schlepps spielen, die Inszenierung liegt wieder in Händen des bewährten Duos.

Am 17. November heißt es im Saal des Lindenhofs "Hallo Nachbar", und geboten wird "ein Blick über den Gartenzaum mit viel Musik", komponiert und inszeniert von Heiner Kondschak und Gästen.

Schließlich kommt am 14. Dezember jenes Stück auf die Bühne, das der Lindenhof mit seiner Zuschauerbefragung im Postkasten so viele Monate lang vorbereitet hat: "Postkasten-Leerung no. 1" heißt es, und soll eine trashig-turbulente Theatershow werden, in der Bernhard Hurm und Carola Schwelien spielen. "Wir erobern uns ja nach und nach die Scheune zurück", kommentiert Hallmayer die nächsten Monate und die Planungen in der Zeit, in der die Bauarbeiten an der angestammten Spielstätte noch in vollem Gange sind. Da bleibt vor allem der Saal und die Theaterkneipe als Spielstätte.

Ab Weihnachten wollen die Lindenhöfler wieder in ihrer Scheune auftreten. Allerdings sind die Bauarbeiten dann immer noch nicht beendet, sondern gehen an anderen Stellen des Gebäudekomplexes weiter. Gefeiert werden soll der Neubau im Oktober 2019, wenn alles fertig ist.