Erst 1860 wurde aus dem ehemaligen Jagdschlösschen eine Brauerei mit Gaststätte. Foto: Archiv Pfister Foto: Schwarzwälder-Bote

Gastwirt-Geschichten: Von zwei Bränden heimgesucht / Als Textilfabrik geendet

Von Hubert Pfister

Burladingen. Es ist lange her, dass es in Burladingen in fast jeder Straße eine oder mehrere Gastwirtschaften gab und drei Brauereien den Durst der Burladinger löschten. In einer Serie lässt der Schwarzwälder Bote diese Zeiten noch einmal aufleben und erinnert an teils längst vergessene Schenken – heute das "Schlössle".

Es werden nur noch wenige Burladinger sein, die die sich an die Vielzahl der Burladinger Gaststätten erinnern können. Die Einwohnerzahl war deutlich niedriger, es gab kein Fernsehen und nur wenig kulturelle Veranstaltungen, lediglich Theater wurde regelmäßig gespielt. Man ging "z’Liacht" um Neuigkeiten zu erfahren und Heizkosten zu sparen. Und die Männer, die gingen in "ihr" Wirtshaus. Das war auch für den örtlich ansässigen Handwerker unter der Arbeitszeit kein Problem, man wusste ja, wo man ihn finden konnte.

Mittlerweile sind viele Gasthäuser ganz von der Bildfläche verschwunden. Einer der Gründe für das Sterben der Dorfkneipen ist der, dass sich immer mehr Stammtische auflösen. Aber auch die strengen gesetzlichen Auflagen. Gerade bei der Übergabe an einen Nachfolger werden die Bestimmungen genau geprüft und nicht selten würden, etwa beim Brandschutz, hohe Investitionen fällig. Promillegrenze und das neue Nichtrauchergesetz trugen in der Vergangenheit das ihrige dazu bei. Grund genug, dass der Schwarzwälder Bote die Geschichte dieser Wirtschaften in Erinnerung ruft und Jüngeren einen Blick in die Ortsgeschichte ermöglicht. Heute geht es um das "Schlössle".

Das "Schlössle" wurde 1860 vom einstigen Jagdschloss zur Wirtschaft und Brauerei umgewandelt. Zwei Brände suchten das Gebäude heim. Nach dem ersten Weltkrieg wurde es in eine Trikotfabrik umgewandelt.

Das Jagdschlösschen wurde 1490 ursprünglich als Sommerresidenz des geborenen Graf von Zollern, Bischof Friedrich von Augsburg zwischen Georgskirche und Fehla erbaut. Der quadratische Grundriss wurde mehrstöckig überbaut und mit Giebeldach gekrönt. An den vier Seiten waren schmale Kreuzflügel mit Rundtürmen und spitzbogigen Eingängen zu sehen. Nach einigen baulichen Veränderungen wurde es 1670 gründlich renoviert und unter Fürst Friedrich Ludwig von 1736 bis 1747 einer Innenreparatur nebst Erneuerung der Wasserleitung unterzogen.

1816, das Schlössle war in der Hand des Obersten von Hövel und Baumeister Lornitz, ließ dieser den oberen Stock abreißen, um zu verhindern, dass dieser nach dem Brand des Fruchtkastens als Fruchtschütte benutzt werden konnte. 1860 wurde es vom fürstlichen Rentamt in Hechingen zum Verkauf angeboten.

Der aus Trochtelfingen stammende C. Schach richtete 1860 im Schlössle eine Brauerei ein. Schach war der erste Wirt und Bierbrauer. Ees folgten Josef Mauz, Leiter der ersten Burladinger Musikkapelle, und Johann Baptist Pfister. Am 15. November 1886 wurde die Brauerei durch einen in der Malzdarre ausgebrochenen Brand zerstört.

Nach dem Wiederaufbau war sie bis nach dem ersten Weltkrieg noch in Betrieb. Im Saalanbau wurde getanzt, gefeiert und Theater gespielt.

Der Bierkeller der Brauerei befand sich im Nordhang der Buchhalde an der Hermannsdorfer Straße gegenüber "Im Zinken" und ist längst einem Wohnhaus gewichen.

Der Schwiegersohn von Johann Baptist Pfister, Josef Anton Leibold wandelte das Gebäude nach dem ersten Weltkrieg in eine Trikotfabrik um, die 1925 durch einen zweiten Brand in Schutt und Asche gelegt wurde.

Leibold erbaute drauf hin eine neue Trikotfabrik, die letzten Spuren des ehemaligen Jagdschlosses waren aber damit endgültig vom Erdboden verschwunden.