Oben: Kreatives Nähen betreibt die passionierte Jakobsweg-Pilgerin schon seit Jahren. Unten links: Mit Quiltern aus der ganzen Welt ist sie gut vernetzt. Bei Maskenentwürfen sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Unten rechts: Die ersten Masken waren aus alten, kochfesten Baumwolltischdecken. Mittlerweile geht es in Claudia Hiebers Nähstube bunter zu. Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Vorbeugen: Die Statement-Protektoren könnten zum Trend werden / Bunt, schrill und fröhlich gegen den fiesen Feind, das Virus

Von Erika Rapthel-Kieser

"Die farbigen Masken sind doch viel ansprechender, die trägt man doch viel lieber", sagt die 60-jährige Claudia Hieber aus Starzeln überzeugt. Die Produkte der regional bekannten Quilterin, Künstlerin und Jakobswanderin gehen schon weg wie warme Semmeln.

Burladingen-Starzeln. Was haben wir Mitteleuropäer die Asiaten belächelt. Nicht nur bei jeder Influenza-Welle in Fernost sondern auch auf den Bildern aus ihren überfüllten Städten, ihren Sardinenbüchsen gleichenden Untergrundbahnen, die auf die Sekunde genau ihre Menschenmassen einsaugen und wieder freigeben sind sie uns aufgefallen. Auf Flughäfen oder schon bei kleineren bis mittelgroßen Menschenansammlungen trugen sie ihre Masken, diese Asiaten. In vermummten Gruppen marschierten sie fotografierend durch Heidelberg oder andere Hochburgen signifikanter deutscher Kultur und verweigerten sich doch der traditionellsten der teutonischen Begrüßungsgesten: dem Handschlag.

Mit ihren immer etwas aseptisch und freudlos wirkenden weißen und blauen Schutzvorrichtungen über Nase und Mund, die meist an Krankheit, Klinik und Siechtum erinnerten, statt globalem Austausch und die die zwischenmenschliche Distanz geradezu heraufzubeschwören schienen, blieben sie uns sehr fremd, diese doch so liebenswerten meist lächelnden Menschen aus Fernost. Jetzt weiß man: Die hatten schon immer Recht. Denn Distanz halten ist nun auch hierzulande ein Merkmal der Nächstenliebe und inzwischen raten auch mitteleuropäische oder US-amerikanische Mediziner und Politiker zum Griff zur Maske.

Schön dicht über Nase und Mund getragen soll sie nicht uns, den Träger schützen, sondern sein Gegenüber und die Flächen und Gegenstände um uns herum. Denn die Eigenheiten des kleinen und so fiesen Virus SARS-CoV2 sorgen dafür, dass derzeit fast jeder befürchten muss, zur wandelnden Virenschleuder zu werden. Ohne es zwei Wochen lang zu merken.

Und da sprechen Statistiken und Tabellen, die auf einmal überall leicht zugänglich im Netz und den Nachrichten aufpoppen, eine deutliche Sprache. Selbst das hastig über Nase und Mund gezogene Halstuch ist besser, als dem Gesichtshügel freien Lauf zu lassen oder sich gar feuchter Ansprachen zu befleißigen.

Aber in Europa gibt’s ja kaum einen Ethno-Trend, dem wir nicht die eigene Duftmarke und eine gewisse Steigerung verpassen. Deshalb heißt es ab sofort: Wenn schon Vermummung, dann bitte mit Stil und als Statement für die jeweilige Persönlichkeit des Maskenträgers. Und so haben inzwischen nicht nur namhafte Textilhersteller den Bedarf erkannt, sondern auch kreative Kunstfreunde, die mit Nadel und Faden und der Nähmaschine umzugehen verstehen. Claudia Hieber in Burladingen- Starzeln ist im Zollernalbkreis nur eine von ihnen. Seit Jahren stichelt sie hingebungsvoll an allen Stoffen, derer sie habhaft werden kann, ist längst Meisterin im Quilten, dieser charmanten Art nordamerikanischer Stoffresteverwertung. Die 60-Jährige macht Kissen, Bettüberwürfe, Decken, Mäppchen, kleine Taschen – allerlei, was man im Familien- und Freundeskreis so brauchen kann.

Vor wenigen Tagen erst hat sie angefangen, sich Schnittmuster für Gesichtsmasken aus dem Internet zu besorgen, sich bunte kochfeste Baumwollstoffe bestellt und näht jetzt Masken, die den Träger alles andere als langweilig daherkommen lassen.

Von der Herzrhythmuskurve (#flattenthecurve),über die bunten Giraffen, von Stars & Stripes für US-affine, bis hin zum herbstlich-braunem Wipfelwerk für Baumliebhaber, hat sie fast alles im Angebot, was fashionverdächtig die nächste Saison dominieren könnte.

Die ersten Modelle waren so schnell vergriffen, dass sie mit dem Nähen kaum nachkam, erzählt sie uns. Und was sie derzeit nicht im Angebot hat, näht sie nach Vorgaben von Farben und Mustern gerne auf Bestellung. Der eine will ein Motorrad oder einen Sportwagen auf der Maske, die andere schwarze Noten auf weißem Grund, eine dritte schlichten schwarzen Chic mit Silberstreifen und die pubertierende 14-Jährige eben das pinke Einhorn. "Online kann ich fast alle Farben und Muster auch als Baumwollstoffe bekommen", schmunzelt Claudia Hieber, die als langjährige Quilterin so ihre Quellen hat.

Für eine Freundin, die schon so mancher aus dem Bekanntenkreis wegen ihres plappernden Mundwerks belächelte, näht sie gerade ein Sondermodell. Einen weißen Reißverschluss auf schwarzem Grund.

Die 60-jährige Wahl-Starzelnerin ist vielen vor allem als Jakobswanderin, Lebensgefährtin des Autors und vormaligem Ortsvorstehers Wolfgang W. Meyer und als international gut vernetzte Quilt-Näherin ein Begriff. Im Hechinger Seniorenheim St. Elisabeth, wo sie als Betreuerin arbeitet, macht sie mit den Senioren vor allem "Kreatives", verrät sie. Wer sich für ihre Masken interessiert, kann sich über ihr Profil im sozialen Netzwerk Facebook, per E-Mail unter claudiahieber19@gmail.com oder unter der Handynummer 0173/2706693 bei ihr melden.