Wie Burladinger Seniorinnen die Planungen zum viel diskutierten Ärztehaus in der Stadtmitte kommentieren

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen. "Meinen Sie uns mit Senioren", fragt die 70-jährige Monika Kohlund und erntet aus der Runde beim Grillfest für ältere Menschen vorm Pfarrsaal in St. Fidelis schallendes Gelächter.

Fit wirkt sie, aktiv und kerngesund, so wie fast alle ihrer Freundinnen da unterm Sonnenschirm am Tisch. Und doch, was Monika Kohlund sagt, wird von allen mit einem Nicken bekräftigt: "So ein Ärztehaus, das wäre in Burladingen wirklich bitter nötig."

Über ihr Alter reden die Seniorinnen, die keine sein wollen, so ungern wie über ihre Wehwehchen und doch wird klar: Wenn sie in Burladingen einen Arzt brauchen, wird es langsam schwierig. Fast alle machen sich Sorgen, weil ihr Hausarzt selber nahe am Rentenalter ist. "Ich weiß nicht, wie viele Jahre der noch arbeitet, aber er ist schon so lange mein Hausarzt und ein guter. Aber ins Ärztehaus zieht der nicht mehr um", sagt eine der rüstigen Rentnerinnen. "Ich war heute und gestern beim Augenarzt", berichtet Margit Künzel und schaut ernst über ihre dicken Brillengläser, "aber da geht es gleich bis Hechingen. Was fehlt in Burladingen, sind die Spezialisten, da wäre es schön, man könnte ein paar herholen."

Weiter Weg zum Facharzt

Eine der Seniorinnen berichtet von ihrer Suche nach einem Facharzt. In Burladingen gab es keinen, die Praxis in Albstadt nahm keine neuen Patienten mehr an, die in Hechingen auch nicht. "Jetzt muss ich bis nach Mössingen", klagt sie, "die Ärzte sind so überlastet, die haben gar keine Zeit mehr, das muss immer schnell, schnell gehen, sie haben zu viele Patienten zu betreuen."

"Auf dem Land wird zu wenig bezahlt", meint die 68-jährige Maria Cannito. "Stellen sie sich vor, wie viel Kilometer da einer fahren muss für einen Hausbesuch. Und was kriegt er dann dafür? Die Mediziner in kleinen Städten und auf dem Land müssen einfach auch besser entlohnt werden." In der Runde gibt es Zweifler, was das Burladinger Gesundheitszentrum betrifft. "Ob wir das noch erleben, wer weiß, wann das gebaut wird", sagt eine der älteren Damen. Maria Cannito ist aber zuversichtlich: "Der Bürgermeister hat das vor seiner Wiederwahl versprochen, und jetzt hat er acht Jahre Zeit das durchzusetzen. Der boxt das durch", sagt sie.

Die Lage hinter dem Rathaus halten alle unisono für den idealen Platz für ein medizinisches Zentrum. "Für ältere Menschen, oder Körperbehinderte wäre das hervorragend. So zentral und der Bahnhof ist gleich um die Ecke und Bushaltestellen auch", sagt Monika Kohlund.

Eine der Seniorinnen am Nebentisch wohnt in Burladingens Kernstadt, muss aber weite Wege für Besuche bei Fachärzten machen. "Noch habe ich ein Auto und kann selber fahren. Aber wie lange noch", gibt sie zu Bedenken. Eine Burladingerin, die im Neubaugebiet in Starzeln wohnt, berichtet: "Ich habe kein Auto, bin auf den Transport angewiesen. Da ist es für mich zum Bus gleich weit und egal ob ich nach Hechingen oder nach Burladingen gehe." "Vielleicht könnte man ja gleich noch einen Shuttle- Service aus den Ortsteilen ins Ärztehaus anbieten", sinniert Maria Cannito. Dann schauen alle nach vorn. Die Organisatorinnen Annemarie Kanz und Rosalinde Rogall führen, wie immer bei den Veranstaltungen des Altenwerks, einen Sketch auf. Diesmal ist es ein lustiger Wortwechsel zwischen einem nicht sehr schlauen Patienten und seinem sehr ungeschickten Doktor. "Na, wenn wir so einen ins Ärztehaus bekommen, dann gute Nacht", sagt Monika Kohlund und hat wieder die Lacher auf ihrer Seite.