Um den Urnengang zur Wahl des Bürgermeisters gibt es viele Fragen. Foto: dpa

Bei CDU stellt sich Parteiloser vor. Wie kann am 10. Mai überhaupt abgestimmt werden?

Burladingen - Während die Stadtverwaltung im neuen Amtsblatt Termine bis weit in den Juni hinein absagt, fragen sich in Burladingen viele, ob und wie denn dann am Sonntag, 10. Mai gewählt werden soll, denn die Corona-Krise überschattet auch das kommunalpolitische Leben.

Einen Interessenten für die Kandidatur soll es schon geben. Ein Parteiloser, der sich unlängst in einer Fraktionssitzung der CDU vorstellte und mit dem auch die Freien Wähler wohl schon Kontakt hatten. Spätestens seitdem es offiziell ist, dass Bürgermeister Harry Ebert sein Entlassungsgesuch eingereicht hat, wird hinter den Kulissen von den Burladinger Parteien und Fraktionen nach einem Nachfolger gesucht. Und die Suche gestaltet sich wohl schwierig. Wer tatsächlich qualifiziert ist und ein solches Amt anstrebt, der findet andere Städte, größere, mit noch besserer Bezahlung und – das wiegt wohl am Schwersten – besserem Ruf.

Harry Ebert hinterlässt viele Baustellen

Tatsächlich hinterlässt Ebert seinem Nachfolger viele Baustellen. Nicht nur wegen des Investitionsrückstaus an Straßen, in städtischen Einrichtungen und wegen anstehender Großprojekte wie den Hallenneubau in Gauselfingen oder der teuren, vierten Reinigungsstufe in der Kläranlage.

Die Gräben in der Stadt sind auch zwischen den Bürgern tief gezogen. Viele einst ehrenamtlich engagierte Menschen haben sich zurück gezogen, einige wünschen sich Ebert endlich aus dem Amt. Trotzdem hat der langjährige Stadtchef seine Fans, vor allem unter den AfD-Wählern. Schon deshalb erwarten viele, dass auch die AfD einen Kandidaten ins Rennen um den Bürgermeistersessel schicken wird. Die Grünen räumten schon vor einigen Wochen beim Besuch ihres Bundesgeschäftsführers in Burladingen offiziell ein, dass sie auf der Suche sind. Aber offiziell seinen Namen in den Ring geworfen hat auch von der Ökopartei noch niemand. Allerdings ist die Stelle auch erst seit knapp zwei Wochen ausgeschrieben.

Vieles in Burladingen ist abgesagt

Derweil beherrscht das Coronavirus die Schlagzeilen, auch die im Amtsblatt. Nachdem Ebert in der jüngsten Gemeinderatssitzung fehlte und die Einbringung des ersten doppischen Mega-Haushaltes mit hoher Schuldenaufnahme seinem Beigeordneten überließ, ist der Noch-Bürgermeister nun zumindest wohl wieder im Rathaus und teilt unverbesserlich im jüngsten Amtsblatt wieder gegen die Lokalpresse aus – während andere Bürgermeister umliegender Gemeinden die Lokalzeitungen nutzen, sich mit direkten Aufrufen und eindringlichen Appellen direkt an ihre Bürger zu wenden.

Abgesagt sind in Burladingen viele Großveranstaltungen, so zum Beispiel der Regionale Maimarkt an der Lauchert am 1. Mai, die Tour de Burladingen am 21. Juni und der Veitsmarkt am 15. Juni. Die Bürgermeisterwahl ist auf den 10. Mai terminiert. Ebert ist Vorsitzender des Wahlausschusses. Nach dem Ablauf der Bewerberfrist am 21. April sollte die Stadt auf Wunsch des Gemeinderates in der Festhalle eine Großveranstaltung mit Kandidatenvorstellung planen. Dass die nun realisierbar ist, gilt derzeit eher unwahrscheinlich.

Und wie sollen Kandidaten Wahlkampf machen? Üblicherweise gibt es Info-Stände, wer in den Chefsessel eines Rathauses will, muss viele Hände schütteln und sich bei vielen Vereinen und Gruppen in großen Versammlungen persönlich vorstellen, manche gehen von Haus zu Haus und sprechen mit den Menschen, so wie unlängst in Jungingen. Derzeit alles nicht denkbar.

Möglich, einfach einen Namen aufzuschreiben

Während die einen deshalb halblaut darüber nachdenken, diese Wahl zu verlegen, gibt es auch Stimmen, die sich dafür aussprechen, die Wahl stattfinden zu lassen. Selbst dann, wenn es keinen einzigen Kandidaten gäbe. Denn dann kann jeder Bürger irgendeinen Namen auf den Wahlschein schreiben und mit dieser Variante ist der Nachbar-OB aus Albstadt, Klaus Konzelmann, seinerzeit schließlich ins Amt gerutscht.

Derzeit überlegt man sich wohl in der Landeshauptstadt, ob die für diese Zeit im gesamten Südwesten anstehenden Wahlen per Dekret nicht nach hinten verlegt werden sollen.