Kirchengemeinde: Evangelische Christen verabschieden nach Pfingstgottesdienst Pfarrer Dinkelacker

Mit Reden, Sträußen, Geschenkkörben und einem Ruhestandssessel verabschiedete die evangelische Kirchengemeinde ihren Pfarrer Christoph Dinkelacker in die Rente. Sein 17 Jahre langes Werken würdigten unter anderem Dekan Beatus Widmann und der katholische Amtskollege Konrad Bueb.

Burladingen. Zugegen waren auch zahlreiche Blinde und Sehbehinderte, denn Dinkelacker war im Dekanat auch der Beauftragte für die Seelsorge dieser Menschen gewesen. Beate Schmid, die die Lesung aus dem Johannesevangelium vortrug, las sie in Blindenschrift ab.

Danach hielt Dinkelacker seinen letzten Gottesdienst und ging auf die Bedeutung des Pfingstfestes für Christen ein. Dass dies ein ganz besonderes Fest im Jahreslauf ist, darauf wiesen die rote Stola und der rote Schmuck an der Kanzel hin.

Schon die Höhlenmenschen hätten vor vielen Jahrtausenden nach einem höheren Geist gesucht, wären sich spiritueller Dinge bewusst gewesen. Die Ausgießung des Heiligen Geistes sei die "Geburtsstunde der Kirche" gewesen, "der Beginn einer Bewegung", wie Dinkelacker ausführte.

Und wie Paulus den Korinthern in seinem ersten Brief an sie erklärte, könnten Fragen des Glaubens auch nur mit dem Glauben und mit jenem Geist beantwortet werden. "Du hast dein Amt zum Wohl der Gemeinde wahrgenommen", lobte Dekan Beatus Widmann den angehenden Ruheständler. Vieles vom Wirken eines Pfarrers liege im Verborgenen. So sei Dinkelacker nicht nur Verantwortlicher des Kirchenbezirks für die Blindenseelsorge gewesen, er hätte auch das Amt als Notfallseelsorger und Schriftführer in der Bezirkssynode inne gehabt und sei bei all dem immer von seiner Frau Karin unterstützt worden. "Gott segne dir den Blick zurück und den Schritt nach vorn", sagte Dekan Widmann und betonte, dass Dinkelacker ordinierter Pfarrer bleibe, aber jetzt, mit dem Eintritt in den Ruhestand, von den Dienstpflichten befreit sei.

Der Laien-Vorsitzende des Kirchengemeinderates Sven Dreger beschrieb die evangelische Kirchengemeinde Burladingen mit ihren derzeit rund 1400 Gläubigen und zwei Gotteshäusern in der Kernstadt und in Gauselfingen als typische Diaspora-Gemeinde, als "kleine Enklave".

In Burladingen gäbe es hauptsächlich Katholiken, erst ab den 50er Jahren seien durch Vertriebene und den Zuzug auch mehr evangelische Christen hinzugekommen. "Solch eine Gemeinde zu leiten ist nicht die einfachste Aufgabe", kommentierte Dreger. Trotzdem habe Dinkelacker den Kirchengemeinderat mit seinem Seniorenkreis, der Kinderkirche, den Chor als es ihn noch gab und den Frauentreff immer unterstützt. Er habe sich handwerklich eingebracht und auch als Laien-Schauspieler bei den Neujahrsempfängen die Lacher auf seiner Seite gehabt. Dreger wünschte im Namen der Kirchengemeinde dem angehenden Ruhestandspfarrer, dass er seine Hobbies, die Uhren und den Wohnwagen, jetzt ausgiebig genießen könne und überreichte zusammen mit dem Kirchengemeinderatskollegen Erich Hollauf Geschenkkorb und Blumenstrauß an Karin und Christoph Dinkelacker.

Musikalisch umrahmt wurden der Gottesdienst und die Verabschiedung mit schwungvollen Melodien vom Gospelchor "inSpirit", diesmal unter Stabführung von Valeri Ivanov. Auf der Orgel ertönte Bachs Toccata und ein Werk von Friedrich Zachau.

Beim anschließenden Stehempfang gab es nicht nur Dankesreden aus den Reihen der Blinden, sondern von der Kinderkirche für den Pfarrer einen Ruhestandssessel und nach Buchstaben geordnet viele gute Wünsche. Auch der katholische Amtskollege Konrad Bueb sagte Dank für viele gemeinsam gestaltete ökumenische Gottesdienste und Karin Dinkelacker für fünfzehn Jahre, in denen sie sich in der Bibliothek von St. Fidelis engagiert hatte.

Wer Nachfolger von Christoph Dinkelacker wird steht noch nicht fest. Die Gemeinde wird nun deshalb unter anderem vom Hechinger Pfarrer Herbert Würth mit betreut.