Friedel Kehrer aus Bronnweiler unterhält die Gäste mit Charme und schwäbischem Witz. Foto: Bender Foto: Schwarzwälder Bote

Mundartstammtisch: Friedel Kehrer ist Hauptgast in Melchingen: "Wäre Adam Schwabe gewesen, hätte er den Apfel gemostet"

Der Schwabe ist "hälinge gscheit" und stolz auf seine Herkunft. Das wurde beim Mundartstammtisch in Melchingen am Mittwochabend mehr als deutlich.

Melchingen. Obwohl der Schwabe an sich ja eher etwas wortkarg und eigenbrötlerisch ist, so bewies man am Mittwoch das genaue Gegenteil. Adelbert Barth, Mitglied des Vereins Schwäbische Mundart, hatte wieder einmal zum Mundartstammtisch in seine Heimatgemeinde Melchingen geladen. Und schon um "zehn vor dreiviertel Sieben", so ein Besucher, war "der Ochsen gnaglet voll", wie Barth freudig feststellte. Man rückte eng zusammen und schwäbelte, was das Zeug hielt. Ein "Reigschmeckter" hätte schon die Nennung der Uhrzeit "zehn vor Dreiviertel" nicht verstanden.

"Dorne Rosl, die faul Sau, hot 100 Johr lang gor nix dau"

Aber man war ja unter sich. Wenn heute keine "Heckascheißer" da seien, werde der Abend umso schöner, meinte Friedel Kehrer zufrieden. Sie war der Hauptgast des Abends und hat schon unzählige Auftritte im Duo als "Bronnweiler Weiber" absolviert. Dass man Stuttgarter auf der Alb oder am Albtrauf nicht so recht leiden könne, daraus machte sie keinen Hehl. Ihre Lieder gefielen. Und bald stimmten alle in den jeweiligen Refrain mit ein. "Singt mit. Der Nachbar weiß auch nicht, was er singen muss", lud Kehrer ein.

Aus dem bekannten Kinderlied "Dornröschen war ein schönes Kind" wurde auf Schwäbisch "Dorne Rosl, die faul Sau, hot 100 Johr lang gor nix dau." Wäre Adam ein Schwabe gewesen, hätte er den Apfel nicht gegessen, sondern ihn gemostet. Überhaupt sei das Schaffen für den Schwaben wichtig, deshalb solle man seine Asche besser in eine Eieruhr einbringen lassen, dann hätte man auch nach dem Tod noch etwas zu tun, so Friedel Kehrer, der man an diesem Abend gerne noch länger zugehört hätte. Aber schließlich sollte das Podium ja auch für alle anderen frei gegeben werden.

Unter den "Ersttätern" waren Ludwig Bosch aus Jungingen, der schwäbelte, wie einst eine "wilde Sau überd Heck gschanzet isch", und Karl Failenschmid aus Gomadingen, der in einer schwäbischen Einsilbigkeit mit Aneinanderreihung von Adjektiven das Leben von der Geburt bis zum Tod beschrieb. Meinrad Mauz unterhielt die Gäste, völlig unvorbereitet, mit knitzen Weisheiten und Witzen. "Was uns erst blüht, wenn du vorbereitet bis", sprach Gastgeber Barth dem Publikum aus dem Herzen, das kräftig lachen musste.

Auch "Wiederholungstäter" brachten ihre humorvollen Einlagen. Nachtwächter Willy Gastel aus Burladingen ließ tief in die schwäbische Seele blicken und bedauerte: "Keiner sieht, wenn ich Durst hab, aber alle sehn, wenn ich besoffen bin." Lokalmatador und Liedermacher Jimmy Maas beschrieb musikalisch die "Älbler" als uriges Volk, das nicht sehr gesprächig ist, dessen Dialekt ohnehin niemand versteht, das "net hudlet" und manchmal "grantlet". Als "Meister der Wortspielerei", so die Ankündigung von Seiten Adelbert Barths, reimte Jo Schmieg aus Bisingen die schwäbische Geschichte vom "Kirchhofschleichweg" und gab Einblicke in "Schmiegs Tierleben".

Den Abschluss des überaus unterhaltsamen Abends übernahmen Adelbert Barth und seine Nichte Lena mit Liedern übers schwäbische Nationalgericht "Spätzle und Schnitzel mit Soß" und dem Fasnetshit "Afangs Johr", mit dem sie beim "Närrischen Ohrwurm" den dritten Platz erreicht hatten. Wer die beiden nochmals hören will, hat dazu am 3. Mai im Theater Lindenhof Gelegenheit, wenn Aba und Lena ein Gastspiel geben. Der nächste Mundartstammtisch in Melchingen findet erst wieder am Mittwoch, 14. November, im Ochsen statt.