Die 007-Autos bei den Kanz-Brüdern. Foto: Rapthel-Kieser

Luxusautohändler als Highlight einer Oldtimer-Freunde Tour. 007-Filmautos begeistern. Besuch im "Kanz-Valley".

Burladingen-Melchingen - Zwar geben Michael und Sven Kanz offen zu, mit dem Oldtimer-Segment nicht viel am Hut zu haben, die alten Autos von James Bond, die jetzt bei den Melchingern vorfuhren, begeisterten sie aber trotzdem.

Schießen, tauchen, fliegen

Denn die kleine Reisegruppe die sich da jetzt ein Stelldichein gab, stieg aus den Film-Autos des berühmtesten britischen Agenten aus. Und dessen Fahrzeuge sind nicht nur unter eingefleischten Cineasten legendär. Denn sie können bei Bedarf mal schießen, tauchen, fliegen oder sich per Explosion selbst zerstören, weil der ausgefuchste Q vom britischen Geheimdienst MI6, für James Bond immer allerlei Gimmicks in die Fahrzeuge einbaut.

Die Stunts gehen in die Filmgeschichte ein und Autohersteller, so wie Citroen, bauen dann schon mal die gelbe Ente mit den Einschusslöchern - dann nur aufgeklebt - nach, weil der 2 CV in dem Film "In tödlicher Mission" von 1981 so für Furore sorgte. Die Oldtimer-Sammler kamen aber nicht mit einer gelben Ente. Und statt der Lizenz zu Töten hatten sie brav ihre Fahrzeugpapiere und Atemschutzmasken dabei, die fünf Damen und Herren, die da unter anderem dem alten Mercedes Benz, dem Fiat und dem bronzefarbenen Lotus Esprit Turbo entstiegen.

"Normale Schwabenschaffer" geblieben

Allesamt haben sie eins gemeinsam, sie sammeln alte Autos und sie lieben die Action-Movies über seiner Majestät mutigstem Agenten, kältestem Krieger und charmantesten Frauenheld - James Bond 007. Und den Lotus Esprit aus "Tödlicher Mission" von 1981 oder einen Mercedes-Benz 250 SE, der sich im Film "Oktopussy" von 1983 mit dem rollen Zirkuszug auf den Schienen ein Wettrennen liefert und schließlich abhebt, hatten sie gleich mitgebracht.

Organisiert hatte die Tour Marcus Müller aus Altdorf. Mit seinem Unternehmen "Genusstouren für Fahraktive" bietet er schon seit Jahren Ausflüge für Motorenthusiasten an. Die Kanzens kennt er schon länger, wie er uns im Gespräch vor Ort erzählte, schätzt, dass sie trotz des Fernsehruhmes und großen geschäftlichen Erfolges "so normale Schwabenschaffer" geblieben sind, wie er sagt.

Highlight im Tagesprogramm

Schon lange wollte Müller mal eine Tour auf die Alb anbieten und für seine Kunden eine Besichtigung des Kanzschen Unternehmens mit einbauen. Denn das, so bekannte er, wäre natürlich ein Highlight in seinem Tagesprogramm. Dann kamen die Ausgangs- und Ausfahrbeschränkungen wegen der Pandemie. Und kaum wurden sie gelockert, nahm Müller die Gelegenheit wahr, nach Melchingen zu kommen. "Die Gruppe ist jetzt zwar extrem klein - aber das wird nicht unser letzter Besuch gewesen sein - wir kommen wieder und dann mit mehr Fahrern, Beifahrern und Oldtimern", sagt er augenzwinkernd. Mehr als zehn Fahrzeuge wären es aber nie, verrät er, der Übersichtlichkeit wegen.

Die Kanzens mögen für die Autoliebhaber und PS-Verehrer zwar der Höhepunkt des Ausfluges sein und so zum Tourismusfaktor im kleinen Albdorf werden, wo die Gruppe auch einkehrte, aber es standen auch die Burg Hohenzollern und weitere Sehenswürdigkeiten der Schwäbischen Alb im zugegebenermaßen "sportlichen" Besichtigungsprogramm. Denn das ist prall gefüllt.

Selbstzerstörerisches beim "Landei"

Die kleine Gruppe wollte zwar Einiges von Firmengründer und Selfmademan Michael Kanz hören, auch, weil eine von ihnen, Andrea, Spitzname Triple X, die Bauten der Showrooms "so ungewöhnlich und herausragend" fand. Aber Kanz fragte die stolzen Autobesitzer gleich erst mal selber ab. Nach Modellen, Filmszenen und legendären Stunts.

"Hammer", entfuhr es ihm, als er vor dem bronzefarbenen Lotus stand, der sogar das Warnschild an der Seitenscheibe hatte - genauso wie im Film. Denn da zerstört sich der Wagen selbst, als ein Autodieb die Seitenscheibe einschlägt, obwohl ein Aufkleber auf die ungewöhnliche Diebstahlanlage hinweist.

Kanz-Valley

Nachdem auch der Oktopussy-Mercedes mit seinen damals ultramodernen Heckflossen und spektakulären Aufklebern gebührend bewundert worden war, plauderte der Luxusautohändler dann aus seinem Nähkästchen. Wie alles in der Garage des Elternhauses anfing - weswegen Freunde in Anlehnung an Steve Jobs und dem Silicon Valley auch gerne mal übers Kanz-Valley scherzen. Erzählte von der ersten gewagten 30.000-Euro-Investition in einen gebrauchten Porsche und das Finden jener Marktlücke, die die Brüder heute noch so erfolgreich bedienen. Und längst sind ja andere Segmente dazu gekommen und ausgebaut worden. Denn die gut betuchten Unternehmer, die sich oft ihren PS-Protzer in Melchingen kaufen, brauchen auch kleinere Firmenwagen für ihre Flotte. Und dann sind da die Filmausstatter oder auch Feuerwehren und DRKs die die sogenannten Blaulichtfahrzeuge kaufen.

Auch Hubschrauber Thema

Und schließlich - die Hubschrauber. Nachdem der erste gebrauchte von Trigema erst bei den Kanzens und dann in Israel landete, sind auch die Helikopter ein Thema in dem noch jungen aber stetig wachsenden schwäbischen Vorzeige-Unternehmen.

Trotzdem, ans Wegziehen hätten sie nie gedacht, betont Michael Kanz sein oft beschworenes und bewusst gelebtes "Landeiertum"“ im heimischen Melchingen. Und wenn dann einmal im Jahr eine große Veranstaltung ist, bei der im Ort so richtig was abgeht und der eine oder andere Autoposer auch mal den Motor aufheulen lässt, "dann sollten die Nachbarn das schon auch mal aushalten", hofft er. Denn schließlich machen er und sein Bruder und ihr TV-bekanntes Unternehmen den Ort Melchingen und die Alb ja auch über die Maßen populär. Stimmt. So sehr, dass sogar James Bond jetzt Station machte.