Der ehemalige Förster Alois Willburger kritisierte in einer Streit-Schrift die Beweidung durch Schafe am Kornbühl. Heute findet deshalb ein Ortstermin statt. Foto: Rapthel-Kieser

Alois Wilburger kritisiert Beweidung auf unter Naturschutz stehendem Kornbühl.

Burladingen-Salmendingen - Für den Naturschutz eine "funktionslose Fläche" nennt der ehemalige Förster und Salmendinger Albverein-Ikone Alois Willburger den unter Naturschutz stehenden Kornbühl. In einer Streit-Schrift hat er die Beweidung durch Schafe heftig kritisiert.

Am heutigen Mittwoch findet deshalb ein Ortstermin mit der Naturschutzbehörde des Landratsamts, Ortsvorsteher Erwin Straubinger und engagierten Albvereinlern statt. Der Albverein Salmendingen übernimmt seit 1980 zusammen mit dem staatlichen Forstamt Burladingen regelmäßig Pflegeeinsätze auf dem weithin sichtbaren Kornbühl. Auf dem Salmendinger Hausberg steht die Salmendinger Kapelle, sie ist Wallfahrtsort und eines der beliebtesten Burladinger Fotomotive.

Bereits im Jahre 1983 wurde der Kuppelberg Kornbühl mit seinen insgesamt über elf Hektar zum Naturschutzgebiet erklärt. Sieben verschiedene Biotop-Ausrichtungen, so Willburger, ergeben sich dort. Sie beinhalten ein vielfältiges Floraangebot, in dem sich zahlreiche Blumen und Pflanzen, unter anderem die Silberdistel entwickeln konnten. Deshalb siedelten sich auch viele Kleinstlebewesen in dem Gebiet an, weil sie dort ihre Nahrung finden. Durch die Bestäubung wegen der kleinen Krabbel- und Flügeltiere wiederum konnte sich eine Vielzahl an Pflanzengesellschaften entwickeln. Um den Kornbühl haben Natur-Experten etwa 200 Pflanzen- und nahezu 350 Tierarten nachgewiesen, darunter 15 Heuschrecken- und 29 Tagfalterarten.

All das sieht der Albverein jetzt wegen der Überweidung durch die Schafe in Gefahr. "Es stellt sich die Frage: Frisches Schaffutter gegen Nahrungsquelle der Kleinfauna? Was ist dem Naturschutz wichtiger?", heißt es in Willburgers vierseitiger Zusammenfassung des Themas. Seit 1999 wurden wieder Schafe eingesetzt, um das Gras kurz zu halten, im Spätsommer wurden sie aufgetrieben. Seit 2009 passierte das sogar ab Mitte Mai. Diese Beweidungszeiten verhindern aber, so Willburger, dass viele der Blüten sich entwickeln und blühen können. Viele Kleinstlebewesen finden so keine Nahrung mehr. Orchideenarten seien "chancenlos", die Küchenschelle, Wiesensalbei, blutroter Storchschnabel, Graslilie und Salomonsiegel seien nur einige der Blumenarten, die bereits verschwunden seien. Auch die Silberdistel sei stark zurückgegangen. Zudem sorge der mehrmalige Schafauftrieb am Kornbühl wegen der Trittbelastung durch teilweise mehr als 300 Tiere für Bodenerosion an der oberen, bis zu 70 Prozent steilen Bergkuppe. "Der ohnehin erosionsgefährdete Bodenbewuchs wird losgetreten und abgeschwemmt", warnt Alois Willburger. "Der obere Südwestteil des Bühls gleiche einer Geröllhalde und Rollsteine überziehen die ganzen Hänge."

Hier ignoriere der Naturschutz sogar seine eigenen Bestimmungen, denn laut Paragraph vier Punkt drei dürfe die Bodengestaltung nicht verändert werden. Willburger spricht sich dafür aus, auf den oberen Hängen oberhalb des so genannten Vogelweges eine Schafbeweidung ganz zu verbieten. "Eine manuelle Pflege muss nicht teurer sein, auf jeden Fall ist sie pfleglicher."