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Stadt will sich Wildverbiss künftig von Pächtern bezahlen lassen. Forstdirektor Schmidt befürchtet Reibereien.

Burladingen - Ab heute gelten die neuen Jagdpachtverträge, die die Stadt Burladingen für die rund 40 Jagdreviere mit ihren Jägern geschlossen hat. Sie sollen für zwölf Jahre gelten. Bedeutendste Neuerung: Künftig will sich die Stadt den Wildverbiss von ihren Pächtern bezahlen lassen.

Da die Stadt Burladingen mit ihren 4520 Hektarn zu den fünf größten Waldbesitzern in Baden-Württemberg zählt und der Waldhaushalt in guten Jahren große Summen in den Haushalt spült, bleiben die Erhaltung und gute Durchmischung des Waldes und der Wildverbiss ein Thema in der Fehlastadt. Dementsprechend emotional und aufgeregt wurden die neuen Pachtverträge im Vorfeld diskutiert. Die Jäger drohten, die Verträge geschlossen nicht zu unterschreiben, es gab eine ausufernde und denkwürdige Bürgerfragestunde und Räte, die zwischen Jagdlobby, Haushaltsräson und Bürgervertretung hin und her gerissen waren.

Er wolle "Daumenschrauben" in die Verträge einbauen, hatte Bürgermeister Harry Ebert in einer der Gemeinderatssitzungen versprochen, als es um die Jagdverpachtung und den Wildverbiss in einigen Revieren ging. Anziehen müssen diese Daumenschrauben nun die Forstbeamten. Denn die sollen ab jetzt kontrollieren, wo der Wildverbiss zu "Zuwachsverlusten" im Waldhaushalt geführt hat, damit die schwarzen Schafe unter den Jägern künftig zur Kasse gebeten werden können. Rund 300 bis 400 Euro pro Hektar könnte das dann ausmachen, schätzen Experten.

Jäger sollen sich aktiv um den Schutz junger Bäume kümmern

Weitere Neuerung: Die Jäger sollen sich aktiver am Schutz der jungen Bäume beteiligen, sie mit Drahtrohren oder Plastikmanschetten versehen, damit Kitz und Co. nicht rankommen an das Leckerli. Denn wird der junge Trieb in der Mitte der kleinen Pflanze abgeknabbert, ist der Wuchs des Baumes um ein oder zwei Jahre zurückgeworfen, passiert dies mehrmals, kann der Baum erst viele Jahre später geerntet werden, der Verlust ist dementsprechend.

Für die zuständigen Forstbeamten bedeuten die neuen Pachtverträge also mehr Arbeit. Sie müssen genauer kontrollieren und dokumentieren. "Ein Kompromiss, der zu Ärger führt, es wird permanente Reibereien geben", fürchtet Forstdirektor Hermann Schmidt, der keinen Hehl daraus macht, dass er lieber einen anderen Weg gegangen wäre.

Im Großteil der Reviere, das betont Schmidt immer wieder, stimmt die Abschussrate, der Wildverbiss ist gering und die Jäger "schaffen mit". Deshalb hätte der Forstfachmann lieber auf das Prinzip Belohnung gesetzt, den Pächtern, die ihre Abschusszahlen einhalten und Wildverbiss so vermeiden, gute Jagdkonditionen geboten und an jene, in deren Revieren es junge Tannen und Fichten schwer haben zu wachsen, nicht mehr verpachtet und damit mal ein Zeichen gesetzt.

Schmidt plädiert für ein Umdenken bei der Bewirtschaftung

Der Gemeinderat entschied sich aber anders, und der zuständige Forstdirektor macht kaum ein Geheimnis daraus, dass er mit der Regelung nicht glücklich ist. Schmidt plädiert für ein Umdenken, wenn es um die Bewirtschaftung der Reviere geht: Im Winter zu füttern und Wildpopulationen künstlich hochzuhalten, davon hält der Forstdirektor, der selber auch Jäger ist, nicht viel. Er setzt darauf, die Zahl der Tiere klein zu halten, was letztlich bessere Bedingungen für die einzelnen Tiere bedeute. "Dies ist aber schwer in manche Köpfe hineinzukriegen", so Schmidt.