Tadellos gekleidet und geistig fit – auch mit 100 Jahren ist Gauselfinger Ferdinand Kanz noch gut in Form. Foto: Bender Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Ferdinanz Kanz aus Gauselfingen feiert außergewöhnlichen Geburtstag

Auf ein komplettes Jahrhundert Lebensgeschichte kann Ferdinand Kanz am heutigen Montag zurückblicken. Er wird heute 100 Jahre alt.

Burladingen-Gauselfingen. Ferdinand Kanz ist in Gauselfingen ein Begriff. Hier wurde er am 5. August 1919 geboren, hier hat er schöne Jahre mit seiner Familie verbracht, ein Unternehmen aufgebaut, hier lebt er bis heute in seinem Eigenheim.

"Das Glück war mein Begleiter", sagt der Jubilar froh. Neben Glück profitierte Ferdinand Kanz in seinem langen Leben aber auch von seinem fundierten Wissen und unternehmerischen Können. 1933 absolvierte er eine kaufmännische Lehre im Burladinger Textilbetrieb Johann Sauter, und dort arbeitete er, bis er im April 1939 zum Arbeitsdienst am Westwall abkommandiert wurde.

Dass er im Krieg als Soldat nicht direkt an der Front eingesetzt wurde, verdankt er seiner guten Ausbildung in der Pionierschule, die sich an seinen Arbeitsdienst anschloss. Er stellte sich so geschickt an, dass er im Mai 1941 nach Paris zur Nachschubverwaltung kam.

So überstand er den Krieg, und nach der Rückkehr feierte er 1948 Hochzeit mit Frieda Eisele. Acht Jahre später machte sich der bis dahin Leitende Angestellte der Firma Johann Sauter in Gauselfingen mit einer Textilfirma selbstständig.

Bis zu 150 Mitarbeiter, Heimarbeiterinnen mitgerechnet, waren bei der Babymodenfirma von Ferdinand Kanz beschäftigt. Dabei legte er soziale Verantwortung an den Tag, so dass einige im Ort heute noch von den "schönen Zeiten" in diesem Betrieb schwärmen.

Seine beiden Söhne wollten nicht in die Firma einsteigen – Lothar wurde Mediziner, Hans-Peter Textiltechniker – so dass Ferdinand Kanz 1982 seine Firma verkaufte. Er hatte damals erkannt, dass dunkle Wolken über der Textilbranche aufziehen werden. Die Firma musste später dann tatsächlich geschlossen werden.

Den Ruhestand nutzten Ferdinand und Frieda Kanz für Reisen. "Ich kenne ganz Europa", sagt der 100-Jährige. Auch New York wurde besucht, als Sohn Lothar dort wissenschaftlich arbeitete. Eine abenteuerliche Reise führte die Familie Kanz 1991 über den Amazonas durch Brasilien. Seit vier Jahren ist Ferdinand Kanz Witwer, aber er fühlt sich nicht alleine. Fast täglich erhält er Besuch, und er versorgt sich selbst. Nur fürs Kochen, Waschen und Bügeln hat er eine Hilfe. Bis vor vier Jahren ist er sogar noch Auto gefahren. Und jeden Tag liest er die Zeitung.

"Den Schwarzwälder Boten kenne ich seit fast 100 Jahren", meint der Jubilar verschmitzt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung gehört auch zur täglichen Lektüre, denn auch mit 100 Jahren ist er noch geistig fit, interessiert sich für Politik, liest gerne Reportagen. Und körperlich geht es ihm auch ganz gut. "Ich bin ärztlich gut versorgt", sagt der Rentner lächelnd mit Blick auf seinen Sohn Lothar.

Gefeiert wird im Familienkreis, zu dem auch vier Enkel gehören. Zu viel Aufwand wünscht er nicht, auf ein Ständchen von Musik- und Gesangverein verzichtet er, auch wenn er praktisch in jedem Gauselfinger Verein Mitglied ist. Er ist eben glücklich und zufrieden.