Schon vor der Bundestagswahl am 26. September 2021 werden Stimmungs- und Meinungsbilder der Bevölkerung erhoben. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Verringern die Sozialdemokraten den Abstand zur Union oder liegt diese noch mit deutlichem Vorsprung unangefochten an der Spitze? Umfragen zur Bundestagswahl 2021 zeichnen ganz unterschiedliche Meinungsbilder.

Stuttgart - Während die Sozialdemokraten laut einigen Umfrage-Ergebnissen dicht an die CDU/CSU heranrücken, sieht die aktuelle Allensbach-Umfrage die Union mit deutlichem Vorsprung vor der SPD. Die Reihenfolge der drei womöglich stärksten Parteien bleibt allerdings die Gleiche: An der Spitze steht die Union, gefolgt von der SPD und dem Bündnis 90/Die Grünen.

Der neuen Allensbach-Erhebung zufolge steht die Union – ganz anders als in anderen Umfragen zur Bundestagswahl – in der Wählergunst deutlich vor den anderen Parteien. Nach Daten des Instituts für Demoskopie (IfD) Allensbach im Auftrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ liegen CDU und CSU bei 27,5 Prozent - ein Rückgang um 2,5 Punkte im Vergleich zum Juli. Die SPD kommt demnach auf 19,5 Prozent (plus 2,5 Punkte). Die Grünen fallen um 2 Punkte auf 17,5 Prozent. FDP (minus 1 Punkt) und AfD (plus 1,5) kommen Allensbach zufolge auf 11 Prozent (minus 1 Punkt). Die Linke gewinnt einen halben Punkt und liegt bei 7,5 Prozent.

Forsa zeichnet ein anderes Bild

In anderen Umfragen war die Union zuletzt auf deutlich weniger Stimmenanteile gekommen und hatte nur einen geringen Vorsprung vor der SPD. So zeichnen Umfragen zur Bundestagswahl des Meinungsforschungsinstituts Forsa ein ganz anderes Bild: Demnach überholt die SPD die Grünen und verringert den Abstand zur Union deutlich. Die Sozialdemokraten um Kanzlerkandidat Olaf Scholz gewinnen im RTL/ntv-Trendbarometer demnach gegenüber der Vorwoche zwei Prozentpunkte hinzu und liegen mit 21 Prozent nur noch zwei Punkte hinter der Union, die bei 23 Prozent verharrt. So dicht hatten sie auf CDU und CSU zuletzt im März 2017 aufgeschlossen, als ihnen die Nominierung des letztlich gescheiterten Kanzlerkandidaten Martin Schulz vorübergehend Aufschwung verlieh. Die Grünen verlieren nach der Forsa-Umfrage einen Punkt und rangieren nun bei 19 Prozent.

Die Forsa-Werte der anderen Bundestagsparteien änderten sich nicht: FDP 12 Prozent, AfD 10 und Linke 6. Die sonstigen kleineren Parteien erreichen zusammen weiterhin 9 Prozent, aber keine von ihnen kommt in die Nähe der 3-Prozent-Marke. Die Zahl der Nichtwähler und Unentschlossenen liegt demnach bei 26 Prozent und damit über dem Anteil der Nichtwähler bei der Bundestagswahl 2017 (23,8).

Forsa-Chef Manfred Güllner sieht den Spielraum für die SPD nach oben als begrenzt an. SPD-Kanzlerkandidat Scholz profitiere von der Schwäche der beiden anderen Kandidaten, sagte Güllner zu ntv.de. „Viele trauen ihm das Amt des Kanzlers durchaus zu, werden ihn aber nicht wählen, weil er die SPD am Bein hat. Die wird weiterhin sehr kritisch gesehen.“ Unter den drei Parteien mit einem Kanzlerkandidaten sei die SPD nach wie vor die Partei, der man am wenigsten zutraue, die Probleme in Deutschland zu lösen, sagte der Meinungsforscher.

Mehrere Koalitionen möglich

Rechnerisch könnten der Mitteilung zufolge CDU/CSU und SPD das Kanzleramt beanspruchen, nicht aber die Grünen. Die deutlichste Mehrheit hätte eine Koalition aus Union, SPD und FDP. Auch ein Bündnis von Union, Grünen und FDP oder von SPD, Grünen und FDP wäre möglich. Eine nur knappe Mehrheit hätte derzeit auch ein rot-rot-grünes Links-Bündnis.

Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten. Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.