Die neuen deutschen Meister mit Präsident Andreas Rapp, den Ehrenpräsidenten Jörg Gänger und Horst Rapp sowie dem neuen, noch namenlosen Vereinsmaskottchen Foto: Tom Arendt

Die KTV Straubenhardt rückt durch ihren achten Titel als Mannschaftsmeister im Kunstturnen dem Rekordmeister SC Cottbus immer näher auf die Pelle.

Schon vor der Saison als großer Favorit auf den Meistertitel gehandelt, wurde das Team von Trainer Brian Gladow dieser Rolle am Samstagnachmittag in der ratiopharm Arena in Neu-Ulm in beeindruckender Weise gerecht. Im DTL-Finale besiegten die Schwarzwälder unter dem frenetischen Jubel der über 150 mitgereisten Fans, den TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau mit 48:17. Im „kleinen Finale“ erreichte die TG Saar gegen Vorjahresmeister TuS Vinnhorst den dritten Platz.

Boden

Bereits von der ersten Übung am Boden an machte Straubenhardt klar, dass das Team den achten Titel mit auf die Heimreise in den Schwarzwald nehmen wollte. So sammelte der kanadische Nationalturner Felix Dolci mit seiner mit akrobatischen Sprüngen und statischen Halteelementen, in der Schlussbahn mit einem Salto rückwärts mit Dreifachschraube gespickten Kür, die ersten vier Scorepunkte.

Pascal Brendel, trotz etwas Trainingsrückstand, und Bodenspezialist Nick Klessing erturnten die weiteren Zähler. Lediglich Dario Sissakis musste nach einem Sturz die Punkte seinem Gegner überlassen.

Pauschenpferd

Am Pauschenpferd demonstrierte die KTV ihre Dominanz und wurde seiner Favoritenrolle weiter gerecht. Illia Kovtun, Vizeweltmeister im Mehrkampf, brillierte mit vier weiteren Scores gegen Glenn Trebing. Aber auch Illie Daniel Popescu, Ivan Rittschik und Barren-Weltmeister Lukas Dauser gewannen ihre Duelle zum 11:0-Gerätesieg.

Ringe

Lediglich an den Ringen konnte der TV Wetzgau der KTV Straubenhardt einen Gerätepunkt abnehmen. Während Dolci als einziger Straubenhardter sein Duell mit drei Scores gewonnen hat erzielten Sissakis und Klessing jeweils ein Unentschieden. Nils Dunkel, noch genadicapt durch seine Erkrankung, musste sein Duell gegen den für Wetzgau startenden amerikanischen Spitzenturner Yul Moldauer abgeben. Mit einem Geräteergebnis von 3:3 Scores und einem in der Zwischenzeit auf 22:8 angewachsenen Zwischenstand konnten die Straubenhardter jedoch gelassen ihren Pausentee genießen.

Sprung

Mit einem sauber gesprungenen Kasamatsu erhöhte Dolci am Sprung das Punktekonto der Straubenhardter um zwei weitere Scores. Nick Klessing (Überschlag Doppelsalto) und der kubanische Nationalturner, Manrique Larduet Bicet sprangen in ihrem Duell zu einem Remis. Brendel erzielte dann wieder zwei weitere Scores für die Schwarzwälder, und nur der mit bereits 40 Jahren älteste Turner des Wettkampfs, Popescu, verlor sein Duell knapp.

Barren

Für einen der Höhepunkte des Wettkampfs sorgte Barren-Weltmeister Lukas Dauser, der an seinem Königsgerät die Tageshöchstwertung von 15,00 Punkten turnte. „Es war nicht die komplette Übung. Aber mit 15 Punkten kann man international schon vorne mitturnen“ betonte der Topscorer (13 Zähler) der KTV Straubenhardt, der mit dieser Übung seiner Mannschaft ebenso satte fünf Scorepunkte einbrachte wie Ilia Kovtun, der seinerseits mit einem D-Wert von 6,7 die technisch schwierigste Kür präsentierte. Mit reell 14,95 Punkten kratzte er aber an der magischen 15,00.

Nils Matache und Nick Klessing mussten sich in diesem Weltklassedurchgang ihren Wetzgauer Duellanten geschlagen geben.

Reck

Zum Abschluss des großen Finales bekamen die Zuschauer einen weiteren Leckerbissen geboten. Am Reck zeigte Straubenhardts Andreas Bretschneider traumhaft sicher sein nach ihm selbst benanntes Element, Doppelsalto mit Doppelschraube über die Stange zum Wiederfassen. Kovtun und Rittschik gewannen ihre Duelle ebenfalls, und mit weiteren fünf Scores überzeugte Dauser auch am Reck.

Endergebnis

Der neue deutsche Meister entschied letztlich souverän die Gerätewertung mit 11:1 zu seinen Gunsten und schaffte damit auch die Revanche für 2022, als die Riege im Duell um Platz drei Wetzgau deutlich 27:37 unterlag.

Reaktionen

Barrenweltmeister Dauser zeigte sich insgesamt sehr zufrieden mit seiner glänzenden Saison und dem verdienten Titelgewinn mit Straubenhardt. Die Schwarzwälder erklommen erstmals seit 2019 wieder das oberste Siegerpodest. „Jetzt freue ich mich erstmal auf Urlaub. Nächstes Jahr greifen wir wieder an“, kündigte Dauser an.

Sein Ziel mit der KTV ist es, auch in den kommenden Jahren eine Mannschaft zu stellen, die vorne mitturnen kann. „Es ist einfach immer wieder besonders, Meister zu werden, vor allem mit der Mannschaft. Natürlich ist das nicht mit einer Weltmeisterschaft zu vergleichen, da glaube ich brauche ich jetzt auch nicht irgendwie was schönreden. Aber es hat für mich trotzdem einen sehr, sehr hohen Stellenwert, gerade für den Verein auch. Viele Leute, die dort arbeiten, die uns unterstützen, von Sponsoren, über alle möglichen Volunteers, welchen die Hallen aufbauen und so weiter. Das ist unser Dank an die Leute vor Ort, und deswegen war das heute eine wunderschöne Sache“ führt der 30-Jährige zufrieden aus.

Die Fans

„Letzten Endes haben wir es nicht geschafft noch fehlerfreier zu turnen. Wir haben zwei grobe Fehler gehabt, sonst hätten wir Straubenhardt zumindest etwas unter Druck setzen können“, erkannte Wetzgaus Andreas Toba den Kräfteunterschied an. „Sie haben heute einen richtig guten Job und Wettkampf gemacht und sind deshalb auch völlig verdient deutscher Meister geworden.“

Besonders die Stimmung sorgte nit nur bei Toba für Gänsehautmomente: „Es macht einfach Spaß, hier zu turnen. Es ist immer eine geile Stimmung. Wir haben die besten Fans in Deutschland, wenn nicht sogar auf der Welt“.