Emma Weiß und Günther-Martin Pauli Foto: Hirt

Beim Bürgerdialog von Lamndrat Günther-Martin Pauli war diese woche die Albstädter Sportlerin Emma Weiß zu Gast. Weiß berichtete unter anderem über ihre Erfahrungen bei Olympia.

Zollernalbkreis - Zum 37. Mal hat Landrat Günther-Martin Pauli zum Online-Bürgerdialog eingeladen. Und dieses Mal war vieles anders: Die 22-jährige Emma Weiß war der jüngste Gast, der bisher über die Online-Kanäle des Landratsamts zu Wort gekommen ist.

Die Freestyle-Skifahrerin aus Albstadt war darüber hinaus die erste Olympionikin aus dem Zollernalbkreis, die mit Pauli über sich, über ihre Karriere, ihre Ziele, über Corona und den Ukraine-Krieg plauderte – und die am Ende anhand ihrer eigenen Erfahrungen allen jungen Menschen Mut machte: Wer richtig und mit Herzblut sein Ziel verfolge, könne alles erreichen, versicherte sie.

Skiakrobatik in die Wiege gelegt

Aber wie kommt man zur Skiakrobatik, springt von der Schanze 15 Meter hoch, schafft in der Luft zig Schrauben und Salti? Das, sagt sie lachend, sei ihr "in die Wiege gelegt" worden. Ihr Vater habe Skiballett gemacht, habe 1992 an den Olympischen Spielen in Albertsville teilgenommen, sei danach Buckelpistentrainer geworden. "Mit 14 hat mich der Schweizer Bundestrainer gefragt, ob ich ins Schweizer Team wechseln will." Sie habe zugesagt und die Entscheidung nicht bereut. Mit dem Wechsel von der Buckelpiste zu den "Aerials" sei ihr klar geworden, was sie wirklich wollte: Olympia.

Sport mitunter gefährlich

Um die Qualifikation zu schaffen, musste sie unter den Besten sein. Im "Top 25", denn es stünden nur 25 Quotenplätze zur Verfügung. Gefährlich? Nun ja, Kreuzbandrisse würden häufig vorkommen. Sie selbst habe vor zwei Jahren einen komplizierten Oberarm-Bruch gehabt. Trainiert werde in der Schweiz, aber auch in Finnland, China, den USA, Russland und Weißrussland. "Die letzten beiden fallen jetzt wohl weg", bemerkte Weiß.

Nebenbei lese sie gerne, meditiere, setze sich mit weltlichen, philosophischen und politischen Themen auseinander. Für die "Partyszene" bleibe da wenig Zeit. Denn sie hat ein Ziel: auch an den nächsten Olympiaden teilzunehmen.

Studium als zweites Standbein

Parallel dazu studiere sie Gesundheitsmanagement, im Fernstudium, als "zweites Standbein". Im nächsten Jahr werde sie wohl ihren Bachelor machen. Wie sie das finanziert? Vom Deutschen Skiverband gebe es keine Unterstützung, sagt sie. "Aber meine Eltern tragen viel dazu bei." Und ein paar Sponsoren habe sie auch. Was nicht bedeute, dass auf ihrem Ski-Dress nicht noch Platz für ein paar weitere wäre, fügt sie lachend hinzu.

Mit Corona infiziert

Corona? Im November sei sie an Corona erkrankt, Delta-Variante. Sie sei zwar genesen, aber die Tests hätten danach ab und zu wieder positiv angeschlagen. Nach China sei sie mit Verspätung geflogen, erst nach zwei negativen PCR-Tests. Dort sei sie wieder positiv getestet worden, habe dann aber doch noch teilnehmen dürfen.

Die Politik in China? Manche Sportler interessiere es, manche würden sich nur um ihren Sport kümmern. "Gerade in Ländern, die eine fragwürdige Politik betreiben, hat der Sport einen sehr hohen Stellenwert. Zum Beispiel in China oder in Russland." Und: Wenn sie selbst die Olympischen Spiele boykottiert hätte, "dann hätte es niemanden interessiert".

Kriegsbeginn in Russland mitverfolgt

Den Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine hat sie mit dem Schweizer Team in Jaroslawl erlebt. Von dort sollte es nach Moskau gehen, aber es kam anders. "Die Atmosphäre war angespannt, wir beschlossen, zurückzufahren", erzählt sie. Krieg? Als junger Mensch könne man sich nicht vorstellen, "was in den Menschen dort vorgeht, wie es ist, in der Situation zu sein". Unter den Ukrainern habe sie Freunde gehabt, die seien zurückgefahren in den Krieg – wie Oleksyndr Abramenko, der einzige Medaillengewinner aus dem ukrainischen Team.