Der Musikverein Brigachtal spielt in der Allerheiligenkirche. Foto: Hahnel Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Der Musikverein nutzt die Allerheiligenkirche als Klangraum und vereinnahmt seine Zuhörer

Der Brigachtaler Musikverein (MV) bot ein wunderschönes und mit Heimat betiteltes Kirchenkonzert. Fotografien von Sebastian Wehrle gaben dem Konzert einen Rahmen.

Brigachtal. Die Allerheiligenkirche war hervorragend besetzt. Die etwas später gekommenen Konzertbesucher mussten ihre Autos entlang der Seitenstraßen parken.

Das Jugendorchester Dreiklang um Dirigentin Christine Wigant wird von Jahr zu Jahr besser: Der Nachwuchs begann mit "The Adventure Begins" aus der Feder von Matt Conoway, die finale Interpretation von "Süßer die Glocken" hatte es richtig in sich. Arrangeur Martin Scharnagel hat den Weihnachtsklassiker als Fantasie teils neu konzipiert, den Jungs und Mädels von Dreiklang gelang dabei eine tolle und fehlerfreie Wiedergabe. Der Vorsitzende Udo Fünfschilling beglückwünschte den Nachwuchs mit langem Klatschen und die Sprösslinge entschwanden mit vernehmbar stolzen Gesichtern.

Überaus wuchtig und fast etwas langatmig verschaffte sich dann das Große Orchester unter der Leitung von Volker Rückert Gehör. Das Stück "Homeland" von Otto Schwarz hallte in der Allerheiligenkirche sehr kräftig wieder. Der intensiven Komposition folgte der von Stephen Melillo aufs Papier gebrachte Kontrapunkt "Furusato". Das sich am Heimatbegriff ausrichtende Tongedicht hat eine eigene Klangfarbe und dürfte für manches Zuhörerohr gewöhnungsbedürftig gewesen sein. Aan Mijn Vaderland, Silva Nigra und Jacob de Haans recht bekanntes "The Musical Village" reihte sich an, ganz zum Schluss sollte sich die Spannung noch etwas steigern. Im Vorfeld des Konzerts hatte der Musikverein den Einsatz eines "ganz besonderen Instrumentes" angekündigt – man hielt sich tatsächlich bedeckt. Der ein oder andere dürfte es aber geahnt haben. Dann gab es die Auflösung: Der MV stieß nochmals kräftig ins Blech, hinzu gesellte sich die frisch überholte Mathis-Orgel – die Dachbalken der Allerheiligenkirche durften nennenswert in Schwingung geraten sein.

Saubere Darbietung des Musikvereins nach einer fast halbjährigen Vorbereitung und nach etlichem Kopfzerbrechen seitens Volker Rückert – wer das diesjährige Kirchenkonzert nicht gehört und nicht gesehen hat, hat definitiv etwas verpasst.

Die Fotografien des gebürtigen und mittlerweile sehr erfolgreichen Waldkirchers Sebastian Wehrle waren in der Allerheiligenkirche ebenfalls zu sehen – als Ausstellung übrigens erstmalig in Brigachtal. Wehrle muss nicht mehr vorgestellt werden. Angesichts der großen und qualitativ überdurchschnittlichen Bildnisse fragte sich der Kommunale Josef Vogt: "Wie oft musste Wehrle wohl abdrücken, um die mit Kopfschmuck versehenen Kühe so passend ins Format zu bekommen? Die Tiere halten doch nicht still, wenn vor ihnen Kameras und Leuchten stehen!"