Dass hier ein Gewerbegebiet entstehen soll, liegt manchen schwer im Magen. Foto: Teubert Foto: Schwarzwälder Bote

Petition: Interessengemeinschaft sammelt 870 Unterschriften aus Brigachtal gegen Gewerbegebiet Kreuzäcker

Die Brigachtaler Interessengemeinschaft (IG) Kreuzäcker macht weiter gegen das Gewerbegebiet und die Verkehrsanbindung Ost mobil. In einer Online-Petition fordert sie die Verwaltung und den Gemeinderat auf, die Planungen einzustellen und nicht weiter zu verfolgen.

Brigachtal. In einem Schreiben hinterfragt die IG das Vorhaben und stellt die Frage, was sich wirklich hinter der Planung zum Gewerbegebiet Kreuzäcker verbirgt. Seit Jahrzehnten sei die Gemeinde Brigachtal ohne Erfolg auf der Suche nach weiteren, zusammenhängenden Gewerbeflächen für heimische Betriebe.

Für Brigachtal sei es aus diversen Gründen wie Topografie, der geografische Lagen, dem Naturschutz, dem Landschaftsbild oder der Nähe zu Wohngebieten einfach nicht möglich, "und man sollte das endlich akzeptieren", heißt es. Die Bürger hätten sich auch in der Vergangenheit mehrfach erfolgreich gewehrt. Die Unterschriftenaktion gegen das Gewerbegebiet Kreuzäcker sei die größte ihrer Art in der Geschichte Brigachtals, in der bisher 870 Einwohner Nein zu diesem Vorhaben gesagt hätten, das entspreche rund 23 Prozent der Wahlberechtigten.

"Selbst mit diesem beeindruckenden Ergebnis zeigt uns die Gemeindeseite eine kalte Schulter, denn die Planungen laufen, trotz Corona, im Hintergrund weiter", stellt die IG fest. Das mit 11,7 Hektar geplante Gewerbegebiet Kreuzäcker solle, laut der auf der Homepage veröffentlichten Gemeindeentwicklung 2040, jetzt noch mit fünf Hektar im Steinbruchgelände getoppt werden, also gebe es 17 Hektar zusätzliche Gesamtgewerbefläche. Das entspreche, mit den vorhandenen 12,7 Hektar einer Gesamtfläche von knapp 30 Hektar. Das sei fast die bewohnte Fläche von Überauchen, zieht die IG den Vergleich. Der Gemeinderat habe nichts davon gewusst, dass diese fünf Hektar zur Verfügung stehen und in die Planung aufgenommen worden seien, vermutet die IG und zitiert aus einem Schreiben des Gemeinderats Albrecht Sieber von der Liste Pro Brigachtal: "Das Steinbruchgelände befindet sich nicht im Eigentum und somit auch nicht in der Planungshoheit der Gemeinde."

So habe die Gemeinde auch die Bürgervertretung nicht ausreichend informiert. Bürgermeister Michael Schmitt habe mehrfach geäußert, dass heimische Betriebe Fläche brauchen, um sich zu entwickeln. Allerdings seien nicht Firmen auf ihn zugegangen, sondern er habe sie angesprochen. Die geplanten Ausmaße habe die Bevölkerung von Anfang an angezweifelt, da der Bürgermeister bisher immer versichert habe, das Gewerbegebiet sei ausschließlich für einheimische Firmen. Auf der Homepage der Gemeinde stehe unter dem Punkt Wirtschaftsförderung jedoch, dass sie auch neue Unternehmen nach Brigachtal locken wolle und dass sie e einheimischen Firmen ebenso Unterstützung zusichere wie Einmann- und großen Gewerbebetrieben. "Also nun doch auch ortsfremde Betriebe! Genau diese ortsfremden Betriebe bringen aber wieder zusätzlichen Verkehr in den Ort, da mit Sicherheit deren Beschäftigte nicht alle in Brigachtal wohnen werden", heißt es in der Mitteilung. Einer der Vorschläge der IG sei schon immer gewesen, den Steinbruch als Gewerbestandort zu nutzen, aber als Alternative und nicht als Ergänzung des Vorhabens mit Anbindung und Kreisstraße nach Osten, die sicher viel fremden Verkehr, speziell durch Überauchen und Kirchdorf, spüle. Auch Straßen in Klengen wären betroffen, darunter der Schulweg über die Schützenstraße, die dann eine Hauptverkehrsachse wäre.

Die IG fragt, warum die fünf Hektar im Steinbruch nicht erschlossen und bebaut würden, da dies weitgehend nur heimischen Verkehr bedeute. Dies sei eine Lösung, die keine enorme Naturbelastung und einen riesigen Flächenverbrauch auf Kreuzäcker mit sich bringe und vor allem keinen Durchgangsverkehr vom Schwarzwald zur Autobahn. Mit einem Gewerbegebiet "Steinbruch Süd" könnten auch die angedachten Wohngebiete "Mittelberg II" und "Bromenäcker II" angeschlossen werden, was zu einer Entlastung des Durchgangsverkehrs in der Hauptstraße und der Siedlerstraße in Klengen führen würde.

Angesichts des Plans für 2040 befürchtet die IG, dass aus dem idyllischen Brigachtal, das junge Familien mit Naherholungsflächen und erschwinglichen Bauplätzen in den ländlichen Raum ziehe, das genaue Gegenteil werden solle: "eine Kleinstadt mit rund 20 Prozent an Gewerbeflächen, massig neuem Verkehr, Luftverschmutzung, unsicheren Schulwegen, Zerstörung der Natur- und Naherholungsgebiete, Zunahme an Lärm, Beeinträchtigung der Lebensqualität, Minderung der Immobilienwerte, weitere, und nicht geringe, Pro-Kopf-Verschuldung".

Der normale Bürger profitiere nicht von diesem Vorhaben. Das beworbene "Attraktiver Leben" nähme erheblichen Schaden. Zu hoffen sei, dass die Haushaltsperre dem Ganzen einen Riegel vorschiebt und somit keine weiteren, kostspieligen Aufträge an Planungsbüros vergeben werden. "Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, bis zum Stopp, gegen dieses Projekt ankämpfen" zeigt sich die IG kämpferisch. Die Online-Petition laufe weiter bis 30. Juni.