Familiengrab im Kult der Bestattungen wie vor 1400 Jahren bei den Merowingern, entdeckt bei Wald-Begehungen im Eggwald bei Überauchen in den späten 1970er-Jahren.Foto: Bräun Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Abseits im Überaucher Eggwald / Steingräber und Grabhügel der Merowinger

Ein Grabhügel-Feld aus alemannischer oder gar aus merowingischer Zeit befindet sich im Überauchener Eggwald.

Brigachtal. In der Wald-Gemarkung Eggwald, zwischen der Landesstraße nach Tannheim, dort nach links auf den Binsenhofweg auf Höhe der Zufahrt beim Abzweig zu den Spitalhöfen folgt der Radler dem schwachen Anstieg nach Überauchen. Und schon nach 500 Metern liegt dort eine prä-historische Stätte, die als bescheidenes Grabhügel-Feld aus alemannischer oder gar schon aus merowingischer Zeit stammt.

Seit dem Jahr 1978 – entdeckt und kartiert von Paul Revellio – liegt dort für den Betrachter das offene Steingrab einer merowingischen Familie und gibt seither Rätsel auf, wieso die Alemannen grade hier die Tradition der Grabhügel-Bestattung wieder aufnahmen. Hat diese doch während der Latène-Zeit längst geruht, denn das alemannische Grabhügel-Grab blieb danach eher eine Ausnahme statt der typisch alemannischen Begräbnisform: dem Reihengrab.

Waren die Ausgrabungen beim Keltengrab am Magdalenenberg bei Villingen längst analysiert und wesentliche Ergebnisse zur Geschichte des frühen Menschen in diesem Alt-Siedlungsraum erbracht, die auch über die Baar hinaus bedeutend sind, wurden weitere Grabhügel im Umkreis des Magdalenenbergs populär erläutert.

Denn erst ab dem Jahr 2000 sind weitere flache, komplett aus Steinen aufgeschüttete Hügel, die man fälschlich für Stein-Lesehaufen gehalten hatte, als Grabhügel erkannt worden. Denn dieser Grabhügeltyp war auch im südwestdeutschen Raum weit verbreitet: von Lörrach über den Hochrhein, den Klettgau, die Baar bis zur Schwäbischen Alb.

Auf der Baar kennt man inzwischen 14 Gräberfelder mit insgesamt über 500 Hügeln dieser Art, auch wenn diese Grabhügel nicht sicher zu datieren sind. Vieles spricht jedoch dafür, Steinhügel dieser Art zeitlich in die Hügelgräber-Bronzezeit zu ordnen. So zeigen aktuelle Kartenbilder, dass kleine Steinhügel sich meist in Waldgebieten erhalten haben, weil diese in ackerbaulich genutzten Flächen schon früh abgeräumt wurden. Doch durch intensive Begehung wurde für die Hallstattzeit ein solches Gräberfeld auch nahe Überauchen entdeckt.

Eine vor Jahren erfolgte Untersuchung im Eggwald bei Überauchen legte den Verdacht nahe, dass es sich bei diesen kleinen Hügeln um die letzten ehemaligen Gräberfelder handelt, bei denen nur der größte Hügel "obertägig" sichtbar blieb.

Durch Manöver-Schäden, verursacht durch stationierte Streitkräfte, wurden im Wald bei Überauchen ortsfremde Steine freigelegt, worauf die Grabung 50 Meter neben einem bekannten "Einzelhügel", einen völlig verschleiften zweiten Hügel erbrachten, in dem noch sechs Bestattungen der Hallstattzeit und zwei der Merowinger-Zeit geborgen werden konnten.

Diese hallstattzeitlichen Gräber waren artgleich wie die Nachbestattungen am Magdalenenberg, überdeckt mit geologisch ortsfremden Sandsteinblöcken. Und auch die Grabbeigaben zeigten bei einem Frauengrab Vergleichbares: Brustgehänge und verziertes Gürtelblech.

Viele Fragen zu den Jahrhunderte alten Steingrab-Hügelfeldern blieben zwar unbeantwortet, doch hat sich für die Hallstattzeit das Fundbild um den Magdalenenberg deutlich verdichtet.

Und so gilt den Spezialisten als sicher, dass sich in räumlich geringer Distanz zum Magdalenenberg noch weitere Bestattungsplätze aus gleicher Zeit befinden, die Vergleichbares zum Fürstenhügel zeigen könnten.

So wurden bei der Fundstelle Überauchen in grauer Vorzeit mehrere kleinere Hügel nebeneinander angelegt – die wie der Magdalenenberg auffallend nahe an die geologischen Schichtstufen Muschelkalk/Buntsandstein grenzen.

Daraus wird abgeleitet, dass es einen Zusammenhang gibt mit dem noch in der Neuzeit im Bregtal betriebenen Eisenabbau. Somit ist durchaus denkbar, dass dieses Erz auch für die hallstattzeitliche Bevölkerung der Baar einen wirtschaftlichen Hintergrund darstellte.

Als um 230 nach Christus die kämpferischen Einfälle der Alemannen das ruhige Leben der Bewohner im Hinterland des obergermanischen Limes nach einer Phase des wirtschaftlichen Wohlstandes gefährdeten, wurden viele römische Gutshöfe in jener Zeit aufgegeben, darunter wohl auch der römische Gutshof samt Bad-Anlage von Überauchen. So deutete auch eine Brandschicht in den archäologisch untersuchten Resten des Gutshofes von Überauchen auf eine Zerstörung durch Feuer hin. Somit darf davon ausgegangen werden, dass Alemannen und später die Merowinger dieses Siedlungsgebiet übernahmen und einnahmen und hier auch einen besonderen Totenkult pflegten.