Das THW hat in eisiger Nacht das Dach abgedeckt. Foto: THW OV Calw

Schock am Samstagnachmittag für die Bewohner eines Mehrfamilienhauses am Unteren Welzberg in Calw: Aus einer Dachgeschosswohnung schlagen Flammen. Innerhalb einer Stunde ist das Feuer gelöscht. Alle Personen bleiben unverletzt, eine Katze stirbt. Die Nacharbeiten des THW dauern bis Sonntagnachmittag.

Calw - Am Samstag, gegen 13.45 Uhr, wird nach den Angaben der Polizei der Dachstuhlbrand in dem Mehrfamilienhaus gemeldet. Die Einsatzkräfte sind nur vier Minuten später vor Ort – das Magazin der Calwer Feuerwehr liegt nicht weit entfernt und es läuft dort gerade eine Weiterbildung für Führungskräfte. Es schlagen offene Flammen aus dem Dach.

Die Bewohner des Gebäudes, die sich selbst nach draußen retten können, und Nachbarn umliegender Häuser beobachten das Geschehen mit gebotener Distanz vom gegenüberliegenden Gehweg aus. Es herrscht Fassungslosigkeit. In der Straße kennt jeder jeden. Ein Nachbar nimmt sofort per Handy Kontakt zu den Bewohnern der brennenden Wohnung auf und so wird schnell klar: Die junge Familie ist nicht zu Hause und unversehrt. Ihre Katze kommt indes bei dem Brand ums Leben und kann später nur noch tot geborgen werden.

Umsichtige Löscharbeiten: Wasserschäden können begrenzt werden

Über eine Drehleiter beginnen die Löscharbeiten von außen. Parallel dazu wird die Wasserversorgung in das Treppenhaus aufgebaut und die ersten zwei Angriffstrupps mit je zwei Personen gehen gezielt in die Wohnung zur Brandbekämpfung, ist in einer offiziellen Mitteilung des Kreisfeuerwehrverbands zu lesen. Die Räume neben der Brandwohnung werden demnach etwas am Dach und mit einem kleinen Wasserschaden in Mitleidenschaft gezogen. Die restlichen Einheiten unter der Brandwohnung haben – Stand Samstagabend – keinen Wasserschaden abbekommen. Das ist laut Verband "auf einen sparsamen, aber zielgerichteten Einsatz des Löschwassers der Einsatzkräfte zurückzuführen". Das Gebäude ist laut Feuerwehr ab diesem Zeitpunkt ohne Strom, bis die Elektroinstallation überprüft worden ist.

Betroffene Familie wird psychologisch betreut

Während des Feuerwehreinsatzes werden Kräfte der Psychosozialen Notfallversorgung nachalarmiert. Sie kümmern sich um die junge Familie, die zurückgekehrt ist und plötzlich kein Dach mehr über dem Kopf hat. Oberbürgermeister Florian Kling ist ebenfalls vor Ort. Er hat die Familie vorübergehend in einem Hotel untergebracht.

OB Kling dankt Einsatzkräften

Feuerwehr-Einsatzleiter Steffen Kuhn sagt: "Es war gut, dass wir bei unserer Ankunft wussten, dass niemand mehr im Gebäude war und keine verletzten Personen zu beklagen sind". Oberbürgermeister Florian Kling dankt den Einsatzkräften: "Es ist gut zu wissen, dass wir in Calw uns auf eine so gute und professionell arbeitende Feuerwehr verlassen können".

Keine Glutnester mehr

Gegen 15.50 Uhr melden die Helfer "Feuer aus". Nach dem Einsatz und am Abend wird die Brandwohnung mehrfach mit einer Wärmebildkamera auf etwaige Glutnester überprüft. Es wird nichts Auffälliges mehr festgestellt, das Haus ist teilweise bewohnbar, wird festgestellt, wenn auch erst einmal ohne Strom.

Logistisch, technisch und körperlich eine enorme Herausforderung

Nach dem Einsatz der Feuerwehr beginnt für zahlreiche Kräfte des Technischen Hilfswerks aus Calw, Böblingen, Stuttgart und Pforzheim die Arbeit, die sie logistisch, technisch und körperlich enorm fordert – wie sich zeigen wird, bis zum frühen Sonntagnachmittag. Die genannten Ortsverbände sind seit Samstag gegen 15.30 Uhr wechselnd vor Ort. Der Technische Zug des Calwer Ortsverbands sichert zunächst wegen der bald hereinbrechenden Dämmerung die Beleuchtung des Gebäudes mit großen Scheinwerfern, richtet einen provisorischen Wärmeraum für Helfer ein. Die Bergungsgruppe des THW klärt, ob und wo das Gebäude innen abgestützt werden muss.

Fachgruppe aus Stuttgart transportiert Material

Hinzugezogen wird die THW-Fachgruppe Räumen des THW aus Stuttgart: "Wir haben über Nacht die gesamte Dachkonstruktion nachgebaut. Dafür hat diese Gruppe Holzplatten und anderes Material mit einem Bagger Richtung Dachgeschoss gehievt", berichtet Mick Blaich, beim THW-Ortsverband Calw zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, am Sonntagmorgen im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Wegen eines unterhalb hervorstehenden Balkons ist das ein kniffliges Unterfangen.

Dacharbeiten bei bis zu minus 14 Grad Celsius

Von der Bergungsgruppe Böblingen ist laut Blaich ein Baufachberater vor Ort, der die Statik des Gebäudes beurteilt. Dann trifft die Ablöse aus Böblingen mit Zugtruppe, Bergungsgruppe und Fachgruppe Pforzheim ein. "Das Material, um das Dach wieder abzudichten, war zum Teil bei uns vorhanden, zum Teil musste aber zusätzliches parallel zum Einsatz besorgt werden", so der THW-Sprecher. Seit dem späten Samstagnachmittag bis Sonntagnachmittag geben rund 40 THW-Einsatzkräfte alles, nachts zum Teil bei klirrenden minus 14 Grad Celsius hoch oben auf dem beschädigten Dach.

Auch die kommenden Tage wird die vom Brand betroffene Familie – drei Erwachsene und ein Kleinkind – nicht auf sich gestellt sein. OB Kling will gemeinsam mit den Betroffenen Anfang dieser Woche ihre Wohnsituation und das weitere Vorgehen bei der Suche nach einer neuen Bleibe besprechen.